Ich schließe mich
Weil ich schon ein paar Sexgeschichten geschrieben (und noch mehr gelesen) habe, weiß ich, dass die deutsche Sprache ein Problem hat, wenn es um Sex geht. Das liegt aber nicht an der Sprache an sich, sondern an Zuschreibungen und Bewertungen in unserer Kultur. Wir pendeln da zwischen den Extremen primitiv und medizinisch. Das primitive Vokabular stößt mich ab, das medizinische lässt mich kalt. Einen Zwischenweg oder gar einen neuen habe ich nicht gefunden. Meine Lösung ist bisher, so weit wie möglich auf direkte Benennungen zu verzichten. Wer etwas benennen will, kann gar nicht anders, als plumpe oder kalte Begriffe zu verwenden.
In der Bewertung der Deutschen Sprache im erotischen Kontext weitestgehend Christian an.
Zu welchen Klimmzügen es führt, wenn krampfhaft versucht wird, erotisches Vokabular aus anderen Sprachen ins Deutsche zu übertragen, zeigt sich in diesem unsäglichen "ich bin noch nicht fertig, dich zu finden!", dessen Wirkung in einem anderen Thema hier diskutiert wird.
Generell bin ich der Auffassung, dass es immer schwierig ist, "schmutziges" Vokabular in der eigenen Sprache zu verwenden. Die entsprechenden Begriffe sind von frühester Jugend an sehr stark mit Tabus belegt. Da wird einem x Jahre beigebracht, wie unschön es ist, Worte wie "Arschloch", "Scheisse" oder "ficken" zu verwenden, und dann soll man sich plötzlich im Moment höchster Erregung von diesen Verboten frei machen. Natürlich spielen einige bewusst mit genau diesen Tabubrüchen.
Mich hat es nie sonderlich erregt, wenn mich ein Mann "Fickstück" nennt oder von meiner "Fotze" spricht. Das zusammen mit einem gezielten Spucken auf meinen Intimbereich sagt mir lediglich: Hans Mustermann turnt einen billigen Porno nach.
Für mich ist weniger mehr, und gelegentlich geben mir ein paar wohlgesetzte Worte den gewissen Kick.
Ein weiterer Punkt ist die Melodik der Sprache. Deutsch ist für mich vom Klang her eine sehr harte gutturale Sprache, die mich vom Klang her eher an Militäraufmärsche erinnert als an Kissenschlachten.
Gestern war ich mit einem Mann intim, der nur französisch sprach, und ich habe ihn gleich zum "Dirty Talk" auf französisch animiert. Das hat mich ungeheuer erregt. Natürlich muss der Mensch und muss die Situation passen. Flüstert der Ernstl "von d'r Alb ra" plötzlich italienische Liebesschwüre - womöglich mit schwäbischem Akzent - in meine zarten Öhrchen, würden sich mir vor Grauen wahrscheinlich die Fußnägel hochrollen.
Mir würde es gefallen, mit einem Gespielen jeweils ein eigenes Vokabular zu erschaffen, das nur uns gehört. Das macht den Mann für mich unverwechselbar (und mich für ihn), So hat ein Mann einmal für mich einen sehr bezeichnenden (Sex)Kosenamen erschaffen. Da brauchte es dann kein "ich fick dich, du Miststück!" zum feuchten Höschen.