Ich denke, es kommt darauf an, in welchem - ich nenn das jetzt mal - "Milieu" man sich aufhält. Hierzu drei Beispiele aus eigener Erfahrung (die nicht den Anspruch haben, aufs große Ganze zu schließen):
Erstes Beispiel:
Ich habe im letzten Jahr ein Frau kennengelernt, die sich sehr mit Gender-Studien beschäftigt. Wir redeten über Geschlechter-Rollen und im Verlauf des Gesprächs kam ich darauf, dass ich den Eindruck habe, dass ein Teil der jungen Frauen es ablehnt, äußerlich als solche erkennbar zu sein, weil sie sich nicht mit der von der Gesellschaft vorgebenen "weiblichen Rolle" identifzieren. Sie pflichtete mir bei und sagte, dass in dieser Szene gerade deshalb gerne mit Geschlechterrollen gespielt wird. Frauen rasieren sich die Kopfhaare ab, verzichten auf Schminke, tragen Männerklamotten. Und sie sagte auch, dass nicht wenige Frauen in der Szene darauf verzichten, ihren Körper zu rasieren. Also Achselhaare, Schamhaare, Beine... Das Motto ist: Du sollst mich nicht als Frau, sondern als Mensch wollen.
Zweites Beispiel:
Ich hatte Anfang des Jahres eine stürmische und sexuell sehr befriedigende Liaison mit einer 22-jährigen. Sie achtete sehr auf ihr Äußeres. Wenn ein Spiegel in der Nähe war, ließ sie die Gelegenheit nicht ungenutzt, in ihn zu schauen. Ihre Lieblingsserie: Germanys next Topmodel. Eines ihrer Lieblingshobbies: Shoppen. Sie war komplett rasiert.
Drittes Beispiel:
Aktuell treffe ich mich ab und zu mit einer 35-jährigen, erfahrenen Casual-Daterin, die nicht in Swingerclubs geht. Ihre Bikinizone ist rasiert, das Übrige gestutzt.
Wie ich schon schrieb, sind das persönliche Erfahrungen, die nicht verallgemeinern sollen.
Ich selbst rasiere mir nur die Eier regelmäßig, den Rest stutze ich. Ich fühle mich damit wohler. Bisher hat sich keine Frau, mit der ich intim war, darüber beschwert, dass da Haare sind. Ich bin der Meinung, dass es darum geht, dass man gepflegt ist. Gepflegt bedeutet für mich nicht, dass es rasiert sein muss. Sauber muss es sein. Ich mochte die rasierte Scham der 22-Jährigen. Ich mag ebenso die gestutzte Scham der 35-Jährigen. Ich muss aber zugeben: Eine Frau, die sich gar nicht rasiert/stutzt, ist in meinem Kopf eher schwierig. Wobei auch das nichts mit Reinlichkeit zu tun hat. Da spielt dann doch die Optik eine Rolle.
Wir alle sind geprägt von dem, was wir täglich erleben, mit dem wir regelmäßig konfrontiert werden und mit was wir uns auseinandersetzen (müssen).