Ich brauchte etwa zwei Jahre
Hallo zusammen,
für mich ist das Thema ziemlich frisch, daher hierzu einige Worte auch von meiner Seite:
Ich lebte seit etwa 15 Jahren in einer festen Beziehung, die wir allerdings von Anfang an Offen führten. Im Gegensatz zu meiner noch Ehefrau nutzte ich diese Freiheit trotz der einen oder anderen Gelegenheit nie, bin wohl eher der Monogame Typ, vielleicht war mir aber nach meiner wilden Zeit eine Partnerin schlichtweg genug.
Wir bauten ein Haus, bekamen ein Wunschkind, alles lief zur gegenseitigen Zufriedenheit. Sie war mir eine gute Frau, und ich denke, ich ihr ein guter Mann.
Doch die Liebe verwandelte sich in Gewohnheit, sie verlor an Elan und Pepp.
Ja, wir redeten noch viel miteinander, hatten guten Sex (auch miteinander
), setzten uns bis zuletzt gemeinsame Ziele und setzen diese auch gemeinsam in die Tat um. Rückblickend betrachtet führten wir vielleicht sogar eine Bilderbuchehe, um uns herum jedenfalls gab und gibt es im Vergleich viele Paare, die sich eher hätten trennen müssen. Gemeint sind fehlende Achtung voreinander, gegenseitiges Mitnehmen, etc. Dinge halt, an denen es bei uns nicht mangelte.
Vor zwei Jahren dann lernten wir in etwa zeitgleich neue, unsere Seelen berührende potentielle Partner kennen. Wie schnell es bei meiner Frau ging weiß ich nicht, ich selbst brauchte Wochen (während eines langen Auslandsaufenthaltes, bei dem ich sie kennen lernte), ehe ich erste sexuelle Kontakte zulassen konnte. Jedenfalls hatte meine Frau das Glück, dass ihr Liebhaber – da verheiratet – genau das sein und bleiben wollte, ich hingegen das Pech (?), dass meine Freundin frei in all ihren Entscheidungen war.
Schnell war ich gefangen zwischen den Verpflichtungen, die man gegenüber seiner Familie hat, bzw. zu haben glaubt und dem Wissen, dass ich da einen ungemein netten, lebensbejahenden Menschen ziemlich unfair an mich fesselte, meine Freundin mit jedem Kommen und Gehen in ein Wechselbad der Gefühle stürzte.
Obwohl ich mir ihr gegenüber wie ein Schwein vorkam, brauchte es etwa 10 Monate, ehe ich mich dazu aufraffen konnte mich zwischen den Beiden zu entscheiden. Wie wohl viele Geliebte schon leidvoll erfahren mussten, fiel diese Entscheidung für Kind, gewohnte Lebensumstände und zu diesem Zeitpunkt etwa 16 Jahre Partnerschaft.
In den folgenden 4 Monaten hatten wir keinen, dann über etwa 6 Monate wieder sporadischen Kontakt, den allerdings nur über Telefon und Mail. Wir versuchten einfach uns eine tiefe Freundschaft ohne Sexualität zu bewahren.
Doch auch das klappte nicht, wir gaben den Kontakt wieder – beiderseits Tränenreich – auf.
Direkt darauf stellte ich meine Frau vor die Wahl – Liebhaber oder ich. Sie entschied sich, sich weiterhin nicht zu entscheiden. Vor etwa vier Monaten dann die Trennung.
Einen weiteren Monat wartete ich noch ab, fühlte einfach in mich hinein, ob diese Trennung für mich wirklich endgültig war.
Yepp! Ich leb(t)e zwar mit meiner Frau noch immer gleichen 230qm Haus, doch alles ist sauber getrennt, wir funktionieren eigentlich weiter wie gehabt, nur das da eben zumindest meinerseits keine Gefühle und Wünsche mehr sind. Sie versuchte zwar zwischendurch (Ihr Lover wollte seine Frau nicht verlassen) den alten Zustand wieder herzustellen, doch in mir ist zwischenzeitlich nichts mehr, was ihr geben könnte oder wollte. Leider führte das zum berühmten Rosenkrieg, der mich zwar belastet, aber sicher nicht zur Rückkehr bewegen wird.
Noch in diesem Jahr wird dann auch die räumliche Trennung erfolgen.
Meine Gefühle gehören nun einzig und allein meiner Freundin, die ich nie als Geliebte, sondern immer als etwas ganz Besonderes gesehen habe.
Ich weiß, dass ich ihr seit unserem kennen lernen viel emotionale Schmerzen und Leid bereitet habe, trotzdem hat unsere Liebe diese lange Zeit unbeschadet überstanden.
Rückblickend betrachtet hätte ich diese Entscheidung genauso gut vor zwei Jahren treffen können und sollen, doch einige Menschen – in diesem Fall ich – sind wohl für harte Schnitte zu feige, zu sehr im Gewohnten gefangen, was auch immer.
Um die Eingangsfrage nach dem ausschlaggebenden Punkt zu beantworten:
Der war weder, dass ich mit einer „schlechten“ Frau verheiratet gewesen wäre, auch nicht ihr Dauerlover, sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass ich in den letzten 2 Jahren, unabhängig ob gerade Kontakt zu ihr bestand oder nicht, jeden Tag mehrfach an diese wunderbare Frau, die ich nun meine Partnerin nennen darf, denken musste.
LG
Nachtrag:
Das schrecklichste daran ist, dass man sich als der oder die "Dritte" im Bunde nur auf das Warten einlassen kann - oder aber das Weite sucht und die Sache beendet. Diese erzwungene Passivität kann einen wirklich wahnsinnig machen!!!
Gerade weil mir diese Gefühlswelt nicht verborgen blieb, kam ich mir damals so wahnsinnnig mies vor.