Ich selbst würde nicht außerhalb "essen", wenn innerhalb der Beziehung Probleme zu diesem Thema herrschen.
Heißt (jetzt mal aus meiner Perspektive) ich würde mir erstmal keinen anderen Sex- oder Spielpartner suchen, wenn es deswegen in der Beziehung gerade Krach gibt. Keiner von beiden sollte ein Problem damit haben, wenn Bedürfnisse, die innerhalb der Beziehung nicht gestillt werden können, einfach außerhalb ausgelebt werden, ob einzeln oder zusammen. Aber wenn man das aus nagender Unzufriedenheit tut und man in der Beziehung deswegen gefrustet ist und streitet, kann es passieren, dass man dem neuen Sex/Spielpartner außerhalb der Beziehung zu viel Bedeutung gibt. Das ist zumindest meine Erfahrung. Da wird der eigene Partner ganz schnell mal zum "Langweiler" und man konzentriert sich zu sehr auf denjenigen, der eben keinen Stress macht, sondern einem gibt, was man will.
Dieses Ausweichen auf externe Sexpartner in einer aufgeheizten Situation scheint immer eine schnelle, bequeme Lösung zu sein, aber in der Regel ist es nur eine schnelle Lösung und keinesfalls eine langfristig bequeme.
Ich kenne die Situation, dass man nach ein paar sehr intensiven BDSM-Erfahrungen Pausen braucht, damit der Kopf hinterherkommt. Bei zu viel in zu kurzer Zeit ist das für mich eher auslaugend und ich habe dann auch erstmal nicht mehr so wirklich Bock darauf. Manches muss ich verarbeiten, es muss sacken. Bei anderen Dingen stelle ich auch fest, dass nicht jeder Mensch mir dasselbe Gefühl gibt und gewisse Praktiken mit dem einen toll sind, mit dem anderen überhaupt nicht. Es braucht Zeit, diese Dinge zu sortieren und je mehr Druck mir dabei gemacht wird, desto weniger Lust habe ich, mich überhaupt damit zu beschäftigen. Ich brauche dafür einen geschützten Rahmen und die Sicherheit, dass da nicht ständig jemand "piekst" und nachfragt, wie es denn nun aussieht, ob ich wieder Bock habe.
Ich habe zum Beispiel vor ein paar Wochen eine für mich sehr harte, anstrengende Grenzerfahrung (Public Disgrace) mit meinem Sexpartner gemacht. Das Erlebnis war für mich extrem intensiv und hat mir psychisch sehr viel abverlangt. Ich habe danach lange geweint und war völlig am Ende, aber auch sehr glücklich, weil ich etwas für mich wirklich enorm Schwieriges geschafft hatte und dabei über eine Grenze geschubst worden bin. Seitdem hat mein Sexpartner diesen Themenbereich ruhen lassen und wir haben erstmal "nur" Sex mit etwas leichterer D/s Kost.
Und ich denke, dass das auch ganz wichtig ist, sich hin und wieder mal ein paar Ruhezeiten zu gönnen, zu reflektieren, aufzuarbeiten und die Fäden neu zu sortieren. Und ich denke, dass es auch nicht schaden kann, sich ab und zu mit anderen sexuellen Bereichen auseinanderzusetzen, um sich zu erden und sich nicht den Geschmack zu verderben. Wie ein Zwischengang zur Geschmacksneutralisierung. Sonst landet man am Ende nur bei einer Höher-Schneller-Weiter-Mentalität, weil einen sonst nichts mehr befriedigt.
Ich denke aber auch, dass ein "Ich weiß nicht, woran es liegt" auf Dauer nicht hilft. Wenn sie nicht weiß, warum sie lustlos ist oder kein Interesse mehr an BDSM hat, ist es durchaus okay, ihr Zeit zu geben, das herauszufinden. Aber wenn man dann nur noch in der Luft hängt und auch keine Alternativen hat (zum Beispiel eben andere Sexpartner), würde mich das langfristig auch wurmen.
Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass sie es ausprobiert, es ihr aber letztendlich nicht geschmeckt hat? Oder dass ihr der Erwartungsdruck zu schaffen macht? Bei letzterem wäre es ziemlich kontraproduktiv, ihr auch noch ein Ultimatum zu setzen.
Vielleicht liegt das Problem aber auch ganz woanders. Gerade wenn man wenig Zeit miteinander verbringt, kann man sich stark auseinanderleben. Ich merke das in meiner eigenen Beziehung. Je weniger Zeit ich mit meinem Freund verbringe, desto mehr Kommunikationsprobleme haben wir und desto weniger habe ich Lust auf Sex mit ihm. Ich finde feste Zeiten für gemeinsame Unternehmungen sehr wichtig (wir haben dafür immer das Wochenende). Dabei finden wir wieder zueinander, erleben gemeinsam etwas, das uns beide glücklich macht, erkennen unsere Gemeinsamkeiten und haben dann auch wieder viel mehr Lust aufeinander.
Vielleicht kann man erstmal dort ansetzen und sich als Paar wieder näher kommen, Lust aufeinander entwickeln. Probleme und Unzufriedenheit im Alltag und mit sich selbst und der eigenen Lebenssituation können die Zwischenmenschlichkeit in einer Beziehung killen.