Denn ich find das sich entwickeln lassen so etwas von bescheuert. Wenn dann Frauen plötzlich Interesse an mir haben, denk ich mir immer, ja jetzt musst du auch nicht mehr kommen. Ich war vor zwei Monaten in dich verknallt.
Jetzt ists auch zu spät...
und geb dann der betroffenen den Schuh...
Das hat auch etwas mit einer verzerrten Erwartungshaltung zu tun. Es passiert nunmal äusserst selten, dass zwei Menschen in selber Geschwindigkeit und Intensität das grundsätzliche Interesse/Schwärmerei füreinander entwickeln. Wenn man selbst an jemand anderem interessiert ist und merkt, dass prinzipiell gegenseitiges Interesse vorhanden ist, hat das "sich entwickeln lassen" eine wichtige Funktion: Es schafft für den "langsameren" Zeit und Raum, sich seiner/ihrer Gefühle klar zu werden und größeres Interesse entstehen zu lassen.
Dazu bedarf es nunmal auch etwas Geduld. Fühlt sich jemand bedrängt ( "Ich bin in dich verliebt, sieh mich an, ich wär doch ein guter Partner, lass uns doch zusammen sein. Du wirst dann schon sehen, dass ich der/die Richtige bin!") führt das meistens genau zur gegenteiligen Reaktion, die man sich dabei erhofft.
Wenn man schon in jemanden verknallt ist, der/die andere aber erst zwei Monate später "daherkommt" mit ähnlichen Gefühlen, ist das meiner Meinung genau die falsche Reaktion, den/diejenige in den Wind zu schießen (sofern bis dahin nicht schon mit jmd anderem was läuft). Man weiß ja, dass man bereits für diese Person geschwärmt hat, also stehen die Chancen optimal, dass das wieder so kommt. Man muss es nur zulassen können. Natürlich war die vermeintliche Zurückweisung zwei Monate zuvor unangenehm, man darf jedoch nicht derjenigen Person die Schuld für das unangenehme Gefühl dafür geben. Aus der folgenden "Trotzreaktion" verbaut man sich damit einfach die Chance, zusammen zu finden.
Leider haben Menschen(bei Frauen ist das m.M. zumeist noch stärker ausgeprägt) die Eigenschaft, etwas umso mehr haben zu wollen, wenn es nicht oder schwer zu bekommen ist und das Interesse verlieren, sobald sie wissen, sie können es jederzeit haben. Ein Fehler, den gerade Männer dahingehend gerne machen ist, dass sie ihre Angebetete mit zu viel Interesse überhäufen.
Sie interessieren sich für eine Frau und hätten gerne, dass sich mehr entwickelt, sie hören dabei eher auf ihr Bauchgefühl (a lá: Das wird schon passen!). Frauen sind aber meist umsichtiger bei ihrer Partnerwahl, wollen sie sich die Zeit nehmen, die sie brauchen um heraus zu finden, ob der Mann auch die nötigen Eigenschaften besitzt, um sich verlieben zu können (und denken nicht selten auch zu viel darüber nach). Mann misinterpretiert das dann gerne als Desinteresse, wird ungeduldig und fängt an, sein Interesse noch stärker zu bekunden ( kann ich nicht haben --> jetzt will ich sie noch mehr). Frau ist dann eher überfordert, oder fühlt sich unter Druck gesetzt, weil sie das Gefühl bekommt, es wird von ihr verlangt sich möglichst bald entscheiden zu müssen. Und geht dann lieber auf Distanz, was er als Zurückweisung auffässt. Ausserdem hat er ihr ja zu verstehen gegeben, dass er was von ihr will, sie kann sich also Zeit nehmen heraus zu finden, ob derjenige zu ihr passt. Sie müssen dann ja nur noch einwilligen und schon haben sie ihn. Was das Interesse eher sinken lässt, sie können ihn ja jederzeit haben. Lässt er den Kontakt dann langsam abflauen, denkt Frau dann, er interessiert sich nicht mehr für mich und der Spieß dreht sich auf einmal um (kann ich nicht haben --> jetzt will ich ihn doch, bevor er ganz weg ist!). Jetzt liegt es bei ihm, eben nicht auf beleidigte Leberwurst zu tun, sondern sich zu freuen, dass sie sich doch noch für ihn entschieden hat. Gleichzeitig könnte er es als Chance sehen, sich nochmal mit seinem Bauchgefühl auseinander zu setzen und ob das überhaupt Recht hat.
Meine Freunde sind so ca. 50/50 Männer/Frauen und das ist in etwa genau das Schauspiel, welches ich schon auf beiden Seiten mehrmals beobachten durfte. Nur ist es als aussenstehender Beobachter natürlich viel einfacher, sowas zu erkennen. Steckt man selbst drin, vernebeln einen die Emotionen die Sicht auf die Zusammenhänge. Hat man das erstmal begriffen, kann man lernen dieses Prinzip zu verinnerlichen und versuchen sich daran zu erinnern, sobald man sich in derselben Situation wiederfindet. Das kann auch zu einer Gelassenheit führen, die man dann auch ausstrahlt und meine bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass diese Ausstrahlung an mir oder anderen Menschen attraktiv wirkt. Es ist eine ähnliche Gelassenheit, die Vergebene inne haben und die wirken auch oft attraktiver auf einen, als wenn sie single sind.
Man ist dann einfach nur man selbst und so ist es am leichtesten einen zu sich passende/n Partner/in zu finden. Wenndann sollen die sich ja in die Person verlieben, die man ist und nicht in eine, die man nur vorgibt zu sein.
Nachtrag: Jetzt fiel mir noch etwas ein. Das "ich will, was ich nicht haben kann"-Prinzip lässt sich auch umdeuten in "ich kann nicht haben, was ich unbedingt (und möglichst schnell) will". Ist man auf Partnersuche um möglichst schnell das Single-Dasein zu beenden, verkrampft man sich zu sehr auf dieses Ziel und wirft dabei seine Authentizität über Bord. Um möglichst schnell einen Partner zu finden, versucht man schnell mal diejenige Person zu sein, von der man denkt der/die andere findet diese attraktiv. Und erreicht das Gegenteil, weil man nicht mehr man selbst ist.