Eine Geschichte...
... die hierher passt (finde ich). Ich habe sie ein wenig umgeschrieben, inspiriert von dem Original, das von Lara (c) stammt.
(Reine Literatur
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Cappuccino vs. Instantkaffee
Ich stehe im Bad und betrachte mein Spiegelbild, starre auf das, was von meiner Schönheit übrig geblieben ist. Jetzt ist es spät. Vor langer Zeit hatte mein Handy eine Uhrzeit angezeigt: 00:32 Uhr.
Vor langer Zeit, am Eingang dieser Cocktailbar, als ich unschlüssig war, was ich tun sollte. 00:32 Uhr ist keine Zeit – weder zum Schlafengehen, noch, um etwas wirklich Aufregendes zu beginnen. Ich entschied mich, den Tag noch um wenigstens ein Erlebnis zu verlängern.
Gleich nach dem Eintreten fiel mir auf, dass er mich musterte, dass er mich nicht aus den Augen ließ, obwohl er sich Mühe gab, sein Interesse zu verbergen. Eigentlich hatte ich nur schnell einen Caipi trinken wollen, nach einem langen Arbeitstag, allein, um etwas runterzukommen. Doch da war ER mit diesen unversteckten Augen, die jede meiner Bewegungen verfolgten.
Ich setzte mich trotzdem an die Bar, orderte das Getränk und bemühte mich, nirgendwo hinzublicken. Es nützte nichts, er sprach mich an. Und dann gab ein Wort das andere. Ich meine, es gab viel mehr Worte von mir als von ihm: Er versuchte erst gar nicht, mich zu beeindrucken. Er blickte mich an, durchdringend, mit hellen, grünen Augen, ganz der einsame Wolf, diesem Typ, dem ich noch nie hatte widerstehen können. Er war hoch gewachsen, trat elegant auf, hielt sich zurück und sprach nicht viel. Manchmal hätte ich ihm sein arrogantes Nicken, sein süffisantes Lächeln, seine reservierte Art gern um die Ohren gehauen, doch tief in meinem Inneren spürte ich: Gegenwehr war zwecklos.
Schon sein Aussehen, sein Auftritt, diese unverschämte Selbstsicherheit sagten mir, dass dieser Abend keinesfalls wie sonst entspannt auf dem Sofa enden würde, im Fleece-Anzug, mit Wollsocken an den nackten Füßen und einer Chipstüte auf dem Bauch.
Er verzichtete auf die obligatorische Frage "zu Dir oder zu mir", er nahm einfach meine Hand, als die Zeit reif war, zog mich mit sich und ich landete am Ende auf seiner Arbeitsplatte, mein nackter Hintern rieb sich bei jedem seiner vehementen Stöße auf der edlen Oberfläche, während er alles gab. Es war eine hübsche Küche, vielleicht zuviel Accessoires für einen Junggesellen, doch mir gefiel sie, vor allem die Edelstahl-Töpfe, die über mir schaukelten, wann immer er mit dem Kopf dagegen stieß.
Nach knapp zehn Minuten war alles vorbei, inklusive Vorspiel. Er war nach wie vor kein Mann der vielen Worte und erst recht kein Mann der vielen Variationen: Kurz und schmerzlos – Haken dran.
Ein harter "Quick Fick" kann ja durchaus seinen Reiz haben, wenn danach noch etwas kommt. Oder währenddessen. Oder vorher. Mein Gefühl war aber, der Kerl hatte wie ein verbissener Quarterback versucht, den Wurf seines Lebens zu setzen – sein alleiniges Endziel im Auge, ohne der Mitspielerin die Chance gebend, sich einzubringen.
Den anschließenden Cappuccino bereitete er mit Ausdauer, besten Bohnen und viel Liebe zum Detail zu. Selbst einen Hauch Kakao ließ er zum Schluss über den perfekt geschlagenen Schaum rieseln und bat mich, ihn in Ruhe zu genießen.
"Cappuccino müsste man sein", dachte ich bei mir, als ich ihn nachdenklich betrachtete. Eben gerade, auf der Arbeitsplatte, war ich mir vorgekommen wie ein fahl und schnell aufgegossener Instantkaffee, in dem man lieblos mit einem Löffel rumrührt...
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So... darüber kann man jetzt richtig ernsthaft diskutieren, gell?
Oder man lässt es wirken und freut sich dran...