In guten, wie in schlechten Zeiten
Ich habe sechs Jahre an meiner Ehe mit meiner schwer psychisch kranken Frau festgehalten. Jeder der sich damit auskennt, oder so etwas schon erlebt hat, hat mir schon ziemlich am Anfang prophezeit, dass es so gut wie aussichtslos ist.
Wir hatten da schon 19 gute Jahre hinter uns. Haus, Kinder, so wie viele sich das vorstellen. Ich dachte, mit meiner Liebe und Fürsorge könnte ich diese Krankheit besiegen. Außerdem hat man mal versprochen "in guten, wie in schlechten Zeiten". Das war meine Leitlinie - nun waren eben die schlechten Zeiten gekommen.
Sechs Jahre später mit fünf Psychiatrieaufenthalten meiner Frau, abgebrochenen Therapien, unsäglichen Tagen, Abenden und Stunden musste ich aufgeben. Meine Liebe war schon lange zerstört, von dem was ich mir bei einer Partnerschaft vorstelle, intellektueller Austausch, gemeinsames Erleben, erfülltes Sexualleben etc. war nichts mehr da. Und mir war auch in den letzten drei Jahren klar, dass wir eigentlich keine Ehe mehr führen, sondern ich für sie da bin, als ob sie meine erwachsene Tochter wäre.
Warum habe ich trotzdem so lange durchgehalten ? Aus Verantwortungsgefühl und Mitleid. Sie hatte eine Kindheit, die ich keinem wünsche und mir war klar, dass eine Trennung für sie ein weiterer schwerer, vielleicht unüberwindbarer Schlag sein würde (ob es so sein wird, kann ich derzeit noch nicht beurteilen).
Mir war schon klar, dass ich auf lange Sicht nicht so leben können werde. Es ist aber unendlich schwer diesen kranken Menschen, für den man ein und alles ist, zu verlassen. Den Absprung musste ich aber jetzt zwingend schaffen, da auch meine Gesundheit schon erheblich gelitten hat, und auch die Kinder drohten Schaden zu nehmen. Trotzdem stehen mir noch die Tränen in den Augen, wenn ich an sie denke.