Aus der Sicht eines "Betroffenen"
Irgendwann ändert sich der Fokus der Wahrnehmung und die Grundhaltung.
Früher: Hey, was für eine geile Schnecke. Dann starrt man mit hängender Zunge hechelnd hinterher, ohne es zu merken. Macht Männchen. Bellt. Legt sich auf den Rücken, mach "lieber Hund". Und? Nix...
Heute: Da ist ein Weib, okay. Ein Blick - lohnt sich ein Zweiter? Nee. Nur eine hübsche Verpackung, innen hohl, wie man an wenigen Worten hört. Ah, da gibt es ein gutes Steak... na, dann ist der Abend doch gerettet
Früher: Weiber, Weiber, Weiber, eine adretter als die andere! Wie die sich wohl im Bett unterscheiden? Was die wohl draufhaben, was ich noch nicht kenne? Und: Fuck, ich bin ja gebunden! Darf ja gar nichts ausprobieren! Mist, da entgeht mir bestimmt sonstwas.
Heute: Weiber, Weiber, Weiber. Schnatternd, posend, flatternd, irritierend. Dabei sind sie alle gleich: In der Mitte ein Loch, genau zwischen den Schenkeln. Mehr oder weniger eng, Brüste mit verschiedenen Abmaßen. Aber im Grunde alles aus einem Guss. Benutzt man das, wird es anstrengend, die Erfüllung am Ende bleibt aber vergleichbar. Ist da eine, die mich reizt? Nö, unter Hunderten nicht. Ach ja, manchmal kommt es zu einem guten Gespräch, dann merkt man: So schlimm ist die gar nicht. Ja, sogar ganz nett. Ach, vielleicht brizzelt es ein bisschen. Aber dann gibt es diesen famosen, trockenen Roten. Nach dem dritten Glas ist der Tag Dein Freund und die Nacht erst recht. War angenehm und stressfrei, diese nette Unterhaltung mit der reizenden Dame. Mal sehen, ob wir uns nochmal treffen werden.
Früher: Wer hat die gutaussehendste, die attraktivste, die schärfste Frau? Ist ja ein unausgesprochener Wettbewerb. Ich schaue vorsichtig nach rechts und analysiere das Profil meiner Partnerin. Die Nase ist echt ein bisschen groß, aber... sie scheint ja anzukommen. Der halbbesoffene Kerl baggert schon seit einer halben Stunde an sie hin. So schlimm kann sie also nicht sein. Wobei: Die Freundin von Kumpel Karl wird ja regelrecht belagert, die ist ein Hingucker. Die würd ich auch nicht von der berühmten Bettkannte stoßen, wozu auch? Aber an die komm ich nicht ran, nicht solange mein Heimdrachen eifersüchtig über mich wacht...
Heute: Die Frauen unternehmen was gemeinsam und wir sind mal endlich unter uns. Können reden wie Männer, schneuzen wie Männer und uns am Arsch oder unter der Achsel kratzen, wenn uns danach ist. Oder in der Nase popeln. Und uns ist oft danach. Wenn einer ein Bier holt, sagt man nicht "Ach, mein lieber, würdest Du mir bitte eine Flasche mitbringen" sondern "Bringma eins mit, Alter". Kratz, popel. Und wir können laut lachen, gehässig sein, politisch unkorrekt, radikal, aufdringlich, besserwisserisch und über die Cellulite der zweiundzwanzigjährigen Nachbarstochter herziehen, ungestraft, ungerügt, unreflektiert und im höchsten Maße chauvinistisch. Wenn wir dann am nächsten Tag Arm in Arm mit der Anvertrauten durch die Gassen ziehen, ist die Erinnerung an unsere wahre Natur immer noch lebendig. Und sie funkelt in unseren Augen, die nicht mehr automatisch von jedem blonden Schopf oder prallen Arsch angezogen werden. Vielmehr halten wir nach der Cellulite Ausschau und kichern still.
Früher: Bitte, bitte lass mich doch (ran)...
Heute: Leck mich. Frauen sind nicht das einzige Vergnügen auf dieser Welt. Und Du bist nicht die einzige Frau auf dieser Welt.
Wie gesagt: Irgendwann ändert sich die Grundhaltung
(Wer will, darf das alles als
betrachten
)