@TE
Aber wie sehr ihr es denn moralisch, wenn man so sein Studium finanziert? Gehört doch ne Art "abgebrühtheit" zu, oder?
Ich sage es mal so: Es gehört eine ganz bestimmte Haltung zum Thema Sex dazu, das in Erwägung zu ziehen. Es gibt Leute, für die ist Sex...
• etwas heiliges, das man nur in der Ehe hat
• etwas schmutziges/abstoßendes, das man lieber nicht hätte
• eine Pflicht/ein Opfer, das man haben muss, weil es zum jeweiligen Arrangement mit dem Partner gehört
• etwas intimes/exlusives, das man nur in einer Beziehung hat
• etwas romantisches, das man nur mit jemandem hat, den man liebt; im Extremfall nur und ausschließlich mit der ganz ganz großen einzigartigen Liebe
• etwas spaßiges, das man gerne und oft hat
• eine "Droge", die man braucht
• ein sozialer Hebel, mit dem man sich etwas "erkauft" (eine Beziehung, Zuneigung etc.)
• eine Ware, die man gegen Geld verkauft
...und so weiter.
• einige von diesen Haltungen schließen einander aus (wer Sex als heilig betrachtet, wird ihn kaum als Ware sehen).
• manche gehen sehr gut zusammen (romantisch und exklusiv).
• andere setzen eine weitere Haltung voraus (wer zB eine Ehe als etwas heiliges betrachtet, für den ist sie auch gleichzeitig exklusiv/intim).
• wieder andere sind situationsbezogen (zB kann für jemanden Sex exklusiv sein, wenn er/sie in einer Beziehung ist, aber nur zum Spaß da sein, wenn das nicht der Fall ist).
...und es ist bei weitem nicht so, dass es nichts über eine Person aussagt, wenn sie Sex auf eine bestimmte Weise sieht: Eine schüchterne religiöse Romantikerin wird eben nicht nur zum Sex, sondern auch in ganz anderen Fragen eine ganz andere Haltung haben als ein Sugar Babe - das jetzt einfach nur als wertfreie Feststellung.
--------------------------------------------------------------------------
Was deine bestimmte Situation angeht: Auch wenn du schon deine Entscheidung getroffen hast, lass dir gesagt sein, dass du damit kaum alleine sein dürftest. Es ist gibt unzählige Gründe, eine Beziehung zu beenden bzw. gar nicht erst in Erwägung zu ziehen, und diejenigen sexueller Natur sind da ebenfalls legitim.
Manche wollen nicht in offenen Beziehungen leben (will meinen: Den Partner nicht teilen), manche wollen keine Beziehung mit SexarbeiterInnen (gegenwärtigen oder ehemaligen), und manche wollen keine Beziehungen mit jemandem, der einen zwei Monate lang über ein potenzielles Ausschlusskriterium im Dunkeln gelassen hat (Unterschlagungslügen sind eben auch Lügen) - und bei dir sind direkt mal alle drei auf einmal gegeben gewesen.
Dazu kommt: Eine Beziehung, die schon von Anfang an derart dysfunktional ist, wird es auch nicht länger machen, denn in der Regel werden solche Probleme eher schlimmer als besser. Hier im Joy liest man am laufenden Meter von problembehafteten Beziehungen, die deswegen im Scheitern begriffen oder faktisch schon gescheitert sind, weil es Differenzen in sexueller Hinsicht gibt (wegen Vorlieben, Öffnen der Beziehung, Eifersuchtserlebnissen beim Swingen etc.). Du hättest dich praktisch auf eine mit Ansage zum Scheitern verurteilte Beziehung eingelassen, wenn du nicht die Reißleine gezogen hättest. Das wäre ihr gegenüber nicht wirklich fair gewesen, aber noch viel unfairer gegenüber dir selbst.
Nur hättest du dir für diese Erkenntnis nicht den Segen des Joyclubs holen müssen