Ich würde Projektionen als jenes Gefühl ansehen, dass sich einstellt wenn bei meiner Mutter/ meinem Partner/ oder sonstiger mir sehr nahe stehender Person eine Eigenschaft in mir eine starke negative Wertung hervorruft.
Projektion ist für mich ein Verfahren. Bei der Projektion ist eine Person oder die Welt eine weisse Leinwand, auf die ich mein Bild oder Film projiziere. Beim Projizieren hat mein Bild oder Film mit der Person oder der Welt in der Regel nicht viel zu tun. Aus meiner Projektion kann ein Gefühl, eine Haltung oder ein Verhalten entstehen.
Das Verliebtsein ist für mich eine Projektion. Nicht jeder Mensch eignet sich für mich als Projektionsfläche. Bei einer passenden Person (Projektionsfläche) könnte ich einen Film in Hollywood-Qualität, Cinamascope und Technicolor projizieren. Daraus entstehen in mir Gefühle des Verliebtseins. Bis nach einer Weile die ersten Bildstörungen auftreten, auftreten müssen, weil mein Bild oder Film mit der Person in Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Ist halt mein Film, meine Vorstellung und Erwartung, wer der andere sein soll, obwohl er das nicht ist. Es kann auch zum Filmriss kommen. Meist im späteren Verlauf, nach dem eine psychische und emotionale Bindung an diese Person entstanden ist.
Reflexion ist für mich ein erweitertes Verfahren der Projektion. Dabei ist eine Person oder die Welt eine Art Spiegel. Ein Siegel meiner Selbst. Mein Bild oder Film werfe ich auf eine Person, die mir etwas spiegelt, um die Spiegelung bei mir noch mal auszuwerten oder zu beurteilen. Ich reflektiere eine Person oder die Welt.
Liebe ist für mich eine Reflexion. Über die zusätzliche Auswertung/Beurteilung meiner Projektion, glaube ich einen Menschen in seinem Wesen zu erkennen. Die Liebe ist dabei die Selbstliebe. Ich erkenne mich selbst in dieser Person, weil sie mich spiegelt. Diese Person kann ich nicht mehr lieben als mich selbst. Es sind die Selbstanteile. Nicht mehr und nicht weniger.
Projektion geht in der Regel unbewusst ab und Reflexion bewusst. In beiden Fällen sind wir nicht der Lage, den Ist-Zustand zu erfassen. Insofern ist die Frage eher philosophisch, welches Verfahren besser oder schlechter ist, wenn man es bewerten wollte.
Wie kommt man dahin? Möchte man bspw. polyamor leben, ist diese Einstellung eigentlich Grundvoraussetzung oder?
Meiner Ansicht nach, kommt man über persönliche innere Entscheidungen und fest definierte Lebensziele dorthin. Mein Lebensziel ist innere Freiheit, innerer Frieden, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
Weder ist dabei eine Partnerschaft noch eine bestimmte Beziehungsform mein Ziel. Eher ein ausgeglichenes Wohlbefinden und persönliche Lebensqualität. Heute kann ich eine nicht-exklusive monogame oder polyamore Beziehung leben. Ich habe die Freiheit und die Wahl.