*******y_bb:
Was mich bei BDSMlern sehr viel nachdenklicher stimmt, ist die D/s-Praktik der öffentlichen Demütigung - neudeutsch Public Disgrace genannt -, die es ja auch virtuell hier im JC gibt. Mich erschreckt die Bereitschaft vieler an sich Unbeteiligter, darauf einzugehen und nach Herzenslust aktiv "public mitzudisgracen".
Hier bei ist, so glaube ich, klar zustellen, dass mit Public Disgrace nicht eine Hexen- und Domjagd gemeint ist, wie sie hier in dem Thread veranstaltet wurde, der zu meinen Threads
BDSM: Ist eigentlich Intoleranz das neue Pervers? und
24/7 BDSM als Lebensstil: Ist Intolleranz das neue Pervers? führte.
Das was von
https://www.joyclub.de/my/3855638.landlady_bb.html hier als
"public mitzudisgracen"
bezeichnet wird, hat nichts mit Public Disgrace im BDSM Kontext zu tun, sondern ist vielmehr "Public Trolling".
Der besagte "Haarschnitt-Entschuldigungs-Thread" zeigt ganz deutlich, die Unwissenheit und das Unverständnis vieler, wie weit D/s gehen kann, zusehen an den vielen Posts mit dem Tenor "Was, Du must Deinen Dom fragen wie Du Dir die Hare scheiden lassen sollst? Das ist doch nicht normal!" oder gar "Such Dir einen anderen Dom, der ist Krank!". Zum anderen zeigt der Thread auch gut, dass selbst in einer speziellen BDSM Gruppe, eine Diskussion zu einer eigentlich etablierten, (richtig ausgeführt) sicheren Praktik, die sicher nach RACK /SSC ausgeführt werden kann, für die es sogar eine Eigene Gruppe im Joy gibt, dazu führt, dass beide, Sub und DOM, als krank und pervers bezeichnet werden, und zwar ohne sachliche Argumentation (es gab eine Ausnahme, wo mögliche psychische Schädigungen als Begründung für die Ablehnung auch gut argumentiert genannt wurden, das ist aber leider die Ausnahme), sondern nur basierend auf dem Gedankenmodell "Ich kanns mir für mich nicht vorstellen, deshalb muss es krank sein, und deshalb muss ich diese Menschen öffentlich verurteilen!". Genau aber diese Intolleranz und Ignoranz ist wirklich pervers. Und sieht man sich dann die Profile und die anderen Posts derer an, die am schärfsten gehetzt haben, dann stellt man fest, dass sie mit dem Themen 24/7 bzw TPE sowie Public Disgrace keine Erfahrung haben und ihr BDSM einfach anders ausleben. Dann wäre es schön, wenn sie anderen doch bitte auch das Recht zugestehen auch ihr BDSM so auszuleben, wie sie es wollen.
Wie "faktenfrei" die Diskussion in dem besagten Thread geführt wurde zeigen die folgende Fakten:
Mich haben Dom und Sub aus besagtem Thread angeschrieben und bestätigt, dass
die "Entschuldigungs-Threads" nicht Teil der Bestrafung waren, sondern eine eigene Idee der Sub, die sie ohne das Wissen ihres Dom umgesetzt hat, um es besonders gut zu machen. Auf Grund der allgemeinen Hexenjagd in dem Thread wollen sie sich aber selber nicht mehr dazu im Forum äußern.
Somit waren alle Äußerung zu den Intentionen und perversen Absichten des Doms nichts weiter als Mutmaßungen und Spekulationen, die als angebliche Fakten verkauft wurden, ist aber momentan ja hoch modern und "Alternative Facts" der altbekannte Weg, mit neuem schicken Namen, das, was nicht ins eigene Bild passt, passend zu machen.
Aber zurück zu "Public Disgrace":
Wenn man sich die Definition ansieht, so fallen jegliche D/s Praktiken in der wie auch immer gearteten Öffentlichkeit unter Public Disgrace, also Öffentliche Erniedrigung.
Angefangen beim Halsband der Sub, das sie als Sub kennzeichnet, oder CFNM / CMNF / CDNS Veranstaltungen, wo die Nacktheit die Sub Parts augenscheinlich kennzeichnet, oder Stuten- und Sklavenmarkt Veranstaltungen, seien es das Knien vor ihren Herrn im Club, oder das öffentliche Spielen im Club. All das beinhaltet immer auch eine gewisse Komponente Erniedrigung. Aber das Machtgefälle ist im D/s nunmal einer der zentralen Bestandteile. Und wie das Wort Machtgefälle ja schon sagt, ist hierbei ein Part über den anderen gestellt.
Das jetzt einige die Praktiken des Public Disgrace für sich entdecken und nach RACK/SSC erweitert ausleben, sollte eigentlich legitim sein und auch nicht gleich zur Beschimpfung führen. Dabei sind die Grenzen ganz individuell. Für die eine Sub kann es eine absolute Erniedrigung sein, wenn sie ungeschminkt zum Einkaufen gehen muss, für die andere, wenn sie das ohne Unterwäsche tun muss, und für wieder eine andere beginnt PG erst, wenn sie an der Leine in die Disco gehen muss, oder wenn sie in einem Club aus einem Hundenapf trinken muss.
Wie fast alle D/s Praktiken birgt auch PG Gefahren für die Psyche, die aber durch ein verantwortungsbewusstes Vorgehen und wissensfundiertes Handeln minimiert werden können. Legt man RACK als Basis zugrunde sollten den Beteiligten diese Risiken vorab bewusst sein, und sie nach gemeinsamer Abwägung ein gemeinsames Vorgehen wählen.