Ich war 25 und habe aus Liebe geheiratet. Zwei Jahre zuvor hatte ich ihn kennengelernt und ich wusste, ER ist es und ER wird der Vater unserer Kinder. Wir haben nie drüber nachgedacht, ohne Trauschein die Zukunft anzugehen. Der gehörte einfach dazu und ich konnte meinen Mädchentraum mit großer Hochzeit, weißem Kleid und Riesenparty leben. Mein Traum ging weiter: Haus gebaut, 2 Kinder geboren, 1-2 Mal im Jahr Familienurlaube, 2 tolle (Groß-)Elternpaare, die immer hinter uns standen...das typische Klischee.
Bicinum:
Die allerwenigsten wissen bei der Hochzeit worauf sie sich da eingelassen haben- wir auch nicht.
Wir auch nicht und das war auch gut so. Unsere "Naivität" hat uns manchmal -gerade beim Hausbau und bei den Kindern- so manches Mal völlig verzweifelt lassen....aber wir waren ein unschlagbares Team und wir konnten reden. Genau an diesen Krisenzeiten sind wir als Paar gewachsen. Bei uns gab es Herzgefühl, Beständigkeit, Verlässlichkeit....böse Zungen würden an dieser Stelle behaupten: "Routine". Gerne doch!
Bicinum:
Und da ist dieser Zusatz "Bis das der Tod euch scheidet" schon ein toller Zusatz. Jene Zusage auch in Krisenzeiten und Zeiten des Konfliktes in Beziehung zueinander zu bleiben und sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen.
DANKE! Genauso habe ich immer gefühlt.
Ich gebe eine Ehe/Beziehung nicht so einfach auf, "nur" weil es hakelt oder die Kids endlich erwachsen sind und ich jetzt anfangen kann, mich neu zu definieren und auf den "Offenen-Poly-Freundschaft plus-Bus*aufzuspringen.
Für mich ist das Rosinenpickerei. Nur das Beste und Angenehmste haben wollen und wenn es eng wird oder kracht, zur nächsten Blume weiterfliegen.....genau DAS haben wir unseren Kindern nie vorgelebt. Es gibt Zeiten im Leben, die sind verdammt hart und dann müssen halt vier Arschbacken zusammengekniffen werden. Wenn man es dann gemeinsam geschafft hat und zurückblickt, ist der dadurch entstandene Gewinn immer immens hoch gewesen und hat unsere Eheschließung immer noch mehr bestärkt.
An einem Punkt jedoch sind wir als Paar gescheitert: an der Krankheit eines Familienmitglieds, welche uns zunächst nur schleichend, dann aber mit voller Wucht sehr belastet und in Beschlag genommen hat. Wir haben nicht erkannt, wie sehr sich diese Krankheit auch auf unsere kleine heile Welt auswirkte. Darüber haben wir uns als Paar letztendlich verloren, alles Reden brachte nichts, weil wir hilflos und machtlos waren. Unsere Ehe wurde nach 15 Jahren geschieden, mein Ex-Mann hat dann vor ein paar Jahren wieder geheiratet, ich lebe seit knapp 2 Jahren in einer festen Beziehung.
Eine lange Zeit der Aufarbeitung/Verarbeitung folgte für meinen Ex-Mann und mich. Heute wissen wir, wie wir die Klippen hätten umschiffen können, aber wir haben in Liebe voneinander losgelassen und unseren Kindern gezeigt, dass eine Scheidung zwar traurig ist, aber nicht schmutzig sein muss.
Das Alles hätte natürlich genauso auch ohne Trauschein stattfinden können. Für uns hat sich diese Frage nie gestellt. Im Gegenteil: mit diesem Stück Papier fühlte ich mich "ganz". Schwer zu beschreiben....irgendwie war es dieses letzte kleine fehlende Puzzleteil, welches meinen Traum perfekt gemacht hat.
Für mich gab es auch nie die Diskussion, ob ich meinen Mädchennamen behalte oder den meines Ex-Mannes annehme. Ich habe ihn immer mit Stolz getragen und trage ihn immer noch (er ist toll und öffnet mir aufgrund seiner Niedlichkeit bei Kunden immer alle Türen).
Opal100:
.Einige Wissenschaftler sagen der Mensch ist nicht ein Leben lang monogam.Diese Regelung führt doch einfach dazu das sich ein Partner absolut unterordnen und anpassen muß
Ich musste mich nie in meiner Ehe unterordnen. Wir waren gleichberechtigt bei Entscheidungen oder im Haushalt. Jeder hat seine Wünsche geäussert und wir haben gemeinsam versucht, diese umzusetzen.
Natürlich kann mann/frau nicht immer alles sofort haben, also muss auch mal der eigene Wunsch zurückgestellt werden zugunsten der Prio des Partners. Wo ist das Problem? Da passt man sich halt mal eben an, und? Eine Ehe ist keine Zweckgemeinschaft sondern sollte im besten Falle eine Fördergemeinschaft sein.
Wenn ich die Chance habe, meinen Partner in irgendeiner Weise fördern zu können (z.B. sein Wunsch nach einem beruflichen Auslandsaufenthalt), dann bleibe ich eben für diesen Zeitraum zuhause bei den Kindern.
Ich passe mich damit für eine gewisse Zeit seinem Wunsch an, ordne mich aber nicht unter. Unterm Strich gesehen profitiere ich doch auch wieder davon: ein zufriedener Mann kehrt zurück und die Verdienstabrechnung hat auch einen Sprung nach oben gemacht, für eine vierköpfige Familie mit Hausabtrag war das für uns damals kein unerheblicher Faktor.
Zudem konnte ich mich "beweisen", dass ich es auch mit zwei Kids alleine geschafft habe, durch den Alltag mit all seinen Irrungen und Wirrungen zu kommen.
Heute lebe ich wieder in einer festen Partnerschaft und bin glücklich. Für unser Leben brauchen wir keinen Trauschein, wir sind auch ohne dieses Stück Papier füreinander da......und dennoch geht mir eine Sache gehörig auf den Zeiger, nämlich zu sagen: "mein Lebensgefährte" oder "mein Partner". Für mich ist er "mein Mann" und ich fühle mich als "Frau an seiner Seite", aber da gibt es immer mal wieder Nachfragen und ich habe dieses Erklärungsgehabe so satt.
Wenn heute nochmal die Frage käme, ob ich nochmal heiraten würde:
"Ja, ich will!"
(Hoffentlich liest ER nicht mit
)