Man kann's immer auch anders machen - es gibt alle möglichen Arten, sich kennenzulernen. Bei uns Promiskuitiven ist die Sache sogar auf den Kopf gestellt - aus unserer Sicht: vom Kopf auf die Füßen. Sex ist nämlich eine ziemlich effektive Möglichkeit, jemanden kennenzulernen - das "Soziale" kommt dann möglicherweise hinterher. Aber das ist natürlich nicht jedermans Sache, es mit völlig Unbekannten zu treiben ("ins Bett" gehen Promiskuitive nur verhältnismässig selten zum Sex).
Wenn man sich aber schon mal dazu entschieden hat, zusammen Essen zu gehen, dann kann man sich schon mal darüber Gedanken machen, wie man das "sinnvoll" und "zielführend" gestaltet.
Auch wenn ich mich auf der vorigen Seite vornehmlich mit der etwas gehobeneren Variante der Nahrungsaufnahme befasst habe - das muß man keineswegs auf diese Weise tun. Das hängt doch letztlich von den Leuten ab, die sich treffen und ihrem Verhältnis nicht nur zum Essen, sondern auch zum geplanten Treffen, der Entwicklung des Kontakts 'online'. Gegen Currywurst mit Pommes rot-weiss habe ich garnichts einzuwenden - und wenn man eine kultige Pommesbude kennt, kann das ein lustiger Start in einen gute Zeit miteinander sein. In der nun gottseidank endlich angebrochenen outdoor-saison ist auch ein Picknick eine "feine Sache". Ob man nun selbst den Kochlöffel schwingt, und sogar mit einem stilvollen Picknick-Korb von manufactum anrückt, oder einfach beim Chinamann ne Nudelbox holt, das hängt auch wieder von den "Typen" ab, die sich treffen wollen, wie sie diesbezüglich so drauf sind und wie es bisher "gefunkt" hat. Biergärten sind auch sehr nett und in Leipzig treffen sich gerade jüngere Leute, die sich online kennengelernt haben, gerne auf der "Sachsenbrücke". Das ist eine große Brücke mitten in dem noch viel größeren Clara-Zetkin-Park, wo die Leipziger bei schönem Wetter zu hunderten am Geländer oder auf dem Bordstein sitzen - eine Art Strassencafé, in das man sich seinen Mampf und seine Getränke selbst mitbringen kann ... und auch muß. Aber auch das hat seinen Reiz: unter lauter etwas ausgeflippten, vornehmlich jungen Leuten (Studies) zu hocken - da knallt schon dann und wann mal ein Sektkorken ...
Apropos: vom Schampus habe ich selbst nie was gehalten - die guten Marken wie Moet & Chandon, Pommery, Veuve Cliquot usw sind wirklich von exzellenter Qualität, Roederer und Taitinger sind noch besser - aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt einfach nicht, finde ich. Es ist einfach Nepp. Mit einem Crémant d'Alsace fährt man auch sehr gut und selbst der einfache ostzonale Rotkäppchen ist ein ganz hervorragend leckeres Stöffchen, daß sich hinter'm Aldi-Schampus keineswegs zu verstecken braucht. Meine letzte Hausmarke war übrigens "Fürst Metternich" - mal den Metternich Rosé versucht ? Da könnt ihr den Aldi-Schampus dahin kloppen, wo er auch hingehört: in die Tonne !
Apropos Aldi: wovon man um Gottes Willen die Finger lassen sollte, sind die Sushi vom Discounter. Denn: damit diese Dinger Transport und Lagerung überstehen, werden sie vollgepumpt mit Konservierungsstoffen - selbstverständlich 100% im Rahmen der Legalität, aber dieser Rahmen ist viel, viel zu weit gespannt. Da geht man besser zu einem Sushi-Imbiss, wo die Dinger frisch vor Ort zusammengepappt werden ...
Zurück zum Mehrgänge-Menue: wenn beide es gewohnt sind, in der Welt der gehobenen Gastronomie zuhause sind - dann ist das voll ok, und sicherlich ein guter Start. Aber: wenn einem von beiden diese Welt fremd ist, dann wird er überfordert, fühlt sich unwohl, verkrampft. Und diese Überforderung sollte man tunlichst vermeiden.
Ich kann es mir sehr gut vorstellen, daß sich auch eine Dame von Welt mal zum Bauarbeiter hingezogen fühlt, einem ganzen Kerl, der richtig zupacken kann; vor allem, wenn bei der Dame von Welt auch angekommen ist, daß "der Bau" zu den sexuell sehr aufgeschlossenen Milieus in dieser Gesellschaft gehört und Bauarbeiter häufig sehr kompetente und einfühlsame Liebhaber sind. Ihre schwieligen Hände bringen für sensibele Körperstellen meist weitaus mehr Sensibilität mit, als zarte Bürokratenfinger, wenn sie "fickerig" geworden sind.
Dann ist es aber ein fauxpax, den Bauarbeiter in einen Nobelschuppen zu schleppen und in einen Anzug zwängen zu wollen - eine etwas bessere Pizzeria, ein Grieche oder so ist da die bessere Startposition, finde ich.
Und zur Esskultur, wie zur feinen Lebensart im übrigen, "erziehen" kann man ihn, wenn aus einem ONS dann eine Affaire oder sowas geworden ist, allemal noch.
Ein Lover meiner Ex, der auch zu meinem Freund geworden ist, den haben wir gemeinsam in diesem Sinne erzogen: als wir diesen Lokführer kennenlernten, war für ihn "SchniPoSa" das Höchste, und heute fährt er manchmal 100 km weit, wenn er mitbekommen hat, daß es da irgendwo ein tolles Restaurant geben soll, süppelt sich allmählich durch die Bordeaux', ist in vieler Hinsicht ein anderer Mensch geworden ...
Aber man sollte eben den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun !
Plauderige Grüße
Niki