Es ist ja immer ein Spagat: Wer will schon der Außenseiter sein, der keinen Kontakt und Umgang pflegt, der eigenbrötlerische "sein Ding" durchzieht und keiner Gruppe zugehörig ist. Das ist den meisten von uns ja wohl (aus guten Gründen) suspekt. Andererseits will (und sollte) jede/r auch so weit individuell sein können, wie er/ sie es mag. Das fängt bei der schon thematisierten Kleidung an, geht über das Styling allgemein über die Vorlieben beim Essen bis hin zu denen beim Sex. Ich glaube, daß es die ganz hohe Kunst ist, sich selbst offen für vieles zu halten, neugierig zu bleiben, aus den vielen Eindrücken, die man im Laufe der Zeit sammelt, seien "Style" zu gewinnen, sich selbst zu formen. Sich treu zu bleiben und dabei gleichzeitig wiederum die Offenheit für die Zugehörigkeit in der Gruppe zu behalten, die einem diesen Freiraum gibt, zugleich aber auch den Halt der Zusammengehörigkeit. Vieles, das man alleine machen könnte, ist nun mal in der Gruppe viel schöner, oder?
Ich war nie der Typ für die Edelklamotten aus den teuren Stores. Umgekehrt kann ich es nicht leiden, in zerschlissener Kleidung herumzulaufen. Mir sind "gelackte" Typen suspekt, tiefengegeelte Haare, zurückgeworfen in eine filmreife Tolle... brrr. Andererseits darf es schon auch ein wenig ausgefallen sein. Ich hatte mir daher zB jahrelang meine Haare am Kopf (von sonstwo reden wir mal gerade nicht
)komplett abrasiert, nicht aus politischen oder weltanschaulichen Gründen, sondern weil ich es einfach schick finde. In dieser Kombination fühle ich mich wohl: Einerseits irgendwo den Mittelweg "im Normalen" zu gehen, andererseits aber auch diesen Rahmen an der einen oder anderen Stelle bewußt zu durchbrechen. Das gilt für das Aussehen genauso wie für das, was ich im Leben gern tue. Und mein Freundeskreis hat das völlig problemlos so akzeptiert, ich konnte mich darin immer aufgehoben fühlen.
So geht es mir in dem Spagat zwischen Angepaßtheit und Individualität gut. Und ich wünsche allen von uns, dass jede/r einen solchen Weg für sich findet.