Grundsätzlich sind Konditionierungen, wie im EP beschrieben, möglich, ja sogar noch weitergehende.
Das beste Beispiel hier für sind pathologische Ausprägungen von Sachfetischmus / Objektsexualität.
Hierbei erregt den Festischisten ein ganz bestimmter Gegenstandstyp, z.B. Regenmantel, und nur dadurch erfolgt eine sexuelle Erregung. Bei einer Partnerin/Partner erfolgt keine sexuelle Erregung.
Da es sich dabei auch um moderne Gegenstände handelt, scheidet eine genetische Prägung aus, es muss sich hier um eine psychologische Prägung durch Schlüsselerlebnisse und /oder Erziehung/wiederholtes Erleben handeln.
Was gezielt mittels Konditionierung möglich ist zeigen die hier schon erwähnten Forschungen aus dem Bereich Sekten und Militär.
In beiden Fällen geht die Kontionierung soweit, dass einer der stärksten, genetisch verankerten Triebe, der Selbsterhaltungstrieb, durch ein "Höheres Ziel" ersetzt wird: die Einheit, das Operationsziel, das Vaterland, die Sekte, der Glaube.
Beispiele aus der jüngeren Geschichte sind mannigfaltig:
Kamikaze Angriffe japanischer Soldaten für Kaiser und Vaterland im WWII,
Terroristische Selbstmordattentäter,
Mord und Selbstmord für die Sekte und den Glauben
Gehe ich nun zum Beispiel aus dem EP, so muss ich mir natürlich VOR jedwedem Versuch die möglichen Gefahren und Folgen überlegen und abwägen, ob diese Paktik zu verantworten ist, wohlgemerkt, ALLE Beteiligten müssen sich dessen bewust sein.
Hier sind wir klar in einem Bereich, der durch SSC nicht mehr abgedeckt wird, da hier die Gefahr von bleibenden, psychischen Schäden in Kauf genommen werden muss. Das ist dann nur im Sinne von RACK auf eine vertretbare Basis zustellen.
Nur um das klar abzugrenzen:
Natürlich ist jegliche Erziehung im BDSM Kontext in gewissem Maße eine Konditionierung und Umformung der Persönlichkeit.
Doch eine so weitreichende Konditionierung wie im EP beschrieben (unabhängig, ob der beschriebene Weg sinnvoll/realistisch ist), mit der beschriebenen Zielsetzung, führt immer über einen starken Eingriff in die Persönlichkeit und ein Ausschalten eines primären, starken Triebes, des Fortpflanzungstriebes.
Alle Beteiligten müssen sich der Tragweite eines solchen Handelns bewusst sein.
Eine "Dekonditionierung", z.B. bei Trennung, ist nur schwer möglich, und bedarf einer professionellen Therapie durch spezialisierte Psychologen mit Schwerkunkten bei Betreuung von Sekten-Aussteigern und PTBS-Patienten.
Das Beispiel von
etrangere ist ein Glücksfall für diesen Thread:
Zum einen zeigt es sehr gut, was passiert, wenn die D/s Beziehung dann zerbricht, zum anderen, wie stark eine Konditionierung einen Menschen, auch positiv beeinflussen kann: Überwindung der, indiesem Fall psychisch bedingten, Impotenz.
Die Reaktion von
secret2011 spiegelt gleichzeitig wunderbar das Mitgefühl wieder, das durch die Schilderung einer solchen Geschichte bei der Mehrheit der Leser erzeugt wird, zugleich zeigt sie aber auch das allgemeine Unverständnis für den Mechanismus einer solch starken Konditionierung:
Es handelt sich um Mind Control, die dazu verwendet wurde den Sub sexuell vollkommen auf seine Herrin zu prägen. Anders als von
secret2011 gedacht, handelt es sich dabei nicht um einen "Knopf", also eine Handlung oder eine Praktik, den eine beliebige Person, also auch die neue Partnerin betätigen kann. Der Knopf ist die Herrin, bzw bestimmte Gerüche, Stimme, Handlungen,...., die mit der Konditionierung verknüpft wurden. Nur eine "Dekonditionierung" oder "Umkonditionierung" kann hier zu einer Lösung dieser Verknüpfung führen.
Die Reaktion des EP auf die Beiträge von
secret2011 zeigen leider aber auch, dass sich der EP nicht der Verantwortung bewust ist, die er mit einer solchen Konditionierung übernimmt.
Hier muss ich dem EP klar widersprechen:
Sie ist nicht seine Mutter und für sein Glück verantwortlich... ganz im Sinne von "ain't not your mama"
Nein! Genau, wenn Du diese Grenze überschreitest, wenn Du einen anderen Menschen derart von Dir abhängig machst, sei es wie hier nur sexuell oder aber auch noch weiterreichend auf anderen emotionalen Ebenen, so übernimmst Du eine Verantwortung, die sehr wohl der einer Mutterrolle vergleichbar ist. Hier Endet die Verantwortung erst mit dem Lösen der Konditionierung!
Die Äußerung des EP,
Zudem hat sie nicht darum gebeten, verlassen zu werden. Aus welchen Grund Bitte sollte sie ihre Widersacherin schlau machen? Hat diese es nicht drauf, ihn entsprechend heiß zu machen, so ist das doch deren Problem!
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zeigt, dass er sich der Tragweite einer solchen Bindung in keinster Weise bewusst ist.
Als Dom übernehme ich in jeder D/s Beziehung Verantwortung für die Sicherheit und das Wohlergehen meiner Sub. Natürlich ist im "normalen" BDSM Bereich auch der Sub Part mit für sein Wohlergehen verantwortlich, Stichwort Safeword und Risikoabwägung im Vorfeld. Immer vorrausgesetzt es wird nach RACK gehandelt und alle Beteiligten kennen wirklich alle Risiken und wissen was sie tun.
Betrete ich jedoch den Bereich des 24/7-D/s und des TPE, und um nichts anderes handelt es sich bei der im EP beschriebenen Zielsetzung, so müssen sich die Beteiligten darüber im Klaren sein, das dies Konditionierung und Hörigkeit über das Ende der Beziehung hinaus bestand hat. Bei noch ausgeprägterer, emotionaler Abhängigkeit ist ein normales, selbstständiges Leben des Sub Parts bei einer Trennung ohne professionelle Hilfe zum Teil nicht mehr möglich. Hier muss der Dom sich bewust sein, dass ab einem bestimmten Punkt der Hörigkeit der Selbstschutz des Sub Parts ausgeschaltet ist, und somit er die VOLLE Verantwortung für beide übernimmt. Ab diesem Punkt ist auch RACK an seinen Grenzen, da Sub nicht mehr nach Risikoabwägung frei entscheidet, sondern klar durch die emotionale Abhängigkeit beeinflusst wird. Hier ist klar die Grenze zum Brechen der Persönlichkeit und zur Umformbarkeit der Persönlichkeit erreicht.
Wie die obengenannten Beispiele aus Militär und Religion zeigen, ist hier dann der Weg hin zur völligen Selbstaufgabe frei.
Man muss verstehen, dass eben dieses Brechen der Persönlichkeit nicht nur die EP-Zielsetzung ermöglicht, sondern auch noch viel weiterreichende Eingriffe in die Psyche dieses Menschen, da dann grundinstinkte wie der Selbstschutz und der Fortpflanzungstrieb ausgeschaltet sind.
Das vom EP genannte 50SoG2 Beispiel der psychisch zerstörten Sub ist ein gelungenes Negativbeispiel dessen, was passieren kann, wenn diese Grenzen überschritten werden. Auch wenn ich sonst mit der BDSM Darstellung in SoG nicht übereinstimme, so ist dieser Punkt sehr realistisch getroffen.
In meinen gut 25 Jahren D/s Erfahrung habe ich selbst sehr extreme Formen davon ausgelebt, ich war mir immer meine großen Verantwortung bewusst, vorallem weil ich mehrere Subs kennenlernen durfte, die nach gescheiterten D/s Beziehungen als gebrochene Menschen zurückgelassen worden waren.
Ich bin mir auch immer der Gefahr bewusst, dass trotz aller Sorgfalt ein Restrisiko bleibt. Deshalb diskutiere ich mit meinen Subs sehr lange und intensiv bevor ich im D/s auf höhere Ebenen der Erziehung gehe.
Vor diesem Hintergrund halte ich ein Einstellung und Leichtfertigkeit, wie sie durch die Posts des EP gezeigt wird, für hochgradig gefährlich im Bezug auf die psychische Gesundheit und das Wohlergehen der betroffenen Sub.
An diesem Punkt ist BDSM keine Spielerei mehr, bei der es zu einem sessionbezogenen Kick und ein paar blauen Flecken kommt. Hier ist D/s nicht mehr spielerisch und eine Unterwerfung, die durch den freien Willen des Sub Parts wieder gelöst werden kann. Das kann man auch nicht mal einfach ausprobieren.
Wir sind bei derartigen, weitreichenden und extremen Konditionierung klar im Bereich 24/7 und TPE, und die Ausprägung entspricht klar einer sexuellen Hörigkeit, da diese Konditionierung und Bindung auch nicht mehr einfach durch den Sub Part aufgehoben werden kann, hat hier der Dom Part eine erhöhte Sorgfaltspflicht und Fürsorgepflicht, die über das Ende der Beziehung hinausgeht, da ein Lösen dieser Verbindung meist nur mit Hilfe des Dom Parts gut möglich ist. An einer professionellen Therapie führt bei Hörigkeit in der Regel auch kein Weg vorbei.