Ich bin bei dem Thema sehr hin- und hergerissen.
Einerseits kann ich dem Standpunkt derjenigen durchaus etwas abgewinnen, die sagen: "Wenn er spielen will, dann soll er sich auch an die Regeln halten und mitspielen, statt ständig aufzumucken." Das wäre auch definitiv meine Meinung, wenn ich mit einem Partner zu tun hätte, den ich mir in erster Linie zum Ausleben meiner Neigung ausgesucht habe.
Andererseits kann ich sein Dilemma nur zu gut nachvollziehen, fürchte ich. In meiner letzten langen Beziehung offenbarte ich meinem Partner meine neuentdeckten Wünsche und Begierden, und ich muss ihm zugute halten, dass er sich redlich bemühte, die ihm dabei zugedachte Rolle auszufüllen. Jedoch konnte ich ihn als Dom einfach nie ernstnehmen. Das Gefühl, das ich suchte, konnte er nicht in mir hervorrufen: Statt mir das Gefühl von Dominanz zu geben, die keine Alternative kennt als Gehorsam, verlangte er von mir, mich aktiv zu unterwerfen, um mich aus dieser Grundhaltung heraus "dominieren" zu können. Ganz zu schweigen davon, dass er mich des Öfteren um "Anweisungen" bat, wie er mit mir umspringen solle – also de facto
topping from the bottom einforderte.
Ich habe später noch so einige "dominante" Männer kennengelernt, von denen nur die wenigsten auf mich tatsächlich dominant wirkten. Bei allen anderen habe oder entwickle ich – etwas Interesse vorausgesetzt – den Impuls, sie zu provozieren, um möglicherweise doch die richtige Art von Dominanz aus ihnen "herauszukitzeln". Das hat allerdings leider nie funktioniert.
In dem hier beschriebenen Fall sehe ich sehr deutlich die Provokation. Er möchte ein bestimmtes Verhalten hervorlocken und seine Provokation bestraft sehen, um die Unterwerfung zu spüren, nach der er sich sehnt.
Wenn du, liebe TE, der Ansicht bist, die dominante Neigung tatsächlich in dir zu tragen, dann werde kreativ und initiativ. Lass nicht ihn das Spiel bestimmen, sondern nimm es selbst in die Hand.
Er provoziert dich? Dann hast du (a) die Möglichkeit, das komplett zu ignorieren (Provokation → kein Spiel; braves Verhalten → Spiel) oder (b) so zu reagieren, wie er es möchte – aber es deutlich weiter zu treiben, als ihm lieb ist. Danach dürfte er dir wirklich aus der Hand fressen.
Finde heraus, in welchem Gebiet du dich bewegen kannst. Was sind für ihn Belohnungen, was Strafen? Wenn er keinen Schmerz mag, ist schon leichter Schmerz eine wunderbare Strafe. Was die psychische Ebene betrifft, so würde ich dir raten, dich mit den Grundlagen der Lern- und Verhaltenspsychologie (Konditionierung, Clicker-Training) auseinanderzusetzen.
Wenn du freilich das Ganze eigentlich nur ihm zuliebe abziehst, wirst du ihn wohl nie so belohnen können, wie er es eigentlich will – nämlich mit echt dominantem Auftreten und echt dominanter Behandlung, die von ihm auch so wahrgenommen werden. Subs haben oft sehr feine Antennen dafür, was nur gespielt ist und was nicht. In dem Fall dürfte das Herumprobieren mittelfristig in Frust auf beiden Seiten enden und hat schlussendlich nicht viel Sinn. Leider.
Ich wünsche dir, dass ihr einen gemeinsamen Weg findet!