Hey Anjali79! Ich bewundere deine Courage, deine Brustform so offen zu thematisieren, worüber zu sprechen dir eigentlich schwer fällt. Niemand ist frei von Makel und ich hätte nicht den Mut, meine Unzulänglichkeiten so offen anzusprechen - du hast meinen vollsten Respekt.
Erstmal eine konkrete Hilfestellung:
Hast du schonmal versucht, deinen Busen aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren? Es wurde bereits mehrmals OP vorgeschlagen, wobei ich es ein bisschen verwerflich finde, so leichtfertig OPs als Körperoptimierungsmaßnahme anzugeben. Es gibt gesundheitliche, finanzielle, ästhetische, psychische und moralische Gründe, die dagegen sprechen können.
Es klingt vielleicht banal, aber oft können dir Fotos eine völlig neue Perspektive auf deinen Körper eröffnen. Bestimmte Posen können deinen Busen so betonen, dass du dir mit ihm gefällst. Professionelle Fotograf*innen können Seiten aus dir herausholen, die du vielleicht selbst noch nicht von dir kennst. An Anorexie erkrankte werden sich im Spiegel immer als fett sehen, Fotografien aus anderen Perspektiven sind aber durchaus in der Lage, ihnen die Illusion dieser Spiegelperspektive klarzumachen. Ich möchte damit nur verdeutlichen, wie wertvoll gute Fotos sein können. Mehr als nur eine "das bin ich"-Bestandsaufnahme einer Handykamera.
Nun etwas weiter ausgeholt:
Überlege dir genau, wem du gefallen möchtest - tatsächlich dir selbst oder anderen, und wem genau? Etwaige Partner*innen können dir vielleicht auch Tips geben, in welcher Haltung und mit welchen Dessous ihnen dein Busen besonders gefällt. Jede Körpereigenschaft hat ihren Reiz - kleine Busen, große Hintern, kurze Haare, Körperbehaarung, spitze Brüste, Frauenbärte, Bohnenstangen und schöne Kurven. Für alles gibt es einen Markt. Entdecke den besonderen Reiz deines Körpers und spiele damit. Fokussiere dich dabei nicht nur auf deinen Busen. Sei stolz auf dich und deinen Körper. Vergegenwärtige dir deine Stärken und lass dich nicht durch selbstempfundene Makel definieren. Erst deine selbstbewusste, lebensbejahende Ausstrahlung macht dich schön.
Ein derartiger operativer Engriff sollte tatsächlich nur allerletzter Ausweg sein, solange er medizinisch nicht notwendig ist. Das heißt, wenn Fotos, Dessous, Wellness, Fitness, psychotherapeutische Beratung, Ernährung, body building nicht klappen und du nach wie vor totunglücklich mit deinem Aussehen bist, dann erst wäre eine OP mit all ihren Risiken, Kosten und gern unterschätzten psychischen Auswirkungen verhältnismäßig. Die Unzufriedenheit mit sich selbst wird im Hang zum Körperkult und zur Selbstoptimierung nicht durch schönheitschirurgische Eingriffe einfach beigelegt. Oft liegen die Ursachen für die Unzufriedenheit viel tiefer.
Lass dich von ollen Werbeplakaten nicht einschüchtern. Was schön und weiblich ist, brauchst du dir von irgendwelchen Gesellschaftsfantasien nicht vorschreiben lassen und schon gar nicht brauchst du ihnen entsprechen. Du bist vollkommen, so wie du bist. Und hier hast du immer eine Community, die dich darin bestärkt!