Interessante Beiträge …
… die mich nachdenklich machen über meine Erfahrungen und Empfindungen. Hierbei aus der Sicht als Malesub einer Femdom mit devotem Partner – wenn man also so will als “Zweitsub“ (die Differenzierung sub vs. sklave/sklavin lasse ich einfach mal außer Acht – auch die zwischen Dom / Femdom).
Die erste Frage ist, warum kommt man als sub zu einem bestehenden Paar hinzu. Ist man Zweitsub, weil Dom ein(e) nicht reicht? Bietet man etwas, was der/die sub nicht bieten kann / bieten will? Sind es äußere Einflüsse, die Dom zu einem/einer weiteren sub bewegen?
So vielfältig die Gründe sind, so vielfältig kann auch die Konstellation zwischen Dom – Partner – Zweitsub sein. Zeitweises Ausleben abgekoppelt vom Partner – feste Ergänzung alleine ohne Partner – feste Ergänzung mit allen zusammen – ein Beziehungsmodell wo “Zweitsub“ integriert wird.
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass als Zweitsub zwei unterschiedliche Modelle gibt:
a) ohne Gefühle zu Dom
Von vornherein kommuniziert, dass nur die Abwechslung gesucht wird, ist klar, dass keine engere Bindung angestrebt bzw. entstehen wird. Man trifft sich zum “Spiel“, geht aber ansonsten getrennte Wege. Persönliches über die Neigungen / Vorlieben hinaus bleibt außen vor.
b) mit Gefühle zu Dom
Diese Gefühle sind nicht direkt von Beginn an da – sie werden aber auch nicht ausdrücklich abgelehnt. Sie sind vielleicht sogar gewollt und/oder werden von Dom angeheizt, bewusst gefördert. Hier werden auch die menschlichen / persönlichen Seiten mit ins Boot geholt – man tauscht sich über die Neigungen / Vorlieben hinaus aus und gewährt Einblicke ins Leben.
Ich habe a) zweimal erlebt bzw. bin solch eine Konstellation eingegangen. Wie man erkennt, ist das ganze sehr oberflächlich und einzig auf das Ausleben reduziert. Man trifft sich – man “spielt“ miteinander – hat eventuell gemeinsam schöne Stunden – und das war es. Zum Teil sehr nett, gerade am Anfang um überhaupt Erfahrungen sammeln zu können. Aber durch die Oberflächlichkeit kam das Gefühl von reinem Abhandeln von Praktiken auf – und im D/s-Bereich vom stumpfen Durchführen gewisser Haltungen/Handlungen. Nach den Treffen fühlte ich nur tiefe Leere und alles andere als innere Befriedigung.
Mit b) kam die Tiefe, durch die ich mich hingeben und fallenlassen kann. Ich kann aus meinem Innersten heraus mein Ich präsentieren und wirklich geben. Es findet eine Entwicklung und ein Prozess statt – mit einer gewissen Eigendynamik. Es ist quasi wie eine eigene neue Welt, in der eigene Vorlieben und Bedürfnisse sich ganz neu definieren.
Fazit: FÜR MICH geht es nur über Modell b) …
Nun aber mit dem Aspekt “Zweitsub“ …
Als Zweitsub mit Modell b) – und den damit verbundenen Gefühlen für Dom – entsteht eine ganz andere Problematik. Man stößt auf eine bestehende Partnerschaft und hat somit gegenüber Dom keine Exklusivrechte (welche Rechte sub überhaupt hat ist auch wieder eine andere Diskussion) – man muss also teilen. Entwickelt und lässt man Gefühle zu – u.U. sogar forciert durch Dom -, sind diese bekanntlich schwer zu kontrollieren. Und hier sehe ich halt Dom sehr in der Verantwortung!
Gefühle schenken MIR diese wunderbare Tiefe – Gefühle wecken in MIR auch das Bedürfnis, mehr als die reine Hingabe im “Spiel“ … und Gefühle erzeugen den Wunsch nach dem ganzen Menschen, nach Alltag, einfach nach gemeinsamer Zeit …
Hier sehe ich die Schwierigkeit – und das ist nicht einmal ein Vorwurf an Dom -, denn vieles lassen einfach die Alltagssituation / die Lebensumstände nicht zu. Da ist ja eben noch der Partner, der im privaten Umfeld / in den Alltag integriert ist – und mal eben einen weiteren Menschen dort zu platzieren, ist nicht einfach. So bleibt – bei allem besten Willen aller Beteiligten – Zweitsub immer irgendwie auf der Strecke … und das meist sogar ungewollt. Aber trotzdem kann man das Gefühl bekommen, an 2. Stelle (oder an 3., 4., 5. …) zu stehen, was sehr zermürbend sein kann.
Ein weiterer Punkt ist die Art der Gefühle. ICH als Zweitsub verliebe mich in Dom – Dom schätzt mich, mag mich (“ich habe Dich lieb, aber das ist Dir klar, ist was anderes als ich liebe Dich“) … und schon ist ein Ungleichgewicht vorhanden, was es wieder verkompliziert. Auch gegenüber dem Partner von Dom, denn dieser wird geliebt – wodurch eine unbewusste Rangordnung hergestellt wird. Das muss nicht zwangsläufig zu einem Konkurrenzkampf führen – aber schon ein wenig in Konkurrenzempfinden. Dabei geht es dann nicht einmal darum, dem anderen den Rang ablaufen zu wollen oder diesen gar auszustechen – sondern eher um den Neid des/der Zweitsub auf die gemeinsame Zeit der/des “Konkurrenz“ mit Dom …
Ich persönlich denke, dass zwei Subs – mit der entsprechenden Veranlagung IHRE/N Dom glücklich machen zu wollen – sich arrangieren können … und quasi an einem “Strick ziehen“ können. Ist für den bestehenden Partner (Sub) sicher nicht leicht, denn er muss quasi etwas abgeben – und für Zweitsub bedeutet dies, sich in ein bestehendes Gefüge einordnen zu können / zu müssen. ICH gebe gerne und bin bereit mich zu arrangieren – wenn ich das Gefühl habe, richtig aufgehoben zu sein, angenommen zu sein, angekommen zu sein – als Mensch und als Sub.
Die Hauptlast liegt aber bei Dom!!
Dom muss die (u.U. gefestigte) Beziehung zum Partner öffnen und einen zweiten Menschen auch in sein/ihr Herz lassen, um eben ein Ungleichgewicht nicht entstehen zu lassen. Im Prinzip muss keiner der Subs sich aufteilen – dies muss Dom … und Dom muss in gewisser Weise auch gerecht aufteilen. Dies hat ganz viele polyamore Ansätze – inwieweit dies der Einzelne in sich trägt und in der Lage ist umzusetzen, ist schwer zu beantworten. Und auch hier liegt die Hauptaufgabe bei Dom – denn die Subs bleiben monogam!
Ich habe im Leben gelernt, dass gerade das Leben nicht planbar ist. Auch habe ich gelernt, dass es auch andere Wege gibt, um glücklich zu sein und – das ist eigentlich das Wichtigste – das Leben zu genießen. Wir haben nur das eine … und a) werden wir nicht jünger – und b) ist es viel zu schnell vorbei …
Das soweit meine Erfahrungen / meine Gedanken dazu