Wie es entstand...
Ich habe vorhin in einem anderen Faden, über unsere Art von Beziehung geschrieben und da es in diesem Thema gefragt wird, kopiere ich den relevanten Teil mal hier rein.
Wir sehen unsere Beziehung zwar weder als offene noch als polyamor an, aber sie hat derartige Züge. Mehr dazu weiter unten.
Vor ein paar Jahren habe ich meine Partnerin kennengelernt, als sie in einer anderen Beziehung war. Wir haben über einen langen Zeitraum sehr viel miteinander gesprochen und dabei auch immer mehr von unserem Inneren dem Anderen Preis gegeben. Sie war damals sehr gern mit ihrem Partner zusammen, hat ihn geliebt und doch hat sie gefühlt, dass es für ihr restliches Leben nicht richtig passt. Sie trennten sich und wir zwei kamen zusammen.
In den folgenden Monaten spürte ich, dass sie immer mal wieder mit ihrem vorherigen Partner telefonischen Kontakt hatte. Von sich aus erzählte sie kaum darüber (sie wollte mich nicht verletzen), aber wenn ich sie danach fragte, war sie offen und ehrlich zu mir. Ich spürte, dass sie emotional auch nach Monaten immer noch stark belastet war. Einerseits liebt sie mich von ganzem Herzen, andererseits hat sie aber auch Gefühle für ihn, nur eben nicht den Wunsch einer Beziehung. Dazu muss ich vielleicht noch erklären, dass er schon lang Swinger ist, sie durch ihn das Swingen kennen und schätzen gelernt hat und ich wiederum durch sie.
In dem darauf folgenden Sommer war ich allein mit meinem Sohn 14 Tage in Ägypten zum Schnorcheln, während sie zuhause blieb. Das war ein länger geplanter "Männerurlaub". Eines Abends schrieb sie mir, dass sie soeben eine Kiste mit Gemüse vor der Tür stehen hatte und diese nur von ihrem ehemaligen Partner stammen konnte. Sie war ratlos, wie sie sich jetzt verhalten soll. Ich antwortete ihr, dass sie sich auf jeden Fall bei ihm bedanken muss, also ihn anrufen sollte. Natürlich ging mir das alles im Kopf herum und ich malte mir aus, wie das Telefonat wohl verlaufen würde. Es gab einige Themen, die die Beiden während der Trennung nicht richtig besprechen konnten, die also noch offen waren und auch bei ihm zu einem gewissen Unverständnis ihres Handelns geführt hatten. Deshalb schrieb ich ihr dann abermals, dass ich es gut fände, wenn sie sich einmal treffen würden und diese - sie Beide belastenden Themen - aussprechen könnten. Mein Kopfkino ging natürlich weiter. Was würde passieren? Dass sie sich immer noch zueinander hingezogen fühlen, war mir durchaus bewusst. Mir war aber auch klar, dass ich es nicht verhindern kann bzw. wollte, wenn es zu mehr als einer Aussprache käme, da ich nicht wollte, dass sie sich meinetwegen verbiegt und eventuell deswegen unglücklich ist. Also nahm ich wiederum das Handy und habe geschrieben, dass es kein Problem wäre, wenn sie sich "wie zwei Magneten zueinander hingezogen fühlen", dass sie es dann auch ausleben und genießen. Damit habe ich für mich von vornherein die Möglichkeit ausgeschlossen, dass sie mich hintergehen. Wenn es dazu kommt, ist es in meinen Augen kein Fremdgehen mehr. So war es dann auch. Sie haben sich getroffen, haben über viele offene Themen gesprochen, haben ihre Gefühle füreinander ausgelebt, sie war glücklich und er konnte mit der Trennung besser umgehen, da er zumindest einiges besser verstand. Meine Nachrichten hatte sie ihm übrigens mit meinem Wissen gezeigt, da wir auch ihn nicht hintergehen wollten.
Heute sind wir alle drei richtig gute Freunde, auch gemeinsame Swingererlebnisse kommen vor, aber nicht nur.
Warum erzähle ich Euch das? Nun, in einer offenen Beziehung, oder auch durch den Kontakt mit anderen Menschen im Club, kann es durchaus passieren, dass mehr als reiner Sex eine Rolle spielt. Uns ist es gelungen, mit so einer Situation umzugehen, worüber wir nach wie vor glücklich sind. Durch das Erlebte sind wir uns sicher, dass auch in einer solchen Situation unsere eigene Beziehung nicht in Gefahr ist. Immer, wenn wir jemanden kennen lernen, zu dem wir uns hingezogen fühlen, erzählen wir uns davon und es gibt keinerlei Geheimnisse. Sollte einer von uns sich dabei - warum auch immer - unwohl fühlen, bricht der andere sofort und bedingungslos ab. Das ist aber noch nie vorgekommen. Wir sind nicht eifersuchtsfrei. Aber die Freude darüber, den Partner glücklich zu sehen und zu wissen, dass ausschließlich wir zwei ein Paar sind und dort keiner eindringen kann, überwiegt bei weitem.
Noch ein Wort zur offenen Beziehung. Obwohl wir uns beiden jederzeit die Möglichkeit einräumen, Kontakte zu anderen aufzubauen und auszuleben, sehen wir uns beide als eine Einheit und damit in einer festen Beziehung. Wahrscheinlich ist die Wahrheit irgendwo dazwischen. Der Begriff offene Beziehung impliziert nach unserer Meinung zu sehr, dass man auf der Suche nach anderen Beziehungen außerhalb der eigenen ist. Das trifft es bei uns nicht. Wir schließen die Möglichkeit nicht aus, aber suchen auch nicht danach. Es gibt einen anderen Begriff, der auf uns bestimmt besser zutrifft und eigentlich aus der Flower-Power-Ära stammt: Freie Liebe.
Es wird hier im Forum immer wieder geschrieben, dass das A und O das miteinander Sprechen ist. Unsere Erfahrung bestätigt das. Geheimnisse vor dem Partner sind nicht gut, da sie immer wieder Zündstoff bieten. Wir können deshalb die Meinung mancher "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!" nicht nachvollziehen. Wenn natürlich die Heimlichkeit gerade den Kick darstellt und man keinen Spaß an Sex mit jemandem hat, von dem der Partner weiß, ist das bestimmt gefährlich für die eigene Beziehung und wir würden abwägen, ob es wirklich sein muss.
Ich hoffe, es ist niemand böse, dass es diesen Beitrag jetzt 2x gibt, aber da ja nicht jeder jeden Faden liest und unsere Geschichte hier genauso relevant sein könnte, habe ich ihn nochmal eingestellt.
Liebe Grüße