Erstens mal: Das Eine schließt das Andere ja nicht aus. Man kann ja die Chippendales wegen ihrer Körper mögen und andere wegen ihres Geistes. Mal platt gesagt, wer auf blonde Haare steht, kann doch auch schwarzhaarige Frauen mit großen Brüsten toll finden, wenn große Brüste auch eine Vorliebe seinerseits sind.
Was dieses Elitedenken angeht, gibt es das doch bei allen möglichen Attributen. Es gibt in jeder Gruppe Menschen, die sich für "etwas Besseres" halten.
Erlebt habe ich es bei: Hochsensiblen, Gothics, SMlern, Germanisten, Juristen, Autisten, Globetrottern, Pflegekräften, IT-lern, Schachspielern, Gehörlosen. Überall dasselbe. Immer, in jeder dieser Gruppen, lernte ich Menschen kennen, die sich für etwas Besseres hielten aufgrunddessen, dass sie sind, was sie nun einmal sind.
Ich glaube, die gibt es in jeder Gruppe.
Mag aber nicht ausschließen, dass es bei sapiosexuellen überdurchschnittlich viele dieser Spezies gibt. Weil es eben häufig auch nicht im korrekten Wortsinne verstanden wird, "wir klugen Leute, wir sapiosexuellen" gemeint ist, obwohl das mit Sapiosexualität gar nicht gemeint ist.
Ist ein wenig wie bei Hochsensitivität: Damit ist auch nicht gemeint, dass man automatisch viel empathischer ist als der Rest der Gesellschaft. Es sagt lediglich aus, dass man eine gesteigerte Wahrnehmung hat. (Die aber auch dafür sorgen kann, dass man unterm Strich sogar
weniger wahr nimmt, weil z.B. das Gehirn alle Geräusche, die gleichzeitig ins Hirn rauschen, nicht (mehr) vernünftig filtern kann.)
"Ich bin sapiosexuell, ich bin etwas Besonderes", wenn ich so etwas höre oder lese, kann ich ganz klar sagen: Nein, bist du nicht! Du bist einfach nur anders als andere. Andere haben dafür woanders Talente, die du dann wiederum nicht hast.
Kein Mensch ist vollkommen. Und das ist auch gut so.