**********tFrei:
Der Schmerz ist ja trotzdem da. Und ob du nun masochistisch bist oder nicht, ist es eine Strafe. Bei manchen physischer und psychischer Natur, bei manchen nur psychischer. Zudem kommt noch der Demütigungsfaktor.
Da muss ich als erstes mal entschieden widersprechen, denn Schmerz bedeutet keineswegs immer eine Strafe. Je nach Ausprägung der masochistischen Neigung und Stärke des Schmerzreizes kann dieser auch so unmittelbar in Lust umgewandelt werden, dass er eher eine Belohnung darstellt.
Grundsätzlich sprechen wir beim BDSM ja immer von einvernehmlichen Sadisten, die sich von gefährlichen Sadisten (denen, von denen die Medien so gern berichten) in erster Linie dadurch unterscheiden, dass sie nicht psychopathisch genug sind, als dass ihnen das grundsätzliche Wohlergehen ihres Gegenübers egal wäre. Ja, sie empfinden Lust dabei, ihrem Partner wehzutun; aber diese Lust ist in dem Moment vorbei, in dem sie nicht mehr die Sicherheit haben, dass der Schmerz – zumindest im Metakonsens –
gewollt ist.
Im Klartext: Einvernehmlicher Sadismus beinhaltet, dass der Lustgewinn des masochistischen Parts zumindest mittelbar (z. B. nicht während, aber nach der Session) gegeben sein muss.
In jedem Fall braucht der Sadist jedoch die Reaktion seines Gegenübers, die sich in dem Ambivalenzbereich zwischen Qual und Lust bewegt. Das wird oft als "Reaktionsfetischismus" bezeichnet.
Doms, die in Bezug auf Schmerz nur den "Wohlfühlbereich" von Sub ausreizen (der bei stark masochistisch veranlagten Menschen sehr groß sein kann), sind keine Sadisten, wenngleich sie sich oft gern als "Reaktionsfetischisten" bezeichnen. Wie dominant sie sind, d. h. wie stark sie den Drang verspüren, Sub zu unterwerfen oder zum Gehorsam zu erziehen, ist davon unbenommen – denn wenn sie selbst keine Lust haben, Sub leiden zu sehen, warum sollten sie Sub das dann aufzwingen?
Die Lust am Schmerz, die masochistische Menschen empfinden, bedeutet aber nicht, dass sie den Schmerz nicht als solchen wahrnehmen würden. Sonst wäre es wohl wahr, dass ein Sadist mit einem Masochisten keine Befriedigung erfährt. Da jedoch auch der Masochist ganz offensichtlich leidet, wenn er stark genug gequält wird, kommt der Aspekt "Reaktionen auf Schmerz beobachten" nicht zu kurz.
Gleichzeitig erlaubt ausgeprägter Masochismus eine Intensität des Quälens, die über die Toleranz einer nicht-masochistischen Person deutlich hinausgeht, sofern man die Grenzen des Metakonsens nicht verlassen will. Das heißt, der einvernehmliche Sadist
braucht oft einen Masochisten, um seinen Sadismus in einem Maß ausleben zu können, das ihm Lust bereitet, und gleichzeitig den Aspekt "Schmerz ist gewollt" zu befriedigen.
*****_91:
Ich steh auf geschlagen werden, doch nicht weil ich den Schmerz liebe, sondern das Gefühl, dass jemand Macht über mich hat. Ich mag Ohrfeigen und leichte Schläge mit der Gerte oder Hand. Bin ich nun also doch auch bisschen masoistisch? In dem Moment wünsche ich mir, dass er aufhört doch es kickt mich trotzdem und es würde mir was fehlen ohne Schmerzen
Und das meinte ich mit "mittelbar in Lust umwandeln". Ich würde das definitiv als Masochismus bezeichnen, auch wenn der Bereich des unmittelbaren Lustempfindens durch Schmerz sehr klein sein mag.