In unseren Augen...
....sind Kompromisse nicht so unbedingt negativ beladen wie im Eingangsposting beschrieben und nicht zwangsweise schädlich.
Einen Kompromiss einzugehen, heißt nicht zwangsweise nur auf etwas zu verzichten, sondern dafür auch etwas zu bekommen (auch, wenn es vielleicht "nur" die Zufriedenheit des Partners ist). Es gibt durchaus Dinge auf die man gerne verzichtet, um dafür andere zu erhalten.
Schon das Eingehen einer Beziehung ist für jeden Einzelnen ein Kompromiss (mit sich selbst), denn auch eigene Interessen können im Widerspruch zueinander stehen.
Auf der einen Seite stehen vielleicht die absolute "Freiheit" (Unabhängigkeit von einem Partner), niemandem gegenüber zu irgendwas vepflichtet zu sein und/oder Rechenschaft ablegen zu müssen, usw. - auf der anderen Seite die (natürlich subjektiv gesehenen) Vorteile einer Beziehung, wie z.B. das geliebt werden, gemeinsame Zeit, Kuscheln, zusammen einschlafen und wach werden, gegenseitige Unterstützung, usw.
Das Ganze mal auf sexuelle Offenheit und auf's Swingerleben bezogen (natürlich nur ansatzweise!):
Als Single kann man (rein theoretisch!) jederzeit mit jedem anderen Sex haben ohne jemandem Rechenschaft abgeben zu müssen, jemandem fremdzugehen oder jemanden zu verletzen. Aber: ein Partner (nur) hierfür muss erstmal gefunden werden, dann kommen vielleicht zeitliche Probleme hinzu, sodass Sex nicht jederzeit möglich ist, wenn man ihn eigentlich ausleben möchte.
In einer Partnerschaft wäre das Ausleben von Sex (ebenfalls rein theoretisch, denn es ist ja auch dort von vielen Faktoren abhängig) einfacher möglich - zumindest, wenn man zusammenlebt und viel Zeit miteinander verbringt, hat man zeitlich öfter die Gelegenheit und einen passenden Partner. Wie gesagt, rein theoretisch, die Realität zeigt leider oft genug, dass gerade im sexuellen Bereich viele Partnerschaften bis hin zum gar nicht mehr nachlassen. Quasi jederzeit mit jedem anderen Sex haben zu können, ist in der klassisch-monogamen Partnerschaft allerdings tabu.
Die zeigt bereits, dass jemand, der sich für oder gegen eine Partnerschaft entscheidet, für sich selbst einen Kompromiss eingeht: das Eine geht nicht ohne das Andere.
Auf die Ausgangsfrage "gemeinsame Lösung, die mehr ist als ein Kompromiss" bezogen wären Freundschaft+, gemeinsames Swingen, Polyamory oder eine offene Beziehung mögliche Ansätze bei denen beide nicht unbedingt auf etwas verzichten müssen.
Kompromisse sollten aber tatsächlich gut besprochen werden. Wenn tatsächlich ein schwer wiegender Verzicht vorliegt, sind Unzufriedenheiten auf Dauer eventuell tatsächlich relevant. Daher muss man in gemeinsamen Gesprächen ehrlich sein und gegenseitig Wünsche und Vorstellungen respektieren und akzeptieren.
Ohne Kompromisse kann eine Partnerschaft in unseren Augen nicht funktionieren - und das nicht nur bei Liebesbeziehungen.
Arbeit zum Beispiel: Kein Arbeitgeber bezahlt seinen Mitarbeitern gerne Geld, sondern würde es lieber als Gewinn verbuchen. Kein Arbeitnehmer geht jeden Tag gerne pünktlich zur Arbeit und leistet alles was er kann und alles, was der Arbeitgeber (vielleicht auch zusätzlich) erwartet.
Also sind Arbeit und Gehalt im Endeffekt auch ein Kompromiss...
Liebe Grüße,
Joanna & Lars!