Erst einmal zur Sache mit der Pille: Sie greift so stark in den Hormonhaushalt einer Frau ein, dass schlicht niemand wissen kann, was passieren wird. Von totaler Lustlosigkeit bis zu unstillbarem Sexhunger ist alles möglich, von Appetitlosigkeit bis zu Heißhungerattacken. Das einzige, das sicher ist, ist jenes: Es wird sich durch die Einnahme der Pille etwas ändern.
Wenn es euer beider Wunsch ist, dass sie die Pille nimmt, dann gibt es daran auch nichts zu meckern. Jedes Paar hat da seine eigenen Vorstellungen, wie es gerne verhüten möchte.
Allerdings finde ich, dass man, wenn es große Anpassungsschwierigkeiten gibt, dann auch so ehrlich zu sich selbst sein kann, dass der "BDSM-Modus" in dieser Phase eine Belastung sein kann, die sich nicht wuppen lässt.
Das mit dem toppen von unten sehe ich ähnlich, sehe es aber nicht so dramatisch. Wenn es dir bewusst ist, könnt ihr beide ja darüber reden. Mir kam beispielsweise sofort die Frage ins Hirn, warum sie dich nicht einfach drum gebeten hat, die Alltagsgeschichten auszulassen? Also nicht dir gesagt "mir wird das zuviel", sondern "darf ich bitte die Whatsapp-Nachrichten morgens weglassen? Ich bin gerade echt überfordert von allem." beispielsweise. Sie sich also aus ihrem Sub-Modus heraus die Erlaubnis holt und dir die Macht bei dir lässt.
Von außen ist es immer schwierig, zu sagen, was der goldene Weg ist. Prinzipiell finde ich aber, dass wenn das Ganze in den Alltag hinein geht, man sich erstens schon sehr gut kennen muss, vor allem aber auch zweitens ein Plan da sein sollte, wie man gefahrlos in den "SM-Modus" ein- und auch wieder aussteigen kann. Sprich: Was ihr tut, wenn es Probleme gibt. Ob ihr Codewörter habt, die sagen "du, das muss ich mit dir auf Augenhöhe besprechen" (gilt auch für dich, den Satz könnt ihr beide sagen).
Und: Das mit dem Bestrafen kapiere ich grade nicht so. Kickt dich die Strafe denn? Oder hast du sie ausgsprochen, weil du dachtest, sie erwartet eine Strafe?
Sobald du mehr drüber nachdenkst, was sie nun erwartet als was dir selbst etwas gibt, hast du die Macht verloren. BDSM sollte kein Spiel der Erwartungen sein, sondern ebengerade das Unerwartete ins Leben lassen. So finde ich persönlich (das kann aber jeder anders sehen, es ist nur meine persönliche Ansicht, "mein" BDSM) es grundsätzlich spannender, wenn Dinge nicht vorgegeben regelmäßig geschehen ("jeden Tag um 10 Uhr gibt es eine Whatsapp"), sondern spontan. Und idealerweise genau dieser Überraschungseffekt sie dann geil macht. Und dich gleich mit.
Das alles, finde ich, ist jetzt aber erst einmal zweitrangig. Wenn es um die Pille geht, um die Verhütung allgemein, könnt ihr das nur als Paar auf Augenhöhe entscheiden. Es ist im Leben eines Paares eine sehr große Entscheidung. Gerade dann, wenn die Entscheidung pro Pille fällt, da sie nun einmal in den Hormonhaushalt der Frau sehr eingreift.
Und so schließt sich der Kreis hier: Geht das Verhütungsthema auf Augenhöhe an. Seht, wie es sich entwickelt. Unterstütze sie dabei. Mache ihr die Umstellung leicht. Sei für sie als Frau (!) da, du als Mann, nicht als Dom.
Und hole dann den Dom wieder aus der Kiste, wenn ihr beide wisst, wie ihr eure Lust, ihre wie deine, wieder wecken könnt.
Das ist für den Anfang, siehst du ja, auch ohne BDSM erst einmal schwierig genug.