Was war das gestern wieder für ein Abend? Oberflächlich betrachtet war es eine heiße und extrem geile Orgie gewesen, wie wir sie schon einige Male in Clubs erlebt hatten. Aber dort sind nur Menschen, die sich schon längst entschieden hatten, ihr Leben so zu leben wie sie es für richtig halten, mit Sex in individueller und doch sehr freier Ausprägung. Aber gestern war das anders, es waren vier Menschen aus dem nahen Umfeld zu Gast, für die so etwas eine völlig fremde Welt gewesen war. Bis zum gestrigen Abend.
Wie viel Versautheit steckt eigentlich in jedem von uns? In jedem Menschen?‘ fragte ich mich. ,Ist es Zufall, dass wir ständig auf Menschen treffen, die anscheinend unausgelebte Fantasien mit sich herum trugen oder deren Neugier auf Sexualität außerordentlich hoch ist? Locken wir diese vielleicht durch unser Auftreten an oder erkennen sich derart aufgestellte Menschen intuitiv? Wittern sie sich gegenseitig? Oder steckt in jedem Menschen ein hohes Maß an sexueller Neugier, das entweder nie geweckt wird oder durch aufoktroyierte Moralvorstellungen tief verschüttet ist? Ist der Mensch prüde oder ist es die Gesellschaft, die ihn prägt? Wie viel Offenheit ist gut und wie viel ist schlecht? Wie sehr halten uns die Moralvorstellungen davon ab, Dinge zu tun, die wir anschließend vielleicht bereuen? Wie viel Egoismus steckt in diesen intensiven sexuellen Exzessen und in wie weit schützt ein gewisses Maß an Prüdigkeit das jahrhundertelang bewährte Modell der Zweierbeziehung und der Liebe?
Wie sind wir wirklich aufgestellt? Suchen wir Liebe? Das geht nur zu zweit richtig gut…
Suchen wir Sex? Das geht theoretisch immer und überall. Fördert Prüdigkeit vielleicht die Geborgenheit einer Beziehung und macht ausschweifender Sex vielleicht einsam, weil der eine wichtige Mensch im Leben, der Bezugspunkt austauschbar wird, wenn man mit so vielen fickt?
Was ist gut und was ist schlecht? Was ist richtig was ist falsch? Gibt es überhaupt ein allgemeingültiges „Richtig“ oder „Falsch“? Menschen erkranken an unterdrückten sexuellen Fantasien, Menschen setzen ihre Beziehung durch sexuelle Auschweifungen aufs Spiel, Menschen verweigern ihren Partnern die Kommunikation über intime Wünsche und provozieren vielleicht genau dadurch die beiden ersten Probleme gleich mit. Irgendwie bedingt immer eines das andere, passen Menschen nicht zusammen? Jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse und Wünsche und es in der Toleranz des jeweiligen Partners findet man trotzdem halt, indem gemeinsam Lösungen zur Befriedigung dieser Wünsche gefunden werden können.
Ist Kommunikation der Schlüssel zum Glück? Warum kommunizieren die Partner denn nicht miteinander? Warum äußern sie weder ihre Wünsche noch ihre Ängste? Vielleicht auch ihre Verlustängste? Sind sie der Treiber? Die Verlustängste? Warum haben Menschen diese, vertrauen sie ihrem Partner nicht?‘
Mir wurde irgendwie klar, dass es dieser Dreiklang ist, der über das Glück der Menschen in der Partnerschaft entscheidet, Vertrauen, Kommunikation und das Ablegen von Verlustängsten. Insbesondere bei heiklen Themen wie der Sexualität scheinen diese besonders wichtig und sensibel zu sein und gleichzeitig ist die Sexualität der Urtrieb, der uns zu bestimmten Taten antreibt, für den es unerklärliche Bedürfnisse gibt. Zumindest für die meisten von uns.
Und die gesellschaftlichen Moralvorstellungen schützen uns zum Einen davor, unseren Trieben freien Lauf zu lassen, gleichzeitig blockieren sie die Erfüllung sexueller Fantasien, ein Hängen wie in einem Spannungsfeld, dass bei vielen funktioniert, bei vielen aber auch irgendwann zu Problemen vielfältiger Art führt. Vor allem aber scheint es das Vertrauen und die Kommunikationsbereitschaft zu stören und Verlustängste zu schüren. Partner, die dies überwinden, sich von tiefstem Herzen vertrauen und über ihre Bedürfnisse kommunizieren, wissend um die tiefe Liebe zueinander, solche Partner können wirklich glücklich werden. Dabei ist es unabhängig, ob sie ihre sexuelle Lust und Befreiung so offen zeigen wie wir es tun, oder aber im Verbogenen, im trauten Heim, oder aber auch individuell irgendwie dazwischen, Paare die vielleicht nach außen völlig angepasst wirken, gesellschaftlich unauffällig, aber zusammen ein Doppelleben führen, ein Doppelleben, dass den einzelnen nicht zerreißt sondern beide noch enger verbindet.
Ich zündete mir noch eine weitere Zigarette an, schaute mich um, wo ich inzwischen angekommen war, erkannte die Gegend und beschloss mich auf den Rückweg zu machen.
Und gestern entstand eine Atmosphäre ohne Ängste, in immer offener werdender Kommunikation und zumindest für diese Konstellation mit einem gewissen Vertrauen, was nach der Nacht noch intensiver geworden war. Und all dies ohne neue Beziehungen zu knüpfen, zumindest keine tiefen emotionalen, aber es ergab sich eine Stimmung der totalen Ungezwungenheit, die vielleicht sogar einfacher zu erreichen ist als in einer partnerschaftlichen Beziehung, wo vieles doch verfahren, wenn nicht sogar eingefahren ist. Gestern musste sich niemand Gedanken über Moralvorstellungen machen und die Gesellschaft die sie definiert und kontrolliert, es war ein geschützter Raum, in dem Fantasien Realität wurden.
Ich nickte. ,Kommunikation schafft Vertrauen, Vertrauen fördert Kommunikation. Huhn und Ei…‘ Und trotzdem ist es möglich, für viele vielleicht nur mit einem kompletten Neustart in eine neue Beziehung, für Jennifer und mich der weitaus schwierigere Weg innerhalb der Beziehung die Kurve zu kriegen und die alten Lasten hinter sich zu lassen.
Mein Handy zeigte mir an, dass ich Nachrichten hatte. Jennifer hatte mir eine ganze Sammlung von Bildern geschickt, die sie und Denise in atemberaubenden Outfits zeigten, immer ausgelassener und freizügiger, sie scheinen ja richtig Spaß zu haben. Ich machte mich auf den Heimweg, von Zeit zu Zeit kamen neue Bilder, die inzwischen schon richtig pornografisch waren und die beiden entweder bei lesbischen Spielchen oder mit Toys zeigten, oder auch beides zusammen, immer aber echt sexy gestylt mit heißen Overknees an den Füßen, Jennifer kannte ich ja in den Stiefeln, bei Denise blieb mir mehr und mehr die Spucke weg.
Ein wenig fröstelnd kam ich zu Hause an, die frische, kalte Luft hatte gut getan mal wieder klare Gedanken zu fassen. Ich öffnete die Wohnungstür und sofort schlug mir eine Atmosphäre aus Lust und Vergnügen entgegen, es duftete nach heißen Frauen, Party und die Geräusche die aus dem Schlafzimmer drangen komplettierten dieses Bild. Ich legte die Jacke ab und schaute durch die geöffnete Tür. Sofort regte sich mein Schwanz in meiner Hose und begann anzuschwellen.