Den guten Freier gibt es nicht.
Ein Mann, der Prostitution in Anspruch nimmt, sollte sich zuerst mit der Frage beschäftigen, ob er möchte, dass seine Frau, seine Tochter, seine Mutter oder seine Schwester diesem Beruf nachgeht.
Wegen des hohen Dunkelfeldes sind Studien die Prozentzahlen zu Zwangsprostitution liefern mit Vorsicht zu genießen. Die Zahlen schwanken zwischen ~60% und ~90%. Ich setze bei meinem Beispiel bewusst niedrig an und beziffere 10%. Wenn, was völlig untertrieben ist, jede 10te Frau in diesem Geschäft unter welchem wie auch immer gearteten Zwang agiert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Freier auf eine Frau trifft, die nicht freiwillig ihren Körper an ihn verkauft, hoch. Die Prostituierte zu fragen, ist sinnlos, denn sie wird dem Freier keine ehrliche Antwort geben. Entweder schadet sie damit ihrem Umsatz direkt, oder sie schadet dem Umsatz ihres Zuhälters, der es ihr auf seine eigene Art und Weise danken wird. Ihr Beruf ist Schauspielerei. Der Mann soll tunlichst nicht merken, dass er sich ein JA erkauft hat. Er soll auch nichts von widrigen Umständen bemerken, denn dafür zahlt er nicht. Er zahlt für ein JA und ein Lächeln, egal welche Umstände herrschen. In anderen Berufszweigen nennt die Gesellschaft das Professionalität.
Ein Mann, der unter diesen Voraussetzungen, dass er jeder Zeit damit rechnen muss, es mit einer Frau zu tun zu bekommen, die unter Zwang diese Tätigkeit ausübt, hat Vergewaltigerpotenzial. Denn er vergewaltigt in dem Moment, indem die Frau unter Druck steht, oder gezwungen wird. Männer, die das ablehnen, verkehren nicht mit Prostituierten. Männer, denen das egal ist, vergewaltigen auf diese Weise eine Frau, oder laufen Gefahr eine Frau zu vergewaltigen. Das müsste und sollte jeden Mann mit gefestigtem Menschenbild davon abhalten Prostitution zu konsumieren. Gleiches gilt für Freier von Strichjungen oder Callboys.
Allein die Vorstellung, dass die Frau oder der Mann mit dem er grade Verkehr hat sich in diesem Augenblick vor ihm ekelt, Angst hat und kein 100%iger Konsens besteht, muss bei einem Mann mit gesundem Menschenbild dazu führen, die Hose lieber zuzulassen. Alle, bei denen das anders ist, sollten einen Arzt aufsuchen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.
Ich möchte davon keine Ausnahme machen und schreibe bewusst alle, weil es nicht um den konkreten Fall der Zwangsprostitution geht, sondern über das Damoklesschwert, was über einem solchen Akt schwebt.
Die Schätzung eine/r von 10 ist optimistisch. Das heißt, das Risiko für den Mann zum Vergewaltiger zu werden ist eigentlich sogar noch höher als 1 zu 10.
Keine Lebenssituation ist so, dass ein Mann so etwas tun muss, sich und seinem Gewissen das antun muss. Sich ein JA zu erkaufen, statt sich an einem ehrlichen JA zu erfreuen, darf keine Alternative sein. Prostitution ist weder wichtig, noch notwendig. Es ist nicht wichtig oder notwendig menschliches Fleisch für jedwede Neigung für Männer zu jeder Zeit verfügbar zu machen.
Niemand kann im Leben alles haben, was er möchte. Für manche Dinge muss man etwas tun. Auch für das Vertrauen eines Sexualpartners sich einem hinzugeben. Das Erste, was man dafür tun muss, wäre sich nicht abzustumpfen, indem man Zeitmangel, geringe Attraktivität, Unsicherheit oder Faulheit mit dem Zücken von ein paar Scheinen ausgleicht.
Für ein erfülltes Sexualleben braucht es keine Prostituierten und keine Pornografie. Und wenn ein Mensch Neigungen hat, die sonst niemand teilt, dann ist das eben einmal so. Eigentlich lernt man doch schon als Kind, dass nicht immer alles unter dem Christbaum liegt, was man sich wünscht, weil alles Grenzen hat, und begrenzt ist.