Bademantelerotik.
Oder angeschaut werden wollen.
Gaffen, dieses wenig feinfühlige, penetrante, indiskrete Schauen, zählt nicht zu meinem Wortschatz, jedenfalls nicht zum aktiven. Aus gutem Grund: In Hamburg ist man die Diskretion in Person, zumal in den Stadtsaunen der großbürgerlichen Viertel. Eine solche Erfahrung wäre dort eine Seltenheit, das folgende Erlebnis daher auch.
Der loungeartige Ruhesaal war recht voll an dem Abend und so wählte ich den erstbesten freien, angenehmen Platz in einem freien Zweiersofa, im Zweiersofa gegenüber ruhte ein hübscher, etwas jüngerer Mann, sehr entspannt mit den Beinen auf einem Fußpodest.
Als ich mich am Knabbergebäck auf dem Tischchen zwischen uns bediente, bemerkte ich, dass sein Bademantel offen war, so offen, dass es nicht möglich war, sein hübsches Genital nicht wahrzunehmen. Es lag lazy, etwas ausgefahren, aber nicht aggressiv, sondern ruhig und freundlich auf seinem Oberschenkel und beide schauten mich an. Er mit ihm. Offensichtlich genossen sie es, dass ihr Vis-à-vis beim Hinlangen zum Gebäck kurz auf Augenhöhe gewesen war. Dies wurde mir jedoch erst bewusst, als trotz Verstecken hinter der Zeitschrift und einigen verstohlenen diskreten Kontrollblicken die Lage, also seine Lage, unverändert blieb.
Bot er mir ein Spiel an oder war ich nur privilegierte Zuschauerin? Diese Fragen blieben unbeantwortet, denn so tief wie ich im Sofa saß, war es mir nicht möglich, adäquat zu antworten. Allein mein Bademantel lockerte sich durch das regelmäßige Hinlangen zum Knabbergebäck so sehr, dass beim Aufstehen sich zum Abschied ein Kompletteinblick ergab, der wohlwollend vom Gegenüber zur Kenntnis genommen wurde. Zuckte da gerade was? Wenn, dann diskret, denn unsere Sofas befanden sich ziemlich zentral im Ruhesaal und es war ein Kommen und Gehen.