Lange sehr metrosexuell
Ich war in jungen Jahren
sehr metrosexuell, weil ich mich stets in einem sehr aufgeschlossenen Verständnis jenseits aller Kategorien verstanden habe und viele Mischtöne als Übergangsbereich sehr mag - was man, wenn man es darauf anlegt
auch als Karakteraussage verstehen kann.
Jedenfalls hatte ich mich immer gegen die sexuelle Zwangssozialisierung mit dem blauen und rosa Waschlappen gewandt
Konsequenterweise habe ich, dies als eine sehr bewusste Entscheidung gegen das gesellschaftliche Rollenmodell, aber auch, weil er einfach nur schön ist, mir damals einen rosa Gymnastikanzug gekauft, als ich endlich meine eigenen Schritte ausserhalb dieser sehr engen traditionellen Welt gegangen bin. Ging es mir wirklich um den Sport, galt es anfangs als doppelten Tabubruch, wurde jedoch sehr schnell akzeptiert, da ich kein Spanner war.
Andererseits kann ich mich an ein rosa Hemd erinnern, das ich mir nicht selbst ausgesucht hatte, brav gescheitelt dazu, das mich viel zu schwuchtelig aussehen liess.
Das T-Shirt hingegen aus jener Zeit, mattes Rosa, gehört zu den ewigen Ikonen.
Pink war mir immer zu grell.
Wenn auch ein cooler Teil der Popkultur.
Die aggressive Vermarktung eines grossen Unternehmens brachte das endgültige Ende.
Rein sportlich gesehen, als Mischung aus Rot, Blau und Weiss, auch nicht unbedingt prickelnd.
Subempfindungen.
Rosa, das ich als wunderschöne Farbe junger Triebe und von Blüten sehr schätze, verschwand aus meinem Alltag.
Anhand der Wohnungseinrichtung setzten sich auch bei wir warme Erdfarben durch.
Prägend für den eigenen Stil wurde aber auch die berufliche Vorgabe von Schwarz.
In der privaten Interpretation immer mit etwas Dominanz verbunden.
Ein komplettes schwarzes Auftreten, im Sommer mit einer dunklen Sonnenbrille, Lederstiefel am besten noch, hat etwas - auch bei anderen.
Dem stand und steht Lässigkeit gegenüber, die auf solche Insignen gerne verzichtet.
Es steht aktuell ein Generationswechsel an und ich bin völlig frei in der Auswahl.
Im Bad hat sich bordeauxrot durchgesetzt als ein kräftiges, erdfarbenes Rot.
Bei den Klamotten und in der Alltagskultur vermisse ich die bunte Vielfalt der 70er.
Langeweile und Tristesse als ein angepasstes Nichts hat sich längst lähmend überall und vor allem in unseren Köpfen und unserer Erscheinung breit gemacht.
Rosa, die Betonung des Mädchenhaften - wie auch des Sensiblen - in einer Welt, die nur noch zu Funktionieren hat, ist beinahe wieder revolutionär.
Als blondierte Strähnchen ein kleiner Aufschrei nur.
Uns ist generell in der Gesellschaft das Verspielte verloren gegangen, der entspannte Umgang, gerade im Business, und das Kreative, welches Rosa viel mehr zulässt.
Anwälte, die nach kreativen Lösungen suchen müssen, trauen sich das schon eher.
Als Queer empfinde ich rosa lebe ich meinen weiblichen Teil aus, was leider viel zu selten geschieht, und im Sommer lächeln der Himmel und ich uns gegenseitig an, wenn diese Spektralfarbe im Regenbogen betont wird
Die Farbe aber feiert ein kleines Comeback.