Das Tabu "Mord" ist ein gutes Beispiel, fesselnd. Denn noch gar nicht so lange wurde aus etwas, das gesetzlich "Mord" genannt wurde, "Töten auf Verlangen" und ist einem juristischen Mord nicht mehr gleichgestellt. Selbst ein solches Tabu ist bereits unter bestimmten Umständen gefallen.
Tabus sehe ich, genauso wie Grenzen, lediglich als Momentaufnahmen. Sie sind zwar beständiger als Grenzen, die täglich verschoben werden können, aber wenn ich das Beispiel AKW nenne, sehe ich da eher eines, das mal aktiv war, das Innere aber immer noch viel zu verstrahlt ist, als dass es einen nicht sofort zerstören würde.
Im Lauf der Zeit, vielleicht auch im Lauf vieler Jahre erst, kann aber ja im äußersten Raum dieser Hülle ja vielleicht die Strahlenbelastung doch so weit zurückgegangen sein, dass man dort eintreten kann. Immer noch mit großer Vorsicht, ganz unvorbelastet ist auch dieser Raum nicht, aber immerhin vorsichtig betretbar.
Wichtig dabei: Ein Tabu hat
immer einen Grund. Den soll, den muss Dom auch ausnahmslos kennen. Ein "mag ich nicht" kann es nicht sein, das genügt für ein Tabu nicht. Tabus sind Tabus aus Erfahrung, nicht aus Unwissenheit. Dabei kann "Erfahrung" auch ein Gedanke sein, z.B. ein spontanes Ekelgefühl, sobald man nur daran denkt.
Nun kann dieses Ekelgefühl ja irgendwann doch weg sein. Es können ja auch Phobien im Lauf des Lebens fort gehen. Meine Schwester beispielsweise hatte eine große Phobie vor Spinnen, die ist inzwischen weg. Sicher würde ich jetzt immer noch nicht über ihrem Kopf eine Horde von Kreuzspinnen ausschütten
, aber wenn sie irgendwo eine sieht, muss diese nicht gleich getötet werden, sie und die Spinne dürfen sich inzwischen in einem Raum aufhalten, ohne dass sich alle ihre Sinne nur um diese drehen.
Ein Tabu bleibt auch später ein ehemaliges Tabu. "Irgend eine" Vorliebe bleibt es nie. Es gab mal einen Grund dafür, und es ward als Tabu gesetzt, um die Person, für die eines war, zu schützen.
Diesen Schutz kann nur Sub aufheben. Niemals Top.
Omphales Vorgehen halte ich auch für ziemlich gefährlich. Da glaube ich auch nicht so recht, dass dies Tabus sein sollen, wenn sie an diesen mal so eben kratzen darf. Wenn Ohrfeigen ein
Tabu sind, dann ist auch eine sanfte Ohrfeige mit zwei Fingern schon ein Tanz auf der Rasierklinge. Das Risiko ist nicht klein. Ich sehe da eher Grenzen, die sich in der Nähe eines Tabus befinden (sozusagen im Vorraum des AKW, schon ganz leicht verstrahlt).
Wenn mir jedenfalls, obwohl ich es als Tabu explizit nannte, jedenfalls "nur leicht" am Hals die Luft abdrücken wollte, um mir zu zeigen, dass das ja "gar nicht so schlimm" sei, diese Person würde ich nie wieder an meinen Hals lassen. Und auch an sonst nichts mehr.
Denn wenn es in dem Fall keine Panikattacke meinerseits gäbe, wäre dann pures Glück.
Genauso verhält sich meine aktive Seite: Wenn mir jemand sagt, dass Augenbinden tabu sind, weil sie zu Panik neigt, wenn sie nichts sieht, kann ich mich doch nicht hinstellen und sagen "ach du, mir kannst du vertrauen, dir wird schon nichts passieren" und eine anlegen. Die Ohrfeige (weiter oben von irgendwem ja auch als Tabu genannt ...
) daraufhin hätte ich dann wohl verdient.