Frage:
fesselnd...
Warum empfindest du es als persönliche Affront (zumindest scheint es mir so) wenn hier jemand sagt:
"Ein Mensch ü-70 kommt für mich nicht in Frage. Weil er mein Vater sein könnte, mir optisch nicht gefällt und ich meilenweit weg bin von Musik- und Filmgeschmack."?
Niemand muss einen Menschen, der einem nicht gefällt - auf welcher Ebene auch immer - an sich ran lassen.
Wenn ich mir die Zeit nehmen würde jeden Menschen der vielleicht interessant sein könnte - denn jeder Mensch ist irgendwo interessant - erstmal kennenzulernen...dann käme ich zu nichts mehr.
Irgendwas würde leiden MÜSSEN...entweder meine Arbeit weil ich weniger Zeit für die Arbeit hätte oder irgendwas in der Freizeit.
Deshalb haben wir Filter.
Hast du keine Filter?
Sagst du nicht von vornherein:
"Dieses und jenes muss erfüllt sein und dieses und jenes darf nicht sein."?
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Wenn dich jetzt jemand anschreibt und sagt:
"Joah - Bock euch kennenzulernen, vielleicht ein wenig ficken und so Zeug."
trefft ihr euch dann automatisch mit dem?
Oder gibt es nicht zumindest einige Filter die ihr zur Vorselektion anwendet?
Und selbst WENN ihr euch mit JEDEM trefft - lasst ihr jeden bei euch mitmachen oder selektiert ihr spätestens da und sagt nach nem Kaffee:
"Ne, den lieber nicht."?
Ich kann mir keinen Menschen ohne einen Filter vorstellen um ehrlich zu sein.
Und wie ich schon sagte:
Es ist keinesfalls weniger oberflächlich wenn man es an der politischen Linie, der Schulbildung, dem Beruf oder dem allgemeinen Auftreten (beliebig fortsetzbar) festmacht als wenn man sich dabei an Alter, Aussehen, Geruch o.ä. orientiert.
Ob ein Mann deines alters mehr Erfahrung in was auch immer hat spricht ja niemand ab - nur eben das nicht jeder Interesse daran hat diese Erfahrung aus welchen Gründen auch immer zu machen.
Sinngemäß umgekehrt ist es mit den ganz jungen.
Viele wollen einfach nicht herausfinden ob der junge tatsächlich die Erfahrung hat oder nicht - weil sie ein Kriterium gesetzt haben (Alter) unter dem sie nicht wollen - und Punkt.
Das ist doch nicht schlimm - nur ein Filter.
Klar - ich finde die Aussage:
"Alt hat mehr Erfahrung." lächerlich, wenn als einzige Begründung dafür das Alter herangezogen wird.
Und auch die Aussage:
"Jung hat keine Erfahrung." ist quatsch wenn die einzige Begründung das Alter ist - ich finde es immer schwer eine Aussage mit sich selbst argumentativ zu begründen...
ABER:
Das ist nicht die Frage.
JEDER, der diese Aussage trifft hat dazu sicherlich einen Grund - und es ist immer ein guter Grund weil es eben den persönlichen Filter betrifft...
maracuja
Du hast recht.
Deshalb hab ich es tatsächlich auf Deutschland bezogen.
Z.b.:
Wenn du einen Bekannten hast der in den letzten 10 Jahren seinen Wehrdienst abgeleistet hat, vielleicht Zeitsoldat war, dann hat derjenige mit ziemlicher Sicherheit mehr Lebenserfahrung - mit sagen wir mal 25 Jahren - als einer, der die letzten 50 Jahre damit zubrachte einen Schreibtisch warm zu halten.
Deutschland ist einfach ein "gemäßigtes Klima" in so ziemlich jeder Hinsicht.
Für uns ist es Entbehrung wenn bei uns nur alle Stunde ein Bus fährt, der Fernseher ausfällt oder das Internet 3 Tage nicht geht.
Und das nicht erst seit gestern.
Wir leben in einem eher dekadentem Land - das ist nicht so schlimm wie es klingt.
Aber wir sind "satt".
In unserem Land ist der Unterschied an Lebenserfahrung zwischen einem jungen Mann mit 20 und einem anderem jungen Mann mit 50 oft - ich behaupte meistens - nur eine reine Zeitfrage...also keine echte Lebenserfahrung mehr, sondern nur die Fülle an Informationen die man AUSSCHLIEßLICH durch mehr investierte Zeit erhält....
Vergleicht man das mit anderen Ländern...oder auch mit vor 200 Jahren...als Lebenserfahrung und Alter tatsächlich noch näher beisammen waren, weil man nur alt wurde wenn man was auf dem Kasten hatte und die Erfahrungen sammelte und anwenden konnte....dann ist das kaum noch echte Lebenserfahrung.
Und auch Reife - ist leider bei älteren oft weniger da als bei jungen wie ich ab und an feststelle...
Wenn ich an meine Berufsschulzeit denke...
Wir haben quasi ALLE geraucht...OBWOHL wir sehr genau wussten das es uns nicht gut tut.
Ich sehe heute erheblich weniger jugendliche rauchen.
Oder trinken und fahren...
Ich kenne mehr 50+ die was trinken und trotzdem fahren als ich 16 - 30 jährige kenne die das machen.
So zieht sich das durch.
In Deutschland ist es, finde ich, nur noch ein reiner Unterschied in der absolvierten Lebenszeit - aber eben nicht mit Erfahrung gleichzusetzen.
Einer mit 18 KANN NICHT "fest im Sattel" sitzen oder eine "feste und sichere Anstellung" haben, er kann sich kein Haus erspart haben, keinen Jaguar erarbeitet oder 3 Kinder aufgezogen haben - aber nicht, weil es ihm an Lebenserfahrung mangelt, sondern weil es schlicht an der noch nicht abgeleisteten Lebenszeit liegt das es unmöglich ist...
Gerade z.b. in Deutschland - wo ein Titel mehr zählt als Fähigkeiten oder ein Abschluss einen Menschen als "fähig für..." oder der Mangel an Abschluss als "unfähig für..." klassifiziert....ist abgeleistete Lebenszeit einfach wichtiger als alles andere...
Deshalb bin ich der Meinung:
Von Erfahrung zu sprechen ist eine Sache - aber es mit Lebenserfahrung gleichzusetzen eine ganz andere...
Aber das ist - wie gesagt - nur meine Meinung.
Und ich bin auch dafür, dass jeder der sagt:
"Alter und Lebenserfahrung gehen Hand in Hand und das eine bedingt zwangsläufig so sehr das andere das die Lebenserfahrung ohne das Alter nicht möglich ist."
durchaus auch recht damit hat - auf jeden Fall hat er das Recht auf seine diesbezügliche Meinung...
Denn letzten Endes dreht sich das alles ja nur um die Filter die wir - wie ich behaupte ALLE - anwenden, um die Anzahl der Menschen die wir kennenlernen (wollen) zu begrenzen - was absolut ok ist....und mir ist noch niemand begegnet der es anders hält.