Mich erinnert das total an einen französischen Film, in dem die Ehefrau, eine Journalistin, im Rotlichtmilieu recherchiert - war noch differenzierter, aber okay. Genau dieses besondere Verhältnis zu seinen eigenen Bedürfnissen in Begegnung mit einer Prostituierten wurde für die Frau ein besonderes Thema - der Frau, nicht dem Mann. Die Frau wollte gern mit ihrem Ehemann erleben, das sie einfach Hure ist; in dem Sinne, das sie ihm einfach einen bläst, er einfach nur nehmen und empfangen und in seine Lust eintauchen kann, so wie es bei P6 wohl sein darf. Er hat sich das nicht erlauben können und ist in der Situation ausgewichen.
Total faszinierend: viele der Posts hier lesen sich wie eine Diskussion um diesen Film...
Ich kann das gut verstehen, und mir kommt auch noch einmal die Differenzierung von David Schnarch in den Kopf, der Sexualität in drei Bereiche einteilt: einmal den Teil, der sich nur und ausschliesslich der eigenen Lust und Körperlichkeit widmet, dann den Teil des Gemeinsamen, der Freude an gemeinsamer Intimität, gemeinsamer Extase und dann den der Rollenspiele, in dem man sich in anderen Aspekten, in anderem Kontext erleben und erfahren will.
Und ja: in einer Ehe oder entsprechender Partnerschaft ist es oft so, das ich "nur" dem zweiten Teil Raum gebe; das ich mich immer mit Bezug auf meine Partnerin erlebe und mir selbst auch verbiete, einfach nur mich in meiner Lust wahrzunehmen und zuzulassen. Ich finde es auch total schön und zutiefst liebevoll, einfach nur zu wollen und mich mit diesem Bedürfnis meiner Partnerin zuzuwenden und mir Befriedigung zu wünschen. Das muss ich mir erstmal selbst erlauben...
Ob das jetzt Analverkehr oder der Blowjob total ist wird dem TE denke ich nicht zentral wichtig sein- ihm ist der Analverkehr eben Ausdruck seiner besonderen Lust. Für mich ist er das nicht wirklich, sondern eher irgend so ein Gefühl von Nehmen und Genommenwerdenlassen; dann nimm mich, Du darfst in deine Lust gehen. Viel mehr als dieses "ich darf" ist es für mich nicht, ich fühle viel mehr in einer Vagina als in einem Popo. Und nein, den Wechsel von hinten nach vorn sollte man unbedingt hygienisch vollziehen, Darmbakterien in der Vagina können echt böse werden.
Abhängig ist das auch von der Frau, so habe ich es erfahren: natürlich gibt es auch Frauen, bei denen die Klitoris, ein langes Organ, intensiv durch Analverkehr massiert wird. Und da bekommt das eben genau die umgekehrte Bedeutung: bitte hinten, ich liebe es.
Ich glaube, dieses Zulassen von " ich will mich in meiner Lust ausleben", dh wirklich einfach meiner Lust, das hat in beschriebener Festbeziehung wirklich wenig Raum. Da ist ein romantisches Bild, ein vordefinierten Beziehungsbehaviour in unser aller Köpfe. Und sich mit seinem Partner in wirklich allen Facetten ausleben zu können oder allein nur das Bedürfnis dazu aussprechen und annehmen zu können, unabhängig von der Erfüllung, das schafft schon sehr viel Nähe und Vertrautheit. Sich aber so dem anderen zuzumuten bedarf einer Erlaubnis von beiden Seiten. Und dazu gehört Mut, es überhaupt so auszusprechen und anzunehmen. Daher kann ich verstehen, wenn es von vielen Seiten in der Diskussion um Prostitution ausgesprochen wurde: nimm mir meine Hure nicht! Da darf ich nämlich, weil es institutionalisiert ist. Wäre es auch in meiner Beziehung erlaubt, wie gesagt von beiden Seiten, würde sich die Beziehungslandschaft erheblich ändern.
Nur noch mal: ich glaube garnicht, das es sich wirklich um die Erfüllung dreht; verschiedene Praktiken mag einfach der oder die nicht. Aber um das Äußern, um das "ich darf auch so sein, ich darf das wollen".