Wenn es drauf ankommt
ist man als Affaire alleine. Das ist richtig und richtig schmerzhaft. Das hast Du treffend beschrieben.
Schuldig habe ich mich nie gefühlt. Ebenso wenig, wie ich zum Gelingen einer anderen Partnerschaft beitragen kann, kann ich auch nichts zum Scheitern beitragen. Das macht das Paar ganz ohne mich. Das ist einfach nicht mein System und geht mich nichts an.
Es genügt auszuhalten, dass man mit seinem Geliebten nie ein Gleichgewicht erreicht, da muss man sich gewiss nicht noch die Verantwortung für fremde Menschen aufbürden.
Ich ärgere mich schon auch über meine Opferbereitschaft, um die beschriebene Tiefe und Intensität zu erleben, zu der einfach immer weniger Menschen fähig zu sein scheinen.
Es ist schön einmal von der anderen Seite "Dankbarkeit" zu lesen. Ich würde gerne erleben, dass so eine Dankbarkeit über einen Gedanken, ein Wort hinaus geht in Taten. Nein, keine Geschenke. Einen festen Platz im Leben des Geliebten. Einen festen Platz in seinem persönlichen Freiraum.
Leider kenne ich es so, dass dieser Freiraum bei mir gesucht wird und eben nicht geschaffen und verteidigt wird, um nicht nur die gemeinsame Zeit mit mir unterzubringen, sondern persönliche Bedürfnisse überhaupt. Und ganz ehrlich, wer glaubt er hätte das für ne Stunde Sport, die er machen darf, sich aber davor und danach erklären muss, der hat das eben nicht.
Ich sehe mich nicht davor gefeit, wähle ich einen Mann nach Faszination und nicht nach den Umständen aus.
Allerdings versuche ich das auch zu vermeiden, weil es einfach Kraft raubt und mindestens so oft die Hölle ist, wie der Himmel.
Vielleicht bin ich es auch selbst schuld, da ich mit meiner Einstellung für mich selbst verantwortlich zu sein, scheinbar sehr belastbar wirke.
Nicht nur die Zeit und der Halt, was fehlt empfinde ich als schwierig. Ich kann es auch nur schwer ertragen zu sehen wie ein Mann, den ich Unbefangenheit und Wohlgefühl erlebe, in einer Art Entfaltung seines wunderbaren Daseins, sich zusammen nimmt, wieder klein macht und verbiegt, um in etwas zu passen, was es wohl bedingt, um zu erhalten, was ihm wichtig ist. Wichtiger als die freie Unbefangenheit mit mir. Wenn das passiert, überkommt mich Schmerz und Traurigkeit.
In meinem Weltbild ist die Liebe frei. Nur die gebundene Affaire ist es selten. Auch wenn sich viele ihre Situation schön reden. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen einer tiefen Verbundenheit und einem angebunden sein.
Die tiefe Verbundenheit bedingt eigenverantwortliche Partner und nährt sich aus Zuneigung, Respekt und Begehren. Die Liebe ist ein Geschenk, keine Erwartung. Die Partner bleiben individuell und frei was sehr bereichernd und inspirierend wirkt. Die Freiheit bedeutet nicht unverbindlich sein. Verbindlich ist man gegenüber dessen, was vereinbart lst. Aber man gehört sich nicht, es gibt keine Idee, einander zu besitzen.
Im Angebunden sein, was sich oft als eingebunden tarnt, vermischen sich die Verantwortlichkeiten und die Beteiligten. Es gibt wenig Klarheit, wenig Bewusstsein im Innen. Zuweilen werden solche Konstellationen nicht einmal mehr von innen heraus gestaltet, sondern von außen gelebt. Ein guter Nährboden für Schuld. Die gängige Antwort auf Schuld ist Kompromiss und damit haben beide verloren.
Dennoch hat Schuld abwenden mehr Kraft als tiefe Freude zulassen. Es ist der größere Motivator.
Was kann man erwarten in einer Gesellschaft, die über Generationen über Angst und Schuld erzogen und gelenkt werden konnte. Auch wenn wir uns oberflächlich betrachtet frei fühlen. Ein freies Herz, einen freien Geist, einen freien Willen, das ist nur sehr wenigen Menschen geschenkt.
Und manchmal nehme ich mich zurück, gegenüber dem ganzen Scheiss, an den ich gar nicht glaube, weil es mir schwer fällt, diesen für mich besonderen Mann loszulassen. Weil die Momente mit ihm mir das noch wert sind. Weil ich noch darauf hoffe, mit ihm gemeinsam einen guten Weg zu gestalten.