Sie schreibt...
Oft sieht der Verstand schon viel früher, was das Herz nicht sehen will.
Das spricht mir aus der Seele!
Ich hab in meiner letzten Beziehung (hat insgesamt 4 1/2 Jahre gehalten) nach knapp 4 Jahren bereits an unser beider Zukunftsvorstellungen gemerkt, dass diese Beziehung nicht auf Dauer halten wird und das Ablaufdatum relativ nahe steht. Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt bereits so gut wie nur noch gezankt. Sex war kein Thema mehr, Gott bewahre, ich hatte Panikattacken wenn er mich berührt hat und wollte mich auch nicht mehr vor ihm nackt zeigen.
Ich kann nicht genau erklären, warum ich mich nicht früher von ihm getrennt habe, obwohl es bitter nötig gewesen wäre und ich mir - und auch ihm - einiges an Leid erspart hätte. Wir hatten nur noch wenige Berührungspunkte, auch durch den komplett unterschiedlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Ich ging arbeiten, er studierte, schlief unter Tags und lernte in der Nacht. Die "gemeinsamen" Wochenenden waren nicht sonderlich prickelnd, wie man sich unter diesen Gesichtspunkten vorstellen kann.
Er hat mir öfter im Streit gedroht auszuziehen. Irgendwann hab ich dann gesagt "Ok, dann mach doch!". Und hab daran festgehalten, womit er nicht gerechnet hatte.
Ich glaube, es war bei uns die Gewohnheit, die sich eingeschlichen hatte, und ich hatte auch lang nicht die Kraft, loszulassen. Er wollte sich nicht trennen, hat er mir erklärt, ich soll seine "große Liebe" gewesen sein. So verhalten hat er sich leider nicht.
Die Trennung war extrem hart, für uns beide, ich konnte Wochen lang nicht mehr in meinem alten Bett schlafen. So lange, bis ich alle Möbel (außer meinem Bett) inklusive Bettwäsche rausgeworfen und das komplette Schlafzimmer umgestellt hatte.
Es war eindeutig die richtige Entscheidung, ich wäre nicht glücklich geworden und verstehe heute ehrlich gesagt auch nicht mehr, was mich mit diesem Menschen mal verbunden hat.
Zur Trennung mit Kindern: Die Zeit, bevor sich meine Eltern getrennt haben, und da reden wir vor mehreren Jahren, war für mich als damals 10-14jährige der blanke Horror! Ich habe meine Mutter mehrmals angefleht, sich zu trennen und mit uns auszuziehen. Sie hatte lange nicht die Kraft dazu. Ein kühles "Wenn dir was nicht passt, dann geh" von meinem Vater war für meine Mutter irgendwann der entscheidende Satz, den Schritt wagen zu können.
Klar, die Situation ist immer ein wenig anders und individuell zu beurteilen, und ich hoffe ich trete niemandem damit zu nahe, aber:
Zu glauben, dass eure Kinder die Probleme in der Beziehung nicht mitbekommen, ist ein Trugschluss. Zu glauben, dass ihr euren Kindern zwingend etwas Gutes tut, wenn ihr die "Beziehung" eurer Kinder Willen aufrecht erhaltet, ebenso. Ich war Kind in einer zerrütteten Beziehung, und ich habe nach der Trennung meiner Eltern professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um das Erlebte zu verkraften.
Ich kann nur andere in der selben Situation ermutigen, diesen Schritt zu wagen und sich damit, und auch den beteiligten, viel Leid zu ersparen!
Schönen Abend!
Lady Velvet