Wer posaunt nicht eifersüchtig zu sein, der liebt meiner Einschätzung auch nicht wirklich.
Das ist ja mal eine steile These. Ist übrigens umgekehrt genauso wahr.
Eifersucht ist zum einen kein klar abgegrenztes Gefühl. Ich finde den Post jetzt leider auf die Schnelle nicht, aber Eifersucht kann man in mehrere Gefühle auftrennen: Verlustangst (gegenüber Partner, Status, Ansehen, usw.), gönnendem Neid (du hast und darfst, aber ich will auch), missgönnendem Neid (du hast, aber ich will es dir wegnehmen um es selbst zu haben) und Zukunftsangst (z.B. gegenüber Mitarbeitern - es gibt nur eine vakante Stelle zur Beförderung, noch hat sie keiner - vor dem Neid).
Liebe hat mit keinem der Gefühle etwas zu tun. Beziehung hat jedoch sehr viel damit zu tun. Wie begreifen wir unsere Beziehungen. Welche Rolle schreiben wir uns und unseren Partnern zu.
Die zweite Baustelle des EP ist das Ego, also das Selbst. Vor allem beim Neid spielt dies sicher mit rein. Umgekehrt kann ein stabiles Selbstvertrauen auch die Gefühle reduzieren. Je abhängiger die Person sich von anderen macht, um so wahrscheinlicher sind eifersüchtige Gefühle.
Die TE stellen jetzt aber die Frage, ob das eine zurückzustellen sei, damit das andere funktioniert. Hier stolpere ich. Wenn ich ein sehr besitzergreifendes Wesen habe, ergibt dieser Zusammenhang Sinn. Dann sollte ich aber an dem eher Ungesunden Verständnis von Beziehung im allgemeinen arbeiten. Denn Besitzen kann ich den anderen nicht.
Egoismus selbst kann sich sehr unterschiedlich zeigen. Wenn mein Egoismus darin besteht zu erwarten, dass alle Welt um mich rum doch bitte dafür zuständig sei, dass es mir gut geht, dann ist er nicht sehr sozialkompatibel. Wenn er aber eher an dem Leitspruch "Wenn jeder an sich selbst denkt, ist niemand vergessen" orientiert, ist Egoismus nicht mehr ganz so zu verteufeln und funktioniert zusammen mit dem Gönnen sehr gut.
Egoismus und missgönnender Neid sind eine ecklige Kombination. Egoismus und das Vertrauen auf sich selbst können aber dabei helfen Verlustängste abzubauen und auch Entwicklungsängste abzuschwächen.
Ich muss also nur dann zurückstecken, wenn ich anderen missgönne etwas zu haben, was ich selber nicht habe.