fragt er das wirklich?
Entschuldigung, daß ich das sagen muß, aber das ist eine total kaputtige Frage.
Selbstverständlich ist Sex ein Grundbedürfnis, weil der Mensch nicht nur ein Einzeller ist.
Die ersten Grundbedürfnisse sind natürlich ganz klar der Selbsterhaltung zu zu rechnen (essen, trinken, schlafen). Dann kommt Arterhaltung und an der Stelle hört es bei den meisten Lebewesen auf. Beim Menschen existiert jedoch auch das Bedürfnis zur Kommunikation und sich mit Artgenossen zu umgeben. Rein evolutionär betrachtet ist der Mensch ein Gruppentier, kein Staatentier und auch kein Einzelkämpfer. Aber er braucht Artgenossen um sich entwickeln und wohlfühlen zu können. Kein Mensch kann alle seine Bedürfnisse alleine decken, dazu reichen 24 Stunden am Tag nicht aus, deswegen gibt es diese Gruppen. Das hat nichts damit zu tun, daß heute viele Leute meinen als Single am besten zurecht zu kommen. Gruppen und Versorgungsgemeinschaften sind Institutionen die es von der Höhle bis zum Supermarkt immer in irgendeiner Form gegeben hat.
Dann kommen noch einige andere Faktoren hinzu, aber ganz ganz wichtig möchte ich hier die emotionale Welt des Menschen herausstellen. Wir wollen uns akzeptiert und gemocht fühlen. Nur dann kann der Mensch sich sicher fühlen, daß er sein Selbst und seine Art weiter erhalten kann.
Dann kommt noch der Wunsch des Menschen sich in Kunst auszudrücken hinzu. Der Wunsch Schönheit zu genießen, sich von den Sinneswahrnehmungen inspirieren zu lassen. Irgendeine Wüstenechse hält wahrscheinlich eher nicht inne um über das Wunder des Sehens zu sinnieren und wenn ich in einer warmen Vollmondnacht einer jungen Frau beim Baden in einem Wasserfall zusehe, empfinde ich Reize weit jenseits dessen was andere Lebewesen als Grundbedürfnis kennen. Es gibt zwar auch Tiere die nur zum Spaß pimpern (und das nicht zu knapp), die spielen und musizieren und Bilder malen, aber so eine hingebungsvolle Lust und Erotik kennen nur wir.
Ebenso dürfen wir unsere Ratio nicht vergessen, die auch benutzt werden will. Unser Gehirn und die Nervenbahnen funktionieren nur dann, wenn sie gereizt werden.
Aus allen diesen komplexen Faktoren (und denen die ich vielleicht auf die Schnelle vergessen habe) bestehen wir Menschen und daher schlafen wir miteinander nicht nur zur Arterhaltung oder zum Abbau von Hormonen. Wir wollen/brauchen auch Vergnügen, Geborgenheit, Entspannung, Inspiration und wollen (hoffentlich) auf diesem Weg auch Freude und Zärtlichkeit geben.
Insofern ist es sehr einsilbig Grundbedürfnisse nur so minimalistisch darzustellen. Ein Obdachloser sagt auch, daß er nicht wirklich ein Dach über dem Kopf braucht, aber irgendwann friert ihm eben etwas ab und genau so ist es auch mit Sex. Wer das nicht (in irgendeiner Form) hat wird auf Dauer krank werden, bzw. ist es schon.
In Hochachtung vor dem Wunder des Lebens
Harthaus-Neff