Ich wurde erstmals mit diesem Phänomen konfrontiert, als ich mitbekam, dass es Brillenfetischisten gibt. Eine Freundin sagte mir damals dazu "ist doch ganz logisch, es ist die Erotik der Intelligenz. Brillenträger werden oft als intelligenter wahrgenommen".
Die Verbindung "Intelligenz" und "Sex" erschloss sich mir nicht so ganz. Wieso soll jemand, der etwas im Kopf hat, besser im Bett sein? Kapierte ich nicht.
Inzwischen, ein paar Lebensjahre und Erfahrungen reicher
, sehe ich es differenzierter, nämlich ähnlich wie weltempfaenger: Es ist nicht die Intelligenz an sich, die so sexy ist, sondern die Tatsache, dass das Gegenüber einem nahe ist.
Nähe kann auf vielen Ebenen entstehen. Da ist Intelligenz auch dabei. Und zwar jegliche Intelligenz! Emotionale Intelligenz beispielsweise treibt Hochsensitive zueinander, intellektuelle Intelligenz jene, die mit Sprache gerne jonglieren und sich dann Liebesbriefe (oder e-Mails) schreiben, wie sie kaum jemand anders hinbekommt, und so die eigene Fantasie noch einmal ganz anders stimulieren.
Wenn also jemand einen hohen IQ oder EQ oder anderen Q hat, ist nicht etwas Besseres, weil er ihn hat. Es ist für ihn/sie aber automatisch attraktiv, wenn das Gegenüber einen sofort versteht. Der Tod jedes Flirts ist das Missverständnis: Wenn es zu viele davon gibt, kommt schlechte Stimmung auf, die dann schnell für das Erkalten des Begehrens für den anderen Menschen sorgen kann.
Das bedeutet nicht, dass nun nur kluge Menschen zueinander passen oder nur dumme. Man weiß letztlich ja doch nie, auf welcher Ebene man kommuniziert. Ist beispielsweise die eigene Intuition, das Gespür für einen Menschen da, funktioniert das auch mit einem Wortschatz eines 5-jährigen. Man braucht schließlich dann nicht viele Worte, um sich einander nahe zu sein. Kicken einen aber gerade viele Worte, dann bringt einem jemand nichts, der keine hat.
Ich beispielsweise bin ziemlich kontaktfreudig und nicht verlegen um Worte. Dennoch finde ich mit manchen Menschen, denen ich begegne, keine Basis. Mir fällt einfach nichts ein, wenn sie mir gegenüber stehen. Und das hat rein überhaupt nichts mit Intelligenz oder emotionaler Intelligenz zu tun: Es passt einfach nicht. Auf einer tieferen Ebene. Etwas, das weder sie, noch ich dann genauer beschreiben könnten, warum dies der Fall ist.
Eines zum Schluss: Wenn es um eine Partnerschaft geht, glaube ich wiederum schon, dass man zumindest in der Nähe zueinander sein sollte, was das sich verstehen angeht. Punker und Banker mag als Affäre vielleicht funktionieren, auf Dauer aber weniger, solange sie ihren Klischees entsprechen: Ihre Sprache passt einfach nicht zueinander. Es funktionierte dann, wenn beide sich sprachlich entgegen kämen und aus ihrem eigenen Wortschwatz ausbrechen und eine Kommunikationsebene finden, auf der sich beide dann auf Augenhöhe begegnen.
Oder, um es mal weniger theoretisch zu machen: Wenn die eine Seite sagt "Find dich arschgeil, ey, Digger, ficken?" und die andere dasselbe mit "Deine Augen haben mich betört, es würde mich anglücken, deinen Liebessaft in mir zu spüren" ausdrückt, dann werden möglicherweise beide Fragezeichen im Gesicht haben, wenn sie den Satz des anderen hören.