Liebe TE
Mhmm, da schneidest du ein wichtiges Thema an, denn ich glaube, dass viele Frauen in jungen Jahren, aber oft auch noch in älteren Jahren, Probleme damit haben ihren Intimbereich, ihre Vagina (ich benutze das Wort jetzt mal für alles, also den äußeren und inneren Intimbereich) voll und ganz zu akzeptieren und als schön zu empfinden. Und mal ganz ehrlich, Geschlechtsteile, männliche und weibliche, sehen für sich genommen, also ganz ohne erotischen Hintergrund, schon auch ein bisschen seltsam aus...;-))) Dazu kommt, dass die Vagina ja verglichen mit einem Penis, ein eher verstecktes Leben führt ;-)), sie ist, zumindest seit wir Menschen den aufrechten Gang haben, versteckt aber auch geschützt zwischen den Beinen. Und so wie es vielleicht einen Stolz der Jungs gibt was ihren Penis angeht, bis hin zur Phallusverehrung in z.T. übertriebenen Darstellungen in der Kulturgeschichte, gibt es keinen Stolz und keine Verehrung der weiblichen Genitalien. Sie sind mit Scham behaftet und hiessen ja auch oft so....die weibliche Scham, Schamlippen, Schamhaare etc.....Es gibt kaum Darstellungen in der Kunst, in der Malerei, abgesehen von einigen Göttinnenfiguren aus Indien beispielsweise, wo die Vulva der Frau als schön, als stark, im Sinne einer selbstbewussten Erotik dargestellt wurde. Es gibt kaum schöne Wörter dafür. Aber sehr viele hässliche und herabwürdigende Wörter. Das Wort 'Fotze' trifft mich auch heute noch ins Herz. Ich weiss, dass das in einem erotischen Kontext auch anders benutzt werden kann :-)), aber meistens ist es beleidigend gemeint, gerne noch verstärkt als 'dreckige Fotze'. So was prägt sich ein.
Dazu kommt eine sexualfeindliche Erziehung. Als ich jung war, hiess es noch, ein Mädchen fasst sich 'da unten' nicht an. Ich war sicherlich schon fünfzehn oder sechzehn als ich das erste Mal einen Spiegel in die Hand genommen habe, um mir meine Vagina anzusehen. Ich war einigermassen schockiert. So gar nicht ebenmäßig und glatt, Furchen, Falten, Lippen, Haut, Haare....der Eingang zur Vagina, so 'fleischig' (ich weiss jetzt nicht, wie ich das anders beschreiben soll)....es gab ja zu dieser Zeit noch kein Internet, Pornos kannte ich nicht, nur anatomische Darstellungen in Büchern, und da wurde auch mehr über Fortpflanzung und Gesundheitsprobleme geredet als sonst was. Ich musste schlucken und konnte mir nicht vorstellen, dass ein Mann 'so was' attraktiv finden würde. Dementsprechend war ich auch eher gehemmt bei meinen ersten sexuellen Erfahrungen und konnte Oralsex überhaupt nicht geniessen, ich habe es meistens abgelehnt.
Dann kamen Bücher auf den Markt, die dazu einluden, Sexualität positiver zu betrachten, die v.a. Frauen einluden, ihren Körper und ihre Sexualität zu erkunden und Selbstvertrauen zu gewinnen, verschiedene Wege der Selbstbefriedigung auszuprobieren, die eigenen Wünsche kennenzulernen und sie den Männern auch mitzuteilen., z.B. Lonnie Barbach, For yourself, Die Erfüllung weiblicher Sexualität oder 'Der einzige Weg, Oliven zu essen'. Ich habe das alles gelesen und mit meinem Freund ausprobiert. Wobei das mit den Oliven doof war ;-)), weitaus witziger war es da schon, meine Prinzessin mit Sprühsahne einzusprühen, inklusive genüsslichem Ablecken :-))) Dieser spielerische Umgang hat mir geholfen, meine Vagina anzunehmen und sie nach und nach zu lieben. Mein damaliger Freund hat da auch sehr geholfen, weil er mir glaubhaft vermittelt hat, dass sie schön und lecker und einfach nur geil ist und die schönsten Namen für sie erfunden hat.
Später habe ich Fotos von meiner Vagina gemacht, und da ging es mir genau umgekehrt wie früher, als ich die sah, dachte ich nur 'wow', die sieht ja wirklich schön aus. Ich liebe sie seitdem und würde sie gerne küssen, aber ich komm nicht dran ;-)))
Du bist noch jung, liebe TE, und gerade dabei, mit deinem besondern Hintergrund, deine weibliche Identität zu finden. Vielleicht fühlst du dich inspiriert, z.B. mal Fotos zu machen oder einen spielerischen Umgang auszuprobieren. Vielleicht macht es Sinn, dich einer Frauengruppe im tantrischen Umfeld anzuschliessen, z.B. einer Massagegruppe. Oder ein paar Sessions zu nehmen bei einer Sexological Bodyworkerin, da gab es weiter oben einen interessanten Beitrag. Den meisten von uns ist ein rundum positives Selbstbild der eigenen Weiblichkeit und eine lustvolle Sexualität nicht einfach in den Schoß gelegt - Achtung, Wortwitz ;-)), es ist ein Prozess, ein Weg, eine Entwicklung. Alles Liebe für dich auf deinem Weg.