@sin_less
hatte weiter vorn schon darauf hingewiesen, dass eine Verständigung über den Begriff not tut.
Ist Sex ein Grundbedürfnis?
Für mich ist Sex im engeren Sinn = Kopulation für den urprünglichen, noch nicht reflektierenden Menschen (der Neanderthaler war da vermutlich schon etwas weiter) ein Grundbedürfnis.
(Hier mal was zum Nachlesen auf der Homepage:)
https://www.joyclub.de/my/homepage/3971329-234537.these.html
(in manchen Maslow-Pyramiden, die ergoogelt werden können, ist Sex bzw. Sexualität als Grundbedürfnis definiert - eine Pyramide, die Sex und Sexualität zu den "höheren" Bedürfnissen zählt, ist mir noch nicht begegnet)
Für den Jetzt-Menschen ist Sex nach meiner Meinung kein Grundbedürfnis mehr, wenn dieses Bedürfnis genug sublimiert werden konnte. Die Sublimierung setzte für mich sehr früh ein mit dem Aufkommen von Kultur und Ritualen im Zusammenhang mit Sex. Treibende Kraft sehe ich in wirtschaftlichen Erwägungen, die Ressourcen durch Reglementierung von Sex (und damit eine indirekte Geburtenkontrolle) vor zu großer Inanspruchnahme zu schützen. Die Entstehung von persönlichen Besitz im Gegensatz zur Allmende brachte die Notwendigkeit einer Regulierung der Übergabe von Besitz/Ressourcen im Todesfall (Erbrecht) und führte zur Exklusivität der Erbrechte (zunächst nicht für alle Kinder, sondern nur für die in der Ehe anerkannten Kinder eines Erblassers). Nachdem wirtschaftliche Zwänge diese Exklusivität nicht mehr erzwingen (Erbberechtigung entsteht heute in Mitteleuropa - mit Ausnahme bei Ei- oder Samenspendern - aufgrund genetischer Abstammung; wirtschaftliche Zwänge ala "Wer muss den Hof erben?" werden geringer), bewegt sich nun der weniger den Zwängen, der Sublimierung unterliegende Sex in Richtung Grundbedürfnis.
Was ist nun mit der Sexualität? Diese fasse ich sehr weit, hat mit Berührung, Fürsorge im Clan zu tun, geht für mich nicht erst bei der gegenseitigen Fellpflege bei den Affen los. Ist weniger exklusiv, macht aber Exklusionsbewegungen synchron zum Sex mit. So sind in verschiedener kultureller Ausformung bestimmte Berührungen verboten, erlaubt, toleriert, üblich. Sind diese "Vorschriften" für das eigene und das gegenüberliegende Geschlecht unterschiedlich, haben ganz klar einen Bezug zur Sexualität. Und synchron zur geringeren Exklusivität von Sex (weil freier von wirtschaftlichen Funktionen), bewegt sich die Sexualität, also die ganze Bandbreite von - der Penetration vorgelagerten - Verhaltensweisen zwischen Männern und Frauen, zwischen Männern untereinander und Frauen untereinander im Moment nach meiner Wahrnehmung hin zu weniger Exklusivität.
Um jetzt zur TE-Frage zu kommen: Sex und Sexualität werden wieder zum Grundbedürfnis, wenn es nicht mehr sublimiert werden muss, weil der Zusammenhang von Sex im engeren Sinn nicht mehr mit der Gefahr verbunden ist, dass durch zu viele Kinder die Ressourcen überbeansprucht werden (das kriegen wir inzwischen viel effektiver auf anderen Wegen hin) oder durch zu viele Erben Weltreiche nach und nach zersplittert oder Höfe unter eine wirtschaftlich überlebensfähige Größe zerteilt werden.
Also hängt für mich die Beantwortung der Frage nach dem Stellenwert von Sex (Grundbedürfnis ja/nein) davon ab, wieviel Exklusivität - aus welchen Gründen auch immer, meist sind es wirtschaftliche und/oder gesundheitliche (Minimierung von Ansteckung) - der Sex haben soll. Und so offen oder so zugeknöpft geben wir uns dann bei der Sexualität als ganzes.
Nun ist der Mensch kein Spielball seiner Gene. Was der Einzelne damit macht, an der Sublimierung Gefallen findet und diese beibehalten möchte oder weniger sublimiert, um wou-Erlebnisse zu haben, die sonst vielleicht nur mit Drogen zu erreichen wären, das liegt mittlerweile in der persönlichen Entscheidung der/des Einzelnen, weil wir Wahlfreiheit haben.
Entschuldigen möchte ich mich bei allen, die sich in der Zweiteilung von Mann und Frau nicht wieder finden aber der Mainstream bestimmt da das Bild. Dass sich inzwischen das Recht mit den Geschlechtern zwischen oder neben den bekanntesten zwei (Mann/Frau), sehe ich als Ausdruck, dass auch diese Exklusivität (in entweder/oder) abnimmt.