Bin nur Passiv-Ghoster
Das heißt (wie beim Passiv-Rauchen): ich hab's selbst nie gemacht, aber ich war schon der Leidtragende (auch wenn ich es persönlich als erträgliches Leid empfinde). Es ist mir schon drei Mal passiert, zweimal hier und einmal früher.
Ich verstehe es dann nicht, aber ich lasse es relativ schnell hinter mir. Im Grunde genommen möchte ich andere Leute möglichst wenig "belasten", darum hake ich kaum nach, da es ihr (selbst wenn sie dann immer noch nicht antwortet) wahrscheinlich unangenehm sein wird. In der Regel frage ich nach 2 Tagen, dann nach einer weiteren Woche, und zuletzt manchmal nochmal nach 2 weiteren Wochen, wie es aussieht. Wenn dann keine richtige oder gar keine Antwort kommt, schreibe ich manchmal noch, dass ich es schade finde, aber jetzt keine Initiative mehr von mir ausgehen wird, und dass sie schreiben darf, wenn sie es sich anders überlegt. Das ist das, was ich dann noch ganz neutral und ohne Gram anbieten kann. Genutzt wurde diese Option noch nie - habe ich allerdings auch eigentlich nicht erwartet.
Ich kenne die Begründung "lieber schweigen als nachzutreten", empfinde sie aber eher als bequeme Ausrede zur Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens. Ehrliche Erklärungen sind kein Nachtreten; wer das so empfindet, dem kann nicht geholfen werden, weder durch Reden noch durch Schweigen.
Ich zum Beispiel wüsste von den drei Damen sehr gerne die Gründe. Welche es auch sein mögen - ich könnte von diesem Wissen nur profitieren, denn pragmatisch betrachtet gibt es nur drei Möglichkeiten:
1) Es liegt an ihr (und das meine ich wertneutral, z. B. "sie fühlt sich aus irgendeinem Grund nicht wohl"), dann habe ich mir nichts vorzuwerfen und muss mir auch keine Gedanken darüber machen.
2) Es liegt an mir, und ich kann (bzw. möchte) es nicht ändern. Wenn sie eine grundlegende Eigenschaft an mir stört, z. B. eine Charakterzug oder eine Gewohnheit, dann weiß ich, auf welche Dinge ich spätere Dates gegebenenfalls im Voraus hinweise. Meine letzte Beziehung ist z. B. unter Anderem daran gescheitert, dass ich im Gegensatz zu ihr eher ungerne lange telefoniere - darum steht das jetzt bereits in meinem Profil.
3) Es liegt an mir, und ich könnte es ändern. Das sind die wenigesten Dinge, ich kenne mich, ich ändere mich sehr ungern. Aber falls es doch sowas wäre, dann würde ich ehrlich sagen, dass ich es ändere.
Ich selber würde Ghosting nicht betreiben, denn auch wenn ich entscheidungsscheu bin und so eine abschließende Absage eine offensichtlichere Entscheidung hin zu Kontaktabbruch ist als nichts zu sagen und somit in der Theorie ein "morgen wieder reden als sei nichts gewesen" ist, bin ich realistisch genug um zu wissen, dass ich am Ende doch "eher lieber nicht" weiter schreiben würde. Und dann sind klare Worte in der Regel heilsamer als offene Fragen.