Was hier in unseren Breitengraden aus "Tantra" gemacht wird, hat mit der ursprüglichen Philosophie (manche nennen es auch Religion) kaum etwas zu tun. Wie bei uns so üblich, wird ein Aspekt, der sich trefflich vermarkten lässt, heraus gegriffen und zu Geld gemacht - indische "Gurus" haben es vorgemacht.
Die Begrifflichkeit "Kuschelsex" mag zwar auf den ersten Blick den tantrischen Gedanken recht nahe kommen, auf den zweiten Blick jedoch sind die Dinge weit auseinander. Eine westliche Variante der tantrischen Bewegung, "Slow Sex", vertreten durch Diana Richardson, eine "Schülerin" von Osho, mildert den "göttlichen" Aspekt ein wenig ab, wohl im Ansinnen, aus der erotischen Ecke hinaus zu rücken. So ganz mag es dann doch nicht gelingen, wenn man das Buch ganz zu Ende liest...
Trotzdem gefallen uns einige Elemente, die wir gerne auch als "spirituell" verstehen, auch wenn das wiederum für so manchen Menschen wohl bereits "esoterisch" klingt. "Slow Sex" ist keine Technik, sondern eine Haltung der Sexualität gegenüber. Gewisse Handlungen werden quasi zu einem Ritual, die Sexualität erhält einen verbindlichen wie auch verbindenden Charakter - losgelöst vom hedonistischen Zeitgeist, der auf "höher, schneller, weiter" und unverbindliches Gerammel zu setzen scheint.
Am Ende ist das Ganze wie so oft wohl eine Frage der Interpretation, "Kuschelsex" mag vielen einfach "zu brav" klingen, zu "vanilla", "Tantra" zu abgefahren, esoterisch eben. Wir geniessen ganz einfach unsere sexuellen Begegnungen, ohne einen Namen dafür zu haben - Sex ist für uns eine Sprache der Liebe, ein Teil des Lebens - eine tragende Säule in unserer Beziehung.