Beziehung - das ist Typsache !
Hi @ll !
Ich glaube, daß "Beziehung" - womit die emotionale Paarbeziehung gemeint ist - eine Typsache ist, vielleicht ähnlich wie die sexuelle Orientierung oder Identität: man kann es sich ja auch nicht aussuchen, ob man nun zB homosexuell ist, oder nicht und die Vor- und Nachteile abwägen, die Homosexualität gegenüber Heterosexualität hat und danach eine "freie" Entscheidung treffen.
Früher war alles besser ! Zumindest die katholische Kirche lehrte (und lehrt auch heute noch), daß nicht jeder Mensch zum heiligen Stand der Ehe (der ja so rum oder so rum das Vorbild der "Beziehung" ist) berufen sei. Allerdings legte sie den nicht zur Ehe berufenen die absolute sexuelle Keuschheit auf (und tut dies auch heute noch). Früher war eben doch nicht alles besser. Aber es wurde gesellschaftlich akzeptiert, daß es Menschen gab, die lieber alleine leben, "für sich" bleiben wollten. Vielleicht war es auch das so viel bescholtene Zölibat, das so manche die zölibatären Berufe oder Stellungen so interessant gemacht hat. In Deutschland galt bis 1918 das "Lehrerinnenzölibat", in der Schweiz sogar bis Mitte der fünfiger Jahre. Lehrerinnen durften zwar heiraten - aber mußten dann aus ihrem Beruf ausscheiden.
Heute dagegen ist der soziale Druck zur "Beziehung" ziemlich groß geworden. Wenn man in den Medien irgendetwas über Singles liest, bekommt man automatisch auch auf's Butterbrot geschmiert, daß die allermeisten "unfreiwillig" Singles wären und darunter leiden würden. Dagegen liest man relativ selten darüber, wieviele unter ihren "Beziehungen" leiden ...
OK - ich bin selbst 100% beziehungsunfähig, hab's versucht und darunter gelitten, habe erst relativ spät in meinem Leben eingesehen, daß es keinen Zweck hat. "Für mich" war das frühere Leiden unterm Single-Dasein v.a. ein soziales Leiden. Beständig beknürten mich die Paare um mich herum, mir doch endlich auch mal jemand zu suchen, ein paarmal im Leben setzte man mir sozusagen Frauen auf den Schoß ... was ich jedesmal schrecklich fand.
Sexuell leide ich unter meinem Single-Dasein überhaupt nicht - ich lebe seit 25 Jahren bisexuell promiskuitiv. Das ist eine enorme Erleichterung: hat man die Regeln der Szene erst mal kapiert, dann kann man als promiskuitiv-bisexueller Mann Sex haben, wie man das Licht im Badezimmer an und ausknipst.
Es endlich akzeptiert zu haben: ich kann keine Beziehung haben und den sozialen Erwartungen den Stinkefinger hochgekurbelt zu haben - das war für mich eine enorme Erleichterung.
Das ist es, glaube ich, worauf es ankommt: in sich hineinzuhorchen, ob man wirklich eine "Beziehung" haben will, oder nicht, und mit dem, was einem da entgegenschallt bei dieser "Lauschaktion" seinen Frieden zu machen, sein Leben danach einzurichten. Ganz grundsätzlich kann man als Single ebenso glücklich und zufrieden leben, wie in einer "Beziehung". Man lebt ja auch nicht notwendig einsam, wenn man Single ist. Die meisten haben doch ihre Kollegen, Freundeskreise, Vereine, Thekenrunden - und das Netz gibt's ja auch noch ...
Also Leute: "erforscht Euer Gewissen", wie Ihr leben wollt, und handelt dementsprechend !
Ist meine Meinung jedenfalls.
LG
Niki