Über trage ich nun diese Beispiele auf unseren Fall hier:
Empfindungen, Gefühle und auch Wahrnehmungen aller Menschen sind im steten Wandel. Konsensentscheidungen werden unter bestimmten Bedingungen getroffen, die sich auch ändern können. Somit ist auch jede Beziehung im steten Wandel. Regelungen und Modelle müssen stetig geprüft und ihre aktuelle Gültigkeit hin untersucht werden.
Offenheit und Vertrauen verlangen, dass ein Partner dem Anderen mitteilt, wenn bestimmte Absprachen oder Konsensmodelle für ihn nicht mehr tragbar sind.
Ist das der Fall, so ist das ein "Stopp, wir müssen reden und einen neuen Konsens finden". Das ist auch nicht einseitig aufhebbar, nur gemeinsam, denn andernfall stellt man die Beziehung in Frage und riskiert im schlimmsten Fall die Trennung.
Es geht in diesem Fall auch nicht um Schuld oder Recht.
Jeder Partner kann zu jeder Zeit sagen er beendet die Partnerschaft, da es für ihn keinen Konsens gibt. Niemand hat einen Anspruch auf Partnerschaft.
Es ist auch keine emotionale Erpressung zu sagen, dass man nicht polyamor leben möchte und die Beziehung beendet, wenn der Partner es trotzdem ausleben möchte.
Es ist die Offenheit und Ehrlichkeit, die es braucht, damit der Partner, nach RACK, entscheiden kann, ob ihm das Ausleben seines Wunsches nach Poliamorie im Gegenzug das Ende der Beziehung wert ist.
Vielmehr ist es emotionale Erpressung dem Partner abzuverlangen ein Beziehungsmodell zu leben, dass er so nicht mehr akzeptieren kann, mit der Begründung, dass beide doch hier vorher einen Konsens gefunden haben. Das ist keine Liebe, das ist kein Verständnis.
An diesem Punkt verlässt eine Beziehung den Sandkasten
und wird erwachsen, denn die Beteiligten lernen, dass es zwischen den Eigenen Bedürfnisen, den eigenen Wünschen, den eigenen Gefühlen UND denen des Partners nicht abzuwägen gilt sonder gemeinsam zu vermitteln gilt. Manchmal stellt man fest, dass zwar Starke Liebe /Gefühle vorhanden sind, aber die grundsätzlichen Lebensmodelle nicht passen und so eine Beziehung für beide nicht wirklich glücklichmachend wäre, ja sogar unmöglich ist. Hier ist es dann wirklich Liebe den anderen gehen zu lassen.
An diesem Punkt steht die TE jetzt. Wie hier schon richtig erkannt wurde, wir mit ihrem Verlobten eine polyamore Beziehung unmoglich sein. Und wenn beide sich wirklich was bedeuten, dann werden sie die Beziehung beenden und hoffentlich Freunde bleiben. Die TE wird nur mit anderen polyamoren Menschen eine echte Chance haben, eine funktionierende 2+X Beziehung aufzubauen.
Ja natürlich kann sich jederzeit alles ändern (was ja auch der Fall war) und natürlich muss man dann gemeinsam entscheiden. Ich denke nur für dieses Problem gibt es einfach, bis auf eine Trennung, keine gemeinsame Entscheidung.
Ich kann nur versuchen zu dem zurückzukehren wie es vor der Öffnung unserer Beziehung war. Wenn das absolut nicht geht, muss ich mich von ihm trennen
Wie soll ich wissen ob ich in einer polyamoren Beziehung mit anderen Menschen glücklicher wäre? Ich kann mir ein Leben ohne M. oder auch nur eine Freundschaft mit ihm nicht vorstellen