.....mit Niveau.
Ich denke, dass sich dieser Thread in eine Richtung bewegt,die nur einer Fassette der Bedeutung von "Niveau" entspricht.
Das Thema "zwischenmenschliche Verhaltensweisen" ist sicher
ein hochinteressantes und diskussionswertes, aber wie gesagt,
stellt es nur einen Teil des Spektrums dar, was mit "Niveau"
gemeint sein kann.
Kann man Aussagen wie, "Niveau haben", "unter dem Niveau
von jemanden sein", oder "niveaulos sein", verifizieren und ihnen
die korrekte Bedeutung zumessen, wenn sie so wie hier alleine
stehen?
Ich denke nicht!
Ein ganz wichtiger Aspekt bei dieser Aussage ist, wer es sagt
und in welchem Zusammenhang.
Niveaus gibt es fast überall in der Gesellschaft, sei es bei den
Umgangsformen, bei der Bildung, in der gesellschaftlichen
Rangordnung, bei der Arbeitsleistung, beim Kundenservice,
bei der Finanzkraft, bei der sprachlichen Ausdrucksweise,
im Sport und und und.....
Wollen wir jetzt mal die vorhandene Fähigkeit sich selbst
einzuschätzen, Überheblichkeiten und Voreingenommenheiten
außer Acht lassen, dann ist die Aussage, dass jemand unter dem
Niveau eines anderen ist klar zu werten und hat Aussagekraft.
Wobei man hier auch anmerken muss, dass diese Aussage keine
Abwertende sein muss, sondern nur eine Tatsache wiedergeben
kann. Wenn Boris Becker meint, dass mein Tennis unter seinem
Niveau ist, werde ich mich nicht beleidigt fühlen.
(Klares Beispiel dafür, dass es wichtig ist, wer es sagt und in
welchem Zusammenhang.)
Schwieriger wird es, wenn jemanden in einem Bereich ein
(hohes) "Niveau" zugestanden wird (oder er sich selbst ein
solches attestiert). Hier drängt sich sofort die Frage auf, wo ist
die Grenze, wo hört mittelmäßig auf und fängt hoch an? Diese
Einordnung ist eine äußerst subjektive, vollkommen abhängig
von dem, der sie trifft. Wie ich schon in meinem ersten Beitrag
versucht habe darzulegen, ist eine solche Wertung in
Abhängigkeit des Standards desjenigen zu sehen, der diese
Aussage trifft, sowie von den von ihm festgelegten Ansprüchen.
Daher bleibt die Aussage ".....mit Niveau." äußerst schwammig
und dehnbar. Jeder kann, oder vielmehr muss, die Wertigkeit
die dieser Aussage beizumessen ist, selbst bestimmen.
Die ursprüngliche Frage des Thread-Autors war eigentlich:
Was meinen die Leute damit, wenn sie hier in ihren Profilen
dem Beisatz "niveauvoll" oder "mit Niveau" beifügen?
Unlängst habe ich, als passionierter Kinobesucher, eine
Filmbeschreibung gelesen und siehe da, darin fand sich folgende
Aussage wieder: ".....Horrorfilm mit Niveau".
Da habe ich mich natürlich sofort gefragt, wie sieht ein Horrorfilm
aus, der sich durch ein besonderes "Niveau" auszeichnet? Ist bei
dem das Blut nicht rot, verzichtet er auf Stilmittel, wie den
Besucher in Angst und Schrecken zu versetzen, wird man vor
den besonders blutrünstigen Szenen vielleicht gar gewarnt, um
rechtzeitig die Hände vors Gesicht nehmen zu können? Nein, so
einen Film möchte ich nicht sehen, wenn schon Horror, dann
richtig Horror.
Aber irgendwie kam mir der Verdacht, dass es weniger an dem
Film selbst liegt, sondern eher an dem Verfasser der
Filmbeschreibung, der den Ruf von Horrorfilmen nicht als sehr
hoch erachtete, um den Film aber aus der Masse herauszuheben
und um ihn aufzuwerten, verlieh er ihm die Auszeichnung:
".....mit Niveau".
Hier wird die Aussage "mit Niveau" zum Selbstzweck, nur dazu
da um zu signalisieren, dass man über den Anderen steht. Das
kann jetzt sein, weil man es wirklich glaubt, oder weil man es
den Anderen nur glaubhaft machen will. In jedem Fall ist es ein
Spiel mit der Eitelkeit und das meine ich nicht nur bezogen auf
eine Filmbeschreibung.
lg raider