Nicht sterben
soll dieses schöne Thema.
Liebwerter Freunde, in unserer Gruppe ist zurzeit Shakespeare das Thema. Wohlan, das ist nicht "aphrodisierend" ansich, aber ein gutes Frühstück nach der Nacht der Nächte, wer wacht da nicht gern auf? Wem ist nach einem guten Frühstück nicht danach, die Wonnen der letzten Nacht herbeizusehnen oder gar zu übertreffen im Lichte der Sonne? Schaut selbst.
Die nachgereichten Eier
(c) 2017 by TRB
Claudio, Porzia, Benedict, Don Pedro... meine Güte, mir schwirrt der Kopf. Shakespeare ist vergnüglich, ganz bestimmt, aber schwere Kost, wenn man hintendrein hängt. Während des Marktganges grübelte ich wie der Prinz von Dänemark, gefangen in Konventionen, umringt von Verrätern und Intriganten, weltschmerzlerischer Tragiker, dem Tode nahe. Sehnend, beinahe freundschaftlich stünde ich dem Gevatter gegenüber, der bereits so viele der Meinen dahinraffte.
Großvater, Großmutter, meine Geliebte Heike, meine Kameraden aus Somalia, letztlich erst Don Ernesto und den Vater, der ihm so oft von der Sense sprang. Wann wird es mich treffen? Hast du einen Plan, Tod, du Gesell der letzten Stunde? Noch niemals sahen wir uns, doch ich erkenne dich.
Unter all denen, die nach dem Leben der anderen trachtend ihr Dasein fristen, bist du, oh Tod, der wohl Ehrlichste. Der wahrhaftigste und edelste der Mordgesellen. Ich habe mich entschieden, daran zu glauben, dass du nicht das Ende der Existenz selbst als vergnügliches Beiwerk betrachtest, sondern einfach die geschundenen Seelen heim ins Haus des Vaters holst.
Nein, es ist kein Zufall, dass ich immer zwei Sesterzen bei mir führe. Ich kenne dein Geheimnis, Grimmiger! Und doch ist Benedikt das Thema heute, denn ich will nicht weniger wahrhaftig sein als du, Tod, der mich irgendwann heimholt.
Vor dir stehen will ich mit erhobenem Haupt, mit stolzem Blick und ohne Furcht. Schwert und Schild wird mein Beiwerk sein, wenn ich neben dir diese Welt verlasse.
Tod, Tod schwingt sich mit Macht harab
stößt uns voll Lust ins finstre Grab
Tod, der das Mahl (des Henkers) in Händen hält
verbirgt sein Gesicht vor den Augen der Welt
Tod, geboren aus Lebensgier
Bringt Schmaus und Liebe
dann zeigt er dir
mit Paukenschlag
am jüngsten Tag
das Rezept, das wohl noch folgen mag.
Ohne Anfang, ohne Ende, auf ewig. (Frei aus dem Film: DellaMorte, dellaMore, Verf. Unbekannt)
Doch nun, heldenhafter Krieger Benedikt, dir zu Ehren ein Mahl. Es sind nur noch am Rande Benediktiner-Eier geworden. Ein einfaches nachmachen schien mir bei deinem heldenhaften Ruhm wenig angebracht. Ein Heros, der den Krieg überlebt, dem gebührt zumindest Aufmerkamkeit und ein wenig Besonderheit, verbunden mit Schmackhaftigkeit und einer wohldimensionierten Portion die zur Befriedigung, nicht jedoch zur Trägheit führet.
Deiner Erdverbundenheit huldigte ich mit einem Carpaccio aus Rote Bete. Mit grobem Salz und feinstem Olivenöl hüllte ich es in einen Mantel aus besten Zutaten. Ein reines Roggenbrot röstete ich in ausgelassenem Schweineschmalz, bis es knusprig ward. Das Herz eines Löwen hielt Hof bei der Idee, einfache Salatherzen auf dem Altar des wohlfeilen Genusses zu opfern um die pochierten Eier darauf zu betten, die liebevoll im Essigsud geschwenket wurden. Oh und ich brauchte ebensolch starke Arme wie du, schwertschwingender Krieger, als ich die Sauce Bernaise aufschlug im Gefecht um die Buttersauce.
Nun iss, Krieger, und gehab dich wohl. Begibst du dich zur Ruhe, werde ich mit meinem Schwert Wache halten und Sorge tragen, dass du lächelnd aufwachen mögest. Der Schlachten sind viele zu schlagen und schwer wird der Arm im Gefecht. Und Unermüdlichkeit ward geboren aus... Willensstärke und einem guten Mahl.
Tom