„Also was ich als Anfänger nicht so richtig einzuordnen weiß, ist dieses ambivalente Gefühl zu Praktiken des BDSM. Ich meine, in einem Zustand der Erregtheit kennt meine Libido kaum Grenzen, um so ausgefallener bzw. herausfordender eine Fantasie, desto größer die Stimulation die daraus entsteht. Dagegen wunder ich mich in einem befriedigten oder unerregten Zustand über mich selber, ob ich normal bin, "was für verrückte Sachen" mich anmachen.
Interessant ist auch dieser Widerspruch, dass einen der Kontrollverlust tierisch anmacht, je größer desto mehr. Aber auf der anderen Seite macht einen genau das Angst, die Macht über sich einer anderen Person zu übergeben. Aber wie gesagt, genau das sprengt ja die Libido.
du sprichst hier unterschiedliche ambivalenzen an, Nardana: a) zum einen geilheit vs. ekel, den gewisse vorstellungen in unterschiedlichen zuständen deiner person auslösen mögen; b) zum andern geilheit vs. reale risiken, die sich für deine person ergeben könnten.
ich finde, es ergibt sinn, die getrennt zu betrachten.
a) das bedingt sich gegenseitig. der ekel wurde dir mit erziehung und über allg. gesellschaftlichen wertvorstellungen seit der kindheit antrainiert. oft ist es genau der tabubruch, der den reiz bedingt. einige dieser tabus finde ich tatsächlich sinnvoll, andere weniger. wie dem auch sei, was man im privaten rahmen im konsens mit allen beteiligten ausleben möchte, ist grundsätzlich gut. seine gefühle mit dieser ansicht in einklang zu bringen, funktioniert mit übung und zeit, habe ich erfahren. und das schwächt den reiz auch gar nicht ab, sondern lässt einen im gegenteil noch viel weiter gehen.
b) wegen der risiken, die durchaus real sind, sollte mensch hier vorsichtiger sein. das bewusstsein darüber sollte jede für sich selbst entwickeln. dabei langsam/schrittweise vorzugehen ist ratsam, damit das zwischendurch emotional verarbeitet werden kann. das ist halt manchmal schwierig mit der grenzenlosen lust zu verhandeln, sollte aber getan werden. denn auch eigene grenzüberschreitungen können traumatisch sein. ich persönlich finde es dafür wichtig, auch in der sub-rolle irgendwo die bereitschaft zur selbstermächtigung stets zu wahren. das ist manchmal gar nicht so einfach, aber grundlegend für den selbstschutz, finde ich. wenn sich leute noch nicht so sicher sind, kann das gemeinsam während dem spielen periodisch verbal abgecheckt werden, auch ohne dass das die stimmung versaut. aber die meinungen sind da sehr individuell.
also kurz gesagt geht der umgang mit diesen ambivalenzen am besten über schrittweises angewöhnen und achtsamkeit gegenüber allen beteiligten (inkl. sich selbst). es geht dabei weniger um die auflösung der zwiespältigkeit (die soll z. T. erhalten bleiben), als darum, einen bewussten, guten umgang damit zu finden und ein selbstbewusstsein dahingehend zu entwickeln.