Sie schreibt (24 J.)...
Ich kann jetzt nur von mir ausgehen, meinem Freundeskreis und meiner Familie.
Über Sex zu sprechen war für uns nie ein großes Ding. Vor vorgehaltener Hand darüber zu sprechen käme für mich nicht in Frage. Sex ist schließlich was Natürliches! Ich bin durch Sex überhaupt erst auf die Welt gekommen, und wie ich hatten meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern genauso Sex wie mein Bruder, oder auch meine Kinder irgendwann haben werden.
Klar, es gibt Themen, die man vl. nicht in vollster Lautstärke im Kaffeehaus bespricht. Heute erst aber hab ich mich zum Beispiel im Cafe mit den Mädels über Liebesschaukeln im Vergleich unterhalten, oder über die neusten Errungenschaften aus dem Sexshop. Für mich und meine Mädels also kein Thema.
Ich glaube aber auch, dass die wenigsten so wie ich aufwachsen. Als ich noch jünger war bin ich komisch angeguckt oder gar als abnormal bezeichnet worden wenn ich es als einzige nicht eklig gefunden habe, dass ein Mann seinen Penis in die Vagina einer Frau steckt
und man dabei auch noch Spaß hat
Ich glaube, dass den meisten Eltern dieses Thema unangenehm ist und es daher den Kindern auch unangenehm bleibt.
Ich hatte keinen Aufklärungsunterricht in der Schule. Den Lehrern war das Thema nämlich auch unangenehm
Klar, ich habe über Verhütung und über den Pearl-Index gehört, über STDs und dass man von Sex schwanger wird, aber über Sex an sich kein einziges Wort. Diese Infos musste ich mir selber von irgendwo her holen. Meine Mutter war und ist da Gott sei Dank sehr offen (Wir waren vor kurzem sogar miteinander im Sexshop, sie hat darum gebeten dass ich sie mitnehme, sie war noch nie in einem weil mein Vater das damals auch immer als eklig empfunden hat
)
Ich denke, dass das Thema Sexualität erst mit der "neuen" Generation - hoffentlich mit meiner - lockerer gesehen wird. mMn hebt das Thema "Aufklärung" Sex nicht auf eine Sonderstellung, Aufklärung ist wichtig und sollte finde ich bald vorgenommen werden. Man entdeckt schon als Kind seinen Körper und ist davon fasziniert, dass es sich gut anfühlt, wenn man sich zwischen den Beinen anfasst, weiß aber noch nicht warum. Das altersgerechte "Aufklären" solcher Fragen macht für mich Sinn und sollte unbedingt passieren!
Ich hab mit 6 schon meine Mutter gefragt ob denn "Der Papa auch seinen Penis in ihre Vagina stecken würde" (hatten ein Aufklärungsbuch in der Volkschule und ich konnte schon lesen), und meine Mama hat mir die einzig richtige Antwort gegeben: "Ja". Klar hab ich damals noch nichts damit anfangen können und hab nicht genau verstanden, was das jetzt zu bedeuten hat, aber ich bin trotzdem schon bereits zu diesem Zeitpunkt damit in Berührung gekommen.
Im Kindergarten wollten mich die Kindergartentanten zum Kinderpsychologen schicken, weil ich mit einem Kindergartenkollegen Doktor gespielt habe! Meine Mutter, cool wie sie war: "Warum fasst man sich unten an?" "Ääääh... Weil's gut tut?" "Genau!" Ihr könnt euch die Gesichter der Tanten vorstellen, dann war ich doch kein Fall mehr für den Psychologen
Alles in allem: Ich sag ja nicht, dass zwingend ein jeder Wissen muss, wie Bondage oder Fisting abläuft, aber ein jeder Jugendliche bzw ein jeder der damit beginnt seinen Körper zu erforschen sollte sich zumindest mit Blümchensex, Verhütung und STDs ansatzweise auskennen! Und sich im Klaren darüber sein, dass Sex was Schönes ist, nichts durch das man sich "cool" fühlen muss sondern einfach random, ganz natürlich ist. Und man muss sich nicht dafür schämen zu sagen "Du hast einen Penis und ich hab eine Vagina"
Vielleicht gäbe es auch weniger Teeniemütter, wenn man damit beginnen würde, die Kids ordentlich aufzuklären? Wer weiß...
Aber, und eins soll dann noch gesagt sein: Man darf als Jugendlicher trotzdem Kichern wenn der Lehrer "Penis" sagt... ist so und wird auch immer so sein... so normal Sex heute auch ist und sein sollte.
Danke für eure Aufmerksamkeit!
Lg
Lady Velvet