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Warum länger als es guttut an einer Beziehung festhalten?

**2 Mann
6.233 Beiträge
Themenersteller 
Warum länger als es guttut an einer Beziehung festhalten?
Der Titel sagt es:
warum halten manche Menschen so oft an der Beziehung fest, trotz besseren Wissens, dass diese in sich schon längst vorbei ist, die Gefühle die man gegenüber dem Partner einst hatte erloschen sind?

Das höre ich sehr oft – und siehe da: auch mir widerfuhr dieses nun ebenfalls.
Reflektierend nehme ich mir selbst übel, dass ich nicht den Schlussstrich frühzeitig zog, da ich das bei Anderen stets mit ungläubigem Kopfschütteln und völligem Unverständnis zum Ausdruck brachte.
Um nicht missverstanden zu werden: ich verurteilte damit niemanden (mache dies auch bei mir selbst nicht), sondern ich finde so etwas als absolut unlogisch, unnötig und sogar selbstverleugnend im Sinne: Tu dir doch so etwas doch nicht selbst an!

Reflektierend, über mich selbst und das was geschah, habe ich dann auch viele Antworten für mich gefunden die es beschreiben und erklären, andere erscheinen mir noch zu diffus, als dass sie befriedigend für mich sind.
Wer mein Profil auch nur ein wenig überflogen hat erkennt einen Gefühlsmenschen und ich bin auch nicht gerade völlig auf den Kopf gefallen - dennoch kann ich es selbst nicht fassen, dass ich da nicht früh genug Konsequenzen gezogen hatte die nötig waren um das einzig Richtige zu tun, mich mit dem Partner zivilisiert zu besprechen, so dass ein jeder seines eigenen Weges gehen kann. So, wie ich es in der Vergangenheit bisher immer handhabte.

Warum fällt uns die Trennung vom Partner oft so schwer, auch wenn die Beziehung uns schon lange nicht mehr gut tut?
Habt ihr ebenfalls schon mal "zu lange" in einer Beziehung ausgehalten?
Wie denkt ihr im Nachhinein darüber?

Ich bin gespannt auf Meinungen.
****ot2 Mann
10.758 Beiträge
Hoffe, ich bin nicht offtopic
Ein Grund an einer Beziehung festzuhalten ist oftmals der Umstand, - dass ja nicht alles schlecht ist.

Ich vergleiche das gern (auch wenn es unpassend erscheinen mag) mit einer beruflichen Tätigkeit, oder z.B. mit einer Wohnsituation.
Da gefällt einem ja auch das Eine oder das Andere nicht, - aber irgendwo gibt es sicherlich auch positive Aspekte, - zudem:
"Woanders" wird sicherlich der Aspekt, der einen stört, besser sein, - dafür gibt es dann andere Probleme, mit denen man nie gerechnet hätte.

Zusammengefasst:
Die Scheu vor Veränderung liegt oftmals an der Sorge, - dass damit potentiell gewonnenen Vorteile von möglichen Nachteilen überwogen werden.
Man gewissermaßen vom Regen in die Traufe kommt....

Lg
Gernot
**2 Mann
6.233 Beiträge
Themenersteller 
Ja, dieses Motive verstehe ich und kenne es - mich hat eine Furcht vor solchem jedoch nie abgehalten
**********ories Paar
1.224 Beiträge
Ich denke, dass es auf die Art der Beziehung ankommt. Sind Kinder aus dieser Beziehung mit im Spiel, ist es schon eine sehr tiefgreifende Entscheidung die Beziehung zu beenden.
Aber man sollte sich trotzdem selber wichtig sein dann und wenn es auswegslos ist die Konsequenzen ziehen und es beenden.
Im nachhinein sagt sich bestimmt fast jeder hätte ich mal früher....

Meine *my2cents* dazu

Er, von den Silent_Memories
********er75 Mann
6.902 Beiträge
Ich kenne diese Situation nur zu gut. Bei mir war es meine achtjährige Ehe, wo ich mir im Nachhinein die Frage stelle, ob ich die Vorzeichen nicht früher hätte erkennen können, ja hätte erkennen müssen.
Meine Selbstreflektion nach der Trennung und Scheidung hat mir gezeigt, dass es mehrere Punkte waren, die die frühzeitige Erkennung der Probleme erschwerte und verhinderte.
Primär war es wohl ein schleichender Prozess der Entfremdung, der gut kaschiert durch zwei erfolgreiche, zeitintensive Berufsleben sowie private Herausforderungen wie Kind und Hauskauf, ganz allmählich zu zwischenmenschlichen Problemen führte. Da es eine sehr harmonische Beziehung bisdahin war, haben wir beide diese Probleme und Streitigkeiten auf vordergründigen Stress durch Beruf, Kind und Haus geschoben. Die eigentlichen Ursachen gingen in der Hektik des Alltag unter. Erst viel zu spät, als die Beziehung schon nicht mehr zu retten war, erkannten wir, dass der Kern der Probleme in der Entfremdung, und somit in der Beziehung selbst lag.
Natürlich versucht man nach einer solangen, gemeinsamen Zeit die Beziehung zu retten und die Fehler zu finden, die zu den Problemen führten. Hier ist es dann an der Erkenntnis gescheitert, dass gewisse Veränderungen nicht rückgängig machbar sind.

Was sind aber nun die Beweggründe, an der Beziehung fest zuhalten, darum zu kämpfen?
Zum einen Gefühle und Liebe, ob jetzt ein- oder beidseitig, die zumindest einen Partner dazu bewegen um die Beziehung zu kämpfen, zum anderen, ganz profan, die Angst vor dem Verlust, die Angst vor der Veränderung.
Es geht dabei nicht nur um den Verlust des Partners, sondern um den Verlust des "Lebens, wie es die letzten Jahre war".
Da geht es dann ganz allgemein um den Freundeskreis, gemeinsame Aktivitäten,....
In meinem Fall ging es primär um das Kind, und wie wir Schäden von ihr abhalten können, die Ehe, das Haus, alles Punkte, die einen dazu bewegen gegen das unvermeidliche anzukämpfen.
Ich kenne jetzt nicht die genauen Umstände bei der Beziehung und Trennung des TE, aber sicher finden sich dort auch Punkte, die es zu dem Zeit Punkt sinnvoll erscheinen ließen, an der Beziehung festzuhalten.
Im Nachhinein sind wir alle klüger und sehen aus der Distanz die Sinnlosigkeit.
Aber eben jene Distanz fehlt in der Situation selbst und führt eben mit unter zu falschen Entscheidungen.
Aber immer noch besser so, als sich im Nachhinein vorzuwerfen nicht alles versucht zu haben.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Erstens
werde ich nicht gerne meineidig. Ich hatte drei Jahre Zeit zu überlegen, war dann einen Tag vom 27.Geburtstag entfernt, alt genug, um sich der Tragweite solcher Entscheidungen und des damit verbundenen Eheversprechens im Klaren zu sein.

Zweitens gibt es in einer Ehe tatsächlich neben den guten auch böse Zeiten, in denen man froh ist, den Partner an seiner Seite zu haben, auf seine Verlässlichkeit zählen zu können.

Drittens gab es bei uns Kinder, die wir gemeinsam gewollt hatten und deren Leben wir zu betreuen hatten und die es uns heute danken.

Viertens gibt es auch Kompromissmöglichkeiten, die man ausschöpfen kann.

usw

fiel einem ein, der von 48 Jahren Kennen 45 verheiratet ist, der oft über Jahre keinen Sex hatte, aber immer wusste, was er dem Leben schuldig ist.
**_2:
Warum fällt uns die Trennung vom Partner oft so schwer, auch wenn die Beziehung uns schon lange nicht mehr gut tut?
Habt ihr ebenfalls schon mal "zu lange" in einer Beziehung ausgehalten?
Wie denkt ihr im Nachhinein darüber?

Unter Ärzten gibt es den Spruch: Die besten Diagnosen stellen die Pathologen!
Im Volksmund heißt es: Hinterher ist man immer klüger!

Das Problem ist doch, dass so eine Beziehung in der Regel in einem schleichenden Prozess zerfällt, dass es dabei ein auf und ab gibt und dass man immer wieder Grund für die Hoffnung sieht, dass dieses Tief eben nicht eine Stufe einer kontinuierlichen Verschlechterung ist, sondern nur eine unglückliche Phase, die man überwinden könnte.

Hinzu kommt, dass so eine Beziehung meist nicht in allen Belangen gleichmäßig schlechter wird, sondern der Partner seine guten und seine schlechten Seiten hat und man man dann meist das Gefühl hat, wegen einer (wie auch immer zu bewertenden) Marotte dann im Falle einer Trennung auch auf die guten Seiten verzichten zu müssen.

Und man weiß ja auch nicht, was nachkommt. Manche sind ja froh, dass sie überhaupt jemanden gefunden haben, der/die sie so akzeptiert, wie er/sie ist...

Hinzu kommen weitere Faktoren wie Kinder oder gemeinsamer, schwer teilbarer Besitz (wie z.B. Immobilie), die eine Trennung auch nicht gerade leicht machen.
****la Frau
965 Beiträge
"Die Hoffnung stirbt zuletzt" ist ganz sicher einer der häufigsten Gründe dafür!
Man will nicht wegschmeißen, was einmal wundervoll war. Man hält an der Hoffnung fest, dass man die Beziehung gemeinsam wieder so hinbekommen kann, wie sie einmal war. Und das, obwohl man eigentlich weiß, dass man besser keine Hoffnung mehr haben sollte. Dennoch ist da dieser kleine Funke Hoffnung, denn "heute" hat er/sie sich ja mal etwas anders verhalten.
Ich selbst kenne das von mir nur allzu gut. Zwar bereue ich das im Nachhinein natürlich sehr, da es verschwendete Zeit war und nicht nur das, doch könnte ich auch nicht ausschließen, dass ich nicht wieder so handeln würde. Denn schließlich hab' ich's schon mal so gemacht.

Die letzte Beziehung hatte ich aus zwei anderen Gründen nicht rechtzeitig beendet. Zunächst spielten Depressionen und später auch damit verbunden eine hohe Suizidgefahr eine Rolle. Da lässt man einfach niemanden alleine. Ich jedenfalls nicht! Da war es mir dann auch egal, wie sehr ich selbst daran kaputt ging. Da hatte ich gefälligst zu funktionieren und ihm so gut es ging eine Stütze zu sein. Zumindest so lange bis es ihm wieder besser ging. Und genau an dem Punkt angekommen hätte ich dann den Schlussstrich ziehen müssen. Hab ich aber nicht, weil ja auf einmal alles wieder besser und auch kurzzeitig schön wurde und "die Hoffnung stirbt zuletzt". Und dann.. je besser es ihm ging, desto schlechter ging es mir plötzlich. Aus heiterem Himmel fiel ich in ein Loch und ER war NICHT für mich da! Im Gegenteil, er trat noch richtig auf mir rum, machte mir Vorwürfe von wegen ich wäre nicht richtig für ihn da gewesen, hätte ihn einfach in ne Klinik abgeschoben und Schlimmeres. Aber das erspare ich Euch lieber.
Er wurde innerhalb kürzester Zeit immer jähzorniger und aggressiver und so musste ich mich irgendwie alleine aus dem Loch kämpfen, was mir nach drei Monaten dann auch endlich gelang. Doch zu dem Zeitpunkt lebte ich ja bereits mit diesem hochgradig aggressiven Menschen zusammen, der mich spätestens jeden zweiten Tag für 1-2 Stunden auf's Übelste zusammenschrie und mich währenddessen auch nicht aus dem Raum ließ, zur Tür stürmte und sie zuhielt, noch bevor ich ne Chance hatte den Raum zu verlassen. 2 Jahre lang hab ich Letzteres über mich ergehen lassen und niemandem davon erzählt. Aus Angst! Wovor muss ich hier sicher nicht erläutern.
Jaaa, auch sowas können Gründe sein, warum man einen Menschen nicht verlässt, obwohl man ganz genau weiß, dass die Beziehung nicht kaputter sein könnte.
******uja Frau
6.959 Beiträge
Erstens ist grundsätzlich die Bereitschaft sehr viel ausgeprägter, sich für etwas einzusetzen, was man verlieren könnte, als für etwas, was man gewinnen könnte. Vom Status quo abzurücken und Veränderungen aktiv einzuleiten, ist etwas, was dem Menschen schwerfällt – siehe auch die Angst vor dem Unbekannten.

Zweitens sitzt man da oft dem Sunken-Cost-Paradox auf: Je mehr (Zeit, Geld, Mühe …) man bereits in etwas investiert hat, desto stärker hält man daran fest, als müsse die Investition zwangsläufig irgendwann Früchte tragen. Dass das, was investiert wurde, so oder so verloren ist und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich auszahlt, gegen null geht, wird oft nicht gesehen. Eher nimmt man noch größere Verluste in Kauf, als zum ehestmöglichen Zeitpunkt auszusteigen, sobald man einsieht, dass es nichts fruchten wird.

Zwei simple psychologische Mechanismen, die zu durchschauen und gegen die anzukämpfen nicht leicht ist. *g*

Die übrigen erwähnten Faktoren – Kinder, Haus(halt), Aufs und Abs usw. – spielen natürlich ebenfalls eine Rolle.
Eine Beziehung zu beenden ist immer mit Stress verbunden. Solange der Leidensdruck nicht so groß ist wie der zu erwartende Stress...
Muss jeder für sich entscheiden.

Ob andere die Augen verdrehen oder den Kopf schütteln spielt für meine Entscheidung so gar keine Rolle.
Es ist mein Leben, mit meinen Gefühlen, Ängsten, Hoffnungen. Und solange es für mich im Gleichgewicht ist und ich meine Umwelt nicht andauernd volljammere wie doof doch alles ist hat mir in der Hinsicht auch niemand wohlmeinend reinzureden. Ausser ich bitte um eine Meinung oder einen Rat.
**_2:
Warum fällt uns die Trennung vom Partner oft so schwer, auch wenn die Beziehung uns schon lange nicht mehr gut tut?
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich hätte es mir selbst gegenüber nicht verzeihen können, allzu früh aufzugeben.

**_2:
Habt ihr ebenfalls schon mal "zu lange" in einer Beziehung ausgehalten?
Ja, sogar schon zwei Mal - und aus völlig unterschiedlichen Gründen. Noch mehr gelernt, sozusagen, da nicht die gleichen Fehler passiert sind...

**_2:
Wie denkt ihr im Nachhinein darüber?
Die dabei gemachten Erfahrungen möchte ich nicht missen, Erkenntnisse auch zu eigenen Fehlern helfen mir bis heute, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und anders zu handeln.

Meine heutige Beziehung mit Mrs. ZeeTee stand deswegen von Anfang an auf einer ganz anderen Basis, wir beide geniessen das Leben und die Liebe viel aufmerksamer, achtsamer und liebevoller, sehr bewusst, jeden Tag aufs Neue. Vieles davon war früher intuitiv in mir drin, aber kaum bewusst gelebt.
****54 Mann
3.849 Beiträge
Wenn die Entwicklung nur einen stetiger Abwärtstrend hätte, dann wäre es einfach und folgerichtig, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn die Schwelle unterschritten ist.

Aber so ist es ja meist nicht. Es gibt da Aspekte der Beziehung, die durchaus zufriedenstellend laufen und bei anderen Aspekten gibt ein Auf und Ab. Einen langfristigen Trend oder gar eine Punkt nicht wieder gut zu machender Entfremdung auszumachen ist da nicht so einfach.

Und dann hat man, wenn man ein wenig selbstkritisch ist, zumeist selbst einen Anteil an der Entwicklung, aus dem man sich daher nicht einfach heraus stehlen kann. Die Auseinandersetzung muss geführt werden. Das dauert. Der Zeitpunkt, an dem man zuerst unzufrieden war ist nie der Zeitpunkt, an dem die Beziehung gescheitert war. Das redet man sich gerne selbst ein, um zu überspielen, dass man selbst die Auseinandersetzung nicht früh und entschieden genug geführt hat. Man macht es sich einfach, wenn man sagt: Ich hätte mich viel früher trenne sollen.

Eine Entscheidung setzt immer einen Entscheidungsprozess voraus und der dauert so lange wie er dauert.

Aus Fehlern lernen heißt daher nicht, sich rigoros früher zu trennen sondern sich in den Arsch zu treten und kleine Unstimmigkeiten zu benennen, auch wenn das die Situation unangenehmer macht.
@****54:
Grundsätzlich halte ich deinen Einwand für berechtigt und wertvoll *top* , möchte aber ein paar Bemerkungen dazu machen:

****54:
Der Zeitpunkt, an dem man zuerst unzufrieden war ist nie der Zeitpunkt, an dem die Beziehung gescheitert war. Das redet man sich gerne selbst ein, um zu überspielen, dass man selbst die Auseinandersetzung nicht früh und entschieden genug geführt hat.

Das Problem ist meist, dass dieser Zeitpunkt der ersten Unzufriedenheit mit einem bestimmten Verhalten des Partners auch nicht so genau zu bestimmen ist. Ist das beim ersten Mal oder wenn sich das häuft?
Hinzu kommt, dass auch die frühzeitige Auseinandersetzung nicht immer wirklich konstruktiv ist.
Will man bei jedem nicht ganz passenden Verhalten gleich eine Auseinandersetzung riskieren?
Oder warte man ab, bis es wegen Wiederholung nervt (und man dann entsprechend negativ vorgeladen in die Auseinandersetzung geht)?
Und wie geht man damit um, wenn der Andere sich des Problems überhaupt nicht bewusst ist und so tut, als würde man auf ein ganz normales Verhalten nur unangemessen reagieren?

****54:
Aus Fehlern lernen heißt daher nicht, sich rigoros früher zu trennen sondern sich in den Arsch zu treten und kleine Unstimmigkeiten zu benennen, auch wenn das die Situation unangenehmer macht.

Auch dieser Spruch ist nicht dumm, hat aber einen Haken:
Es ist nicht immer klug, die Erfahrungen aus dem Umgang mit einem Menschen auf einen anderen Menschen zu übertragen. Jeder reagiert irgendwie anders und die Art der Konfliktbewältigung ist in jeder Beziehung ein bisschen anders.
*******ker Paar
196 Beiträge
Ich persönlich
glaube an die "Theorie der geringsten Kosten".

Wenn ein Mensch vor die Wahl gestellt wird, sich zwischen zwei
oder mehreren Alternativen zu entscheiden, wird er meist die
Alternative mit den geringsten Kosten wählen.

Kosten können dabei finaziell, emotional ... sein.

Vor die Wahl gestellt die Beziehung zu beenden, wird er oder sie
sich dann meist für das Verbleiben in der Beziehung entscheiden.
Die Probleme der Beziehung sind bekannt und entsprechend niedrig bewertet.
Das Neue, Unbekannte nach der Beziehung (Trennungsschmerz, Wohnung suchen ...)
hingegen sehr hoch bewertet.

So entscheidet man sich dann der Beziehung noch eine Chance zu geben.

Wird die Beziehung mehr und mehr zum Problem für beide, ändert sich auch
die Bewertung der Kosten für eine Trennung. Trennungsschmerz wird zu
Erleichterung, bei der Wohnungssuche helfen liebe Freunde usw.

Es hängt von unserer persönlichen Gewichtung der Probleme und ihrer Lösung ab,
ob wir uns trennen oder der Beziehung eine weitere Chance geben.

er von codemarker
Wie die Vorschreiber schon mehrfach sagten: wenn man sich des Problems bewusst wird, ist es schon nicht mehr frisch.
Das kann ich für mich uneingeschränkt unterschreiben.

Ist die Partnerschaft noch jung, sieht man über vieles hinweg, will wegen vermeintlicher Lappalien keinen Streit vom Zaun brechen...und ebnet damit den Weg zu einem Beziehungsmuster.

In meinem Fall zu einem Streben nach unbedingter Harmonie, auf Biegen und Brechen, auf die Vermeidung von Auseinandersetzungen und eine Präsentation nach außen, die untadelig ist und aus einem Guss.

Man kann sich darin gut einrichten, weil es auch bequem sein kann, auf eine eigene, abweichende Meinung zu verzichten.

Wie sehr man dabei aber verkümmert, merkt man viel zu spät. Einfach, weil viele Jahre mit beruflicher Findung, Kinder, Haus und sonstigen Verpflichtungen gefüllt sind. Da ist man gut beschäftigt und durchaus auch froh, jemanden an der Seite zu haben, wo es einfach funktioniert.
Weil man zusammen reingewachsen ist.
Und wieder wird vermieden, weil man froh ist, den Alltag zu stemmen.

Unterbewusstsein und Seele arbeiten aber weiter und der Punkt, an dem man zur Reflektion gezwungen ist, kommt unweigerlich. Bei mir mit plötzlichem hohen Blutdruck. Sehr hohem.

Hier wäre ggf. der Punkt gewesen, meine Partnerschaft zu retten. Aber um etwas zu retten, braucht es 2, die ein Problem erkennen und Willens zur Veränderung sind. Mein Mann hat mir sehr klar gemacht, dass er mit sich und dem Leben sehr zufrieden ist. Anpassungsbedarf, Konsensbedarf sieht er nicht. Ich seit geraumer Zeit auch nicht mehr.

Das Muster unbedingter Harmonie wirkt in mir insofern weiter, als ich meine Kinder noch "groß " werden lassen möchte. Sie vor dem Zwiespalt bewahren möchte, sich zB einen Lebensmittelpunkt aussuchen zu müssen. Mein Grund, an der Beziehung weit über das Verfallsdatum hinaus festzuhalten.

Und es ist ein Kraftakt, von dem ich nicht weiß, ob ich da letzten Endes meinen Ansprüchen an Zeit und Qualität gerecht werde.
Ggf ist es doch an der Zeit, an neuen Strategien zu arbeiten.
**st
Viele Menschen haben große Angst vor einschneidenden Veränderungen im Leben. Sie führen lieber ein unbefriedigendes oder sogar beschissenes Leben, bevor sie sich mal einen Ruck geben und einfach mal was Neues anfangen. Deshalb sind viele Menschen auch so festgefahren in ihrer Meinung und verpassen dadurch viel Spannendes im Leben.
Tommy_Da
Da stimme ich dir total zu.
*******na57 Frau
22.283 Beiträge
JOY-Angels 
Was "viele Menschen"
so tun, kann ich nicht sagen. Ich kann nur sagen, wie es bei mir war.

Da war auch der schleichende Prozess - es dauerte für mich länger als für Außenstehende, bis ich erkannt hatte, dass da nichts mehr zu retten war. Dann wollte ich nicht zu schnell aufgeben - man heiratet nicht, um beim ersten Problem gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Da musste sich eine Menge aufstauen und es musste auch eingesehen werden, dass es keinen Weg zueinander gibt, weil der andere den Weg nicht mitgehen will.

Dazu kommt, dass ich eben sehr pflichtbewusst bin und Kind und andere Verpflichtungen nicht so einfach lassen konnte. Dass die Trennung auch für das Kind besser gewesen wäre, habe ich erst hinterher erkannt. Und ja... Angst, wie das so wird, hatte ich auch. Ich bin seitdem viel mutiger geworden, aber damals war ich eben so.

Im Nachhinein sehe ich, dass ich schon acht Jahre früher hätte die Reißleine ziehen sollen und können ... aber als ich mitten drin steckte, konnte ich das nicht erkennen. Und hatte auch immer noch Hoffnung ...
**2 Mann
6.233 Beiträge
Themenersteller 
Danke allen, für die bisher eingebrachten statemens.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich hätte es mir selbst gegenüber nicht verzeihen können, allzu früh aufzugeben.

Ist bei mit der Anker gewesen - ich ließ mir lange Zeit um mich überhaupt einzulassen - und ich wollte mir für das uns ebenfalls eine Zeit geben um zu entscheiden wie weiter.

...wenn man sich des Problems bewusst wird, ist es schon nicht mehr frisch.[/quote

Auch das ist richtig - zumal auch ein beruflicher Umbruch aktuell gewesen ist und ich diesen Stress nicht auf die Beziehung projezieren wollte.

Unterbewusstsein und Seele arbeiten aber weiter ...

Ja - und der Körper auch, der vieles vor dem Kopf bereits wusste.
**2 Mann
6.233 Beiträge
Themenersteller 
Ups - nun sind die Zitate irgendwie verrsutscht - sorry dafür.
Nicht aufzuschließen, dass ich eines Tages sage, ich hätte schon wesentlich eher gehen sollen.
Diese ewigen Bedenken und das Berücksichtigen von Befindlichkeiten der Menschen, für die ich verantwortlich bin neben mir selbst, viel früher über Bord werfen sollen.
Das kann alles sein.

Am Ende gibt es selten genau DIE richtige Entscheidung. Schon gar nicht eine allgemein verbindliche.
*******na57 Frau
22.283 Beiträge
JOY-Angels 
Am Ende gibt es selten genau DIE richtige Entscheidung. Schon gar nicht eine allgemein verbindliche.

*top* ... und ich habe es eben so gehandhabt, wie ich es gehandhabt habe, da kann ich jetzt auch nichts mehr ändern. Damals dachte ich, es war richtig ... und dann war es das damals auch für mich so.
es ist immer das Richtige, was für einen ganz persönlich vom Gefühl her der passende Weg ist.

natürlich denkt man auch daran, was man zusammen schönes hat und die gute Zeit, die man gemeinsam hat und möchte das eigentlich nicht einfach so wegwerfen/aufgeben.
Dann kommt dazu, das aus der Gesellschaft auch ein gewisser Druck (so formuliere ich es mal) kommt, man trennt sich einfach nicht so mal eben, lieber kitten/reparieren etc.

Wenn man für sich fühlt, das es nichts nützt auf Dauer, sollte man seinem Gefühl folgen.
Und wenn ich von Gefühl spreche ist damit kein kurzer Impuls gemeint, den man ggf. mal bekommt,
sondern diese dauerhafte Gewissheit was einem die innere Stimme mitteilt.
*****nne Frau
3.418 Beiträge
JOY-Angels 
Alles nicht so einfach
Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr verheiratet, wir haben zwei Kinder und hatten eine
Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen. Jetzt sind die Kinder erwachsen und haben eigene
Familien und ich war so frustriert in meiner Beziehung, dass ich schon nah dran war, diese zu
beenden und nochmal einen Neuanfang zu machen. Klar hatte ich auch Angst davor.
Bevor es dazu kam, bekam mein Mann einen Schlaganfall - was macht man dann als Frau? Ich habe es nicht fertig gebracht, die Beziehung, die schon mehr als die Hälfte meines Lebens dauert, zu beenden. Am schlimmsten ist, dass unsere Kinder es nicht verstehen würden, wenn nach so vielen Jahren alles auseinander bricht. Mein Sohn hat mir jetzt gesagt, wenn wir uns trennen, wegen vielleicht einem halben Jahr Schmetterlingen im Bauch, dann kommt er nicht mehr nach Hause. Das ist zwar eine altmodische Meinung aber sie tut weh. Unter dieser Trennung würde alles leiden - Freunde, Familie usw.
Vor all diesen Hintergründen hab ich mich entschieden, alles zu lassen, wie es ist, obwohl ich nicht glücklich bin.
Es gibt ja auch keine Garantie dafür, dass es einem dann besser geht.
*******exe Frau
2.646 Beiträge
Angst ... ?
Wenn ich mich für eine Person entschieden habe, dann ganz. Es dauert bei mir ein paar Tage länger um mich auf den anderen einzulassen. Wenn ich dann vor Glück weinen könnte ihn an meiner Seite zu haben, ihn voller Liebe stundenlang beim Schlafen betrachte und diese Gewissheit in mir spüre mit ihm alt werden zu wollen - komme ich gar nicht mehr auf den Gedanken, dass sich das ändern würde, bzw. dass ich diese Liebe wegwerfe.
In guten wie in schlechten Tagen ist für mich keine leere Worthülse, sondern meine Überzeugung und feste Einstellung.. Manch einer wirft weg, der andere repariert. Ich versuche zu reparieren, solange es geht...

Warum halte ich an einer Beziehung fest?
• In so einem Falle wohl aus der Hoffnung, dass dies nur eine schlechte Phase ist und alles wieder gut wird.
• Weil er zuerst den Wunsch äußerte mit mir alt werden zu wollen. Das sagt man doch nicht so?! Es war ein Versprechen...
• Der Glaube daran, dass man doch miteinander an der Beziehung arbeitet und sich dafür einsetzt, dass es wieder besser läuft - schließlich liebt man sich doch... Kämpft man nicht für etwas, das einem wichtig ist?!
• Wenn der andere aufgegeben hat, es ihm zu schwer geworden ist, an der momentan stressigen Beziehung festzuhalten, bin ich die Starke, die für zwei daran festhält..... Ich möchte ihn doch (unter-)stützen, ihm zeigen dass es sich lohnt an der Liebe festzuhalten.
• Das Gefühl mit diesem Menschen, dieser Beziehung gescheitert zu sein, ist grausam. Wer möchte das schon wahrhaben? Es muss doch eine Möglichkeit geben, dass alles wieder schön wird - so wie früher - oder besser.....
Das Einsehen, dass es einfach nicht paßt und nicht hat sollen sein, will einfach nicht tief genug ins Hirn kriechen. Oft sieht der Verstand schon viel früher, was das Herz nicht sehen will.

Manchmal versetzt der Glaube Berge und manchmal ist der Glaube an die Liebe das Flugzeug, mit dem du frontal und mit aller Wucht gegen den Berg knallst.

Ich denke, man kann es nicht pauschalisieren, ob man an einer Beziehung länger festhalten sollte als der andere. Es kommt auf so viele Umstände an. Meist war ich die, die kämpfen wollte und es auch tat. Oft war es ein Kämpfen gegen Windmühlen.
Wenn allerdings nur Streit und Zank in der Beziehung Bestand haben, das Vertrauen gelitten hat und das Gefühl für den anderen langsam umschlägt - ist es auch für mich Zeit zu gehen. Noch deutlicher kann ich es dann auch nicht mehr sehen, dass mir diese Beziehung nicht mehr gut tut.

Es ist schwer zu lernen loszulassen, den gehen zu lassen, der nicht mehr bleiben will. Festhalten ist dann eher kontraproduktiv. Es tut weh. Aber es ist seine Entscheidung und ich kann ihn nur ziehen lassen.
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