Ich versuche mal...
... rein bei der Frage zu bleiben (die ich spannend finde, weil ich sie rein als "Wünsch Dir was" empfinde
)
******ers:
Wie sähe für Euch die ideale Affaire aus? Damit meine ich nicht die Vorstufe zu einer monogamen Beziehung, sondern ganz dezidiert eine Beziehung, die nicht auf eine Bindung ausgelegt ist.
Da muss ich doch spontan an Solveig denken, die wie ich als „Berufsvagabund“ tätig war. Regionalmanagerin für den Außendienst irgendeiner alternativen Medizin, sie betreute ganz Süddeutschland und hatte sehr viel Einfluss auf ihren Kalender und ihre Routen.
Sie war gerade sechs Jahre jünger als ich, glücklich verheiratet mit einem Computermann, der seine Arbeit vorwiegend von zuhause aus verrichten konnte und der auch gerne zuhause blieb - wohingegen sie etwas von dieser unsteten Art hatte, die sie immer wieder gern hinaus in die weite Welt trieb, um die traute Heimat und die allzu eingewohnten Abläufe hinter sich zu lassen.
Wir trafen uns zufällig in diesem Seminarhotel, sie leitete eine Tagung ihrer Gebietsbetreuer und ich brachte jungen Emporkömmlingen bei, wie sie ihre Wirkung auf auf andere Menschen und auch ihre Karriere optimieren konnten.
An dem Abend, an dem unsere beiden Veranstaltungen beendet, unsere Teilnehmer schon längst nicht mehr in dem schönen Hotel weilten, lernten wir uns ausgerechnet in der Sauna kennen. Ich hatte diesen letzten Genuss-Abend in der Fremde genau so zu einem Ritual gemacht wie sie.
In der heißen Kabine erfuhren wir zumindest, dass wir uns körperlich keinesfalls abstoßend fanden. Wir verabredeten uns zum Abendessen, wir waren ja beide allein. Beim Gespräch, das nicht enden wollte, stellten wir viele Gemeinsamkeiten fest, waren immer wieder überrascht davon, wie schnell jeder von uns beiden die unausgesprochenen Gedanken des jeweils anderen treffend vollenden konnte, wir lachten miteinander - sie war die erste Frau, die meine Meinung über die Qualität der deutschen Autobahnbenutzer teilte - wir wurden tiefsinnig - laut ihr wäre ich der erste Mann, der wirklich eine Menge über Astrologie wusste - und irgendwann wurden wir weinselig, bekamen ein bisschen Heimweh, zeigten uns die Bilder der Lieben daheim, wankten am Ende Arm in Arm die Treppe hinauf…
Der erste Kuss vor einer unserer Zimmertüren sollte nur die angenehme Gesellschaft erhalten, sollte den drohenden Abschied ein wenig hinauszögern, das haben wir uns hinterher gebeichtet. Dahinter hatte noch kein niederes Verlangen gesteckt, uns beide hätte es angewidert, ein solches Klischee zu erfüllen. Der zweite Kuss entflammte uns beide, beim Dritten waren wir atemlos, kaum fähig, die Tür zu öffnen und in die intime Dunkelheit dahinter zu entschwinden (ich glaube, es war ihr Zimmer gewesen, in dem wir unsere erste Nacht miteinander verbrachten).
Das Frühstück ließen wir uns ans Bett bringen, wir wollten uns immer noch nicht voneinander trennen. Aber wir wollten erwachsen sein, über den Dingen stehen. Sprachen sachlich davon, dass ja nichts geschehen sei, ein One-Night-Stand, kommt in den besten Familien vor. Dass wir in wenigen Stunden wieder jeder seiner Wege ziehen würde, vielleicht bliebe da noch eine Erinnerung, die Lächeln macht, doch die würde bald verblassen.
Doch je näher der Abschied kam, desto schlechter ging es uns. Am Ende war ich es, der nicht anders konnte - ich trat hinter sie, nahm sie in den Arm und sprach das L-Wort aus. Und dass ich sie wieder sehen wollte. Dass ich schon lange nicht mehr so schnell, so intensiv, so sehr gefühlt hatte - ja eigentlich noch nie, seit ich verheiratet war. Erwachsen hin oder her: Ich sagte ihr, dass ich sie nicht vergessen würde. Sie seufzte und nickte und fiel mir um den Hals - um ein Haar hätten wir den Check-Out verpasst.
Wie das jetzt mit uns werden sollte? Wir sprachen darüber, noch mehr als zwei Stunden, draußen, auf dem Parkplatz des Hotels. Versuchten zu klären, was geklärt werden konnte. Ja, wir waren beide verheiratet, glücklich verheiratet und niemand von uns sah einen Grund, daran etwas zu ändern. Doch, wir liebten einander, obwohl das ja gar nicht sein durfte. Und ja, wir würden uns wiedersehen. Immer wieder einmal, wenn die Reisepläne passten. Und jeder würde das einsame Geheimnis des Anderen sein, nie könnten und durften wir unser Gewissen erleichtern, nur miteinander. Und wir versprachen uns, dass es niemand Weiteren als uns geben sollte, der so etwas teilen durfte, was wir hatten - denn nur, weil wir Vagabunden waren, mussten wir ja nicht untreu sein.
Seitdem treffen wir uns, immer wieder, mal sehr kurzfristig, mal von langer Hand vorbereitet, immer heimlich, irgendwo im Süden, in einem netten, lauschigen Hotel. Diese intensive Zeit gehört dann ganz uns, mir und Solveig, meiner zweiten großen Liebe im Leben. Ach, und wir sind dann nicht ausschließlich im Bett - da gibt es so viele schöne Dinge, die man zu zweit erleben kann und die wir längst noch nicht alle ausgekostet haben...
(Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Begebenheiten und ähnlichen Wunschträumen sind nicht beabsichtigt, aber möglich
)