Es ist sicherlich 20 Jahre her, als ich, beruflich in einer anderen Stadt, die Gelegenheit ergriff und meine erste BDSM-Party besuchte. Sie fand in einem größeren Studio statt.
Zuerst fand ich vor lauter Aufregung den Eingang nicht. Natürlich war ich viel zu früh da und insofern setze ich mich erst mal einsam an eine provisorisch aufgebaute Bar. Eigentlich hatte ich Lust auf einen Whisky, aber dann befürchtete ich, dass die Alkoholwirkung zu schnell einsetzt und bestellte mir einen Rotwein. Blödsinnige Wahl, der war nicht genießbar.
Neben mir stand ein Typ im hellen Anzug. Also den Veranstaltungshinweis, Fetisch oder Abendgarderobe durfte man wohl nicht so ernst nehmen. Ich trug einen schwarzen Anzug. Der Knabe machte irgendwas im Marketing oder Medizintechnik und besuchte hin und wieder solche Veranstaltungen. Später am Abend stellte sich heraus, er war arbeitslos und seine Frau hatte ihn verlassen.
Zu meiner anderen Seite stand ein Mann von der Sorte selbstsicherer Unternehmensberater, der auch tatsächlich aus einer Unternehmensberatung kam und häufiger solche Veranstaltungen besucht. Auf meine Frage, ob man hier denn eine Frau kennenlernen könne, meinte er, dass das sicherlich nicht ausgeschlossen sei, er sich aber üblicherweise über die einschlägigen Portale eine Partybegleitung sucht.
Irgendwann stellte ich fest, dass sich der Raum gefüllt hatte, denn inzwischen standen die Leute in Dreierreihen an der Bar. Ich drehte daher einige Runden durchs Getümmel. Die Tanzfläche war gut besucht, viele standen aber eher nur rum.
Es herrschte der übliche Männerüberschuss vor. Die meisten Männer trugen billige Vertreteranzüge, einige wenige Smoking oder Uniform, mehrere trugen Fetischklamotten. Wobei ich feststellte, dass ein Mann im Anzug einfach eine bessere Figur als in Lack, Latex oder Leder abgibt.
Ein Mann hatte mit glückseligen Besitzerstolz zwei Frauen dabei, einige Personen führten ihre Begleitung an einem Halsband hinter sich her. Einer Frau sah man regelrecht an, dass sie unheimlich stolz darauf war, was für einen hübschen Kerl sie abbekommen hatte. Im Vanilla-Bereich hätte sie so einen wohl nicht bekommen. Er war ersichtlich nicht ihre Liga.
Es wurde auch gespielt, einer an einem Bock stehende Frau wurde der Hintern versohlt, gleichzeitig wurde sie hingebungsvoll von einem anderen Mann geküsst. Im Flur kniete ein Mann vor einer Frau und bekam von ihr eine richtige Ohrfeigenserie. Es sah irgendwie gut aus. So routiniert, wie die das machten, mussten die das schon häufiger getan haben.
An Frauen kam ich nicht ran. Zwar gab es auch Frauen, die wohl zu zweit auf die Party gekommen waren. Aber als ich ein solches Pärchen ansprechen wollte, vernahm ich von der einen den an ihre Freundin gerichteten Gesprächsfetzen, dass es hier aber viel bedürftige Männer gäbe. Ich machte daher gleich wieder kehrt. Klar weiß ich, dass ich als Mann offensiv sein und sie ansprechen muss. Das ist auf solchen Feten nicht anders, aber das schaffte ich auf meiner ersten Fete nicht.
Es gab noch einen Raum, da liefen an einem Bildschirm an der Wand Pornofilme. Der Raum diente wohl der Entlastung infolge der allgemeinen sexuellen Reizüberflutung. Ein Pärchen lag auf dem Sofa und vögelte und drei Männer lagen daneben und onanierten. Onanierende Männer sind kein schöner Anblick.
Fazit: nette Leute wie du und ich. Alles ganz normal. Ein Zoo in dem ich mich schnell sehr zuhause fühlte. Eine erotisch aufgeladene Stimmung, viele Suchende, die ganz cool so taten, als ob sie doch nicht suchten. Für das Nächste mal beherzigte ich den Vorschlag des Unternehmensberaters und kümmerte mich um eine Partybegleitung.