… auf der anderen Seite kann ich es nicht verstehen, jemand des Fühlens ganz zu berauben, wo es doch überhaupt ums Fühlen geht.
Hmm @
Blutsauger
Fühlen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was du unter dem Wort ´Fühlen´ verstehst bzw. was du damit verbindest. Und ´ganz berauben´ klingt etwas unglücklich – kanalisieren ist da schon besser.
Ich zum Beispiel reduziere das „Fühl“-Spektrum der klassischen 5 Sinne um letztendlich genau das in einer Geliebten zu stimulieren, was der Volksmund ´Gefühl´ nennt. Fühlen und Gefühl mögen sich nämlich.
Und die simple Kurzformel lautet: Ein Minus an physischem Fühlen erzeugt ein Plus an innerem Gefühl, einen Wirbel der Emotionen – u. a. durch Potenzierung von Ohnmacht und Ausgeliefertsein.
(wobei nicht gesagt ist, zu welcher Seite sich das Gefühl wendet: Angst oder Lust. Das Spiel damit obliegt definitiv immer den zwei Protagonisten, da ist jeder Jeck, wohl auch jede Zielsetzung, anders. Unsicherheit zu erzeugen finde ich schwer in Ordnung, echte Angst zu produzieren halte ich für kontraproduktiv – weil es bestehendes Vertrauen irreparabel zerstören kann)
An dieser Stelle finde ich es auch einmal interessant, unsere Sinneswahrnehmung quantitativ aufzulisten:
Sehen: 70-80%
Hören: 10-15%
Riechen: 3-8%
Schmecken: 1-2%
Tasten (Fühlen): 2-5%
(Die Zahlen variieren daher, da die diversen Quellen unterschiedlich Angaben machen. Die vier weiteren menschlichen Sinne, die die moderne Physiologie noch benennt, sind hier nicht berücksichtigt: Temperatursinn, Schmerzempfindung, Gleichgewichtssinn und Tiefensensibilität)
Man sieht schon an der Hierarchie, warum deine Augenbinde der Klassiker in der sensorischen Deprivation schlechthin ist und weiterhin sein wird.
Da unsere 5 Sinne das Fenster zur Welt sind, kann sich nun auch ein unbedarfter Außenstehender vorrechnen, was in einem Menschen vorgehen kann, dessen Umweltinterpretationsfühler, dessen Fenster man z. B. zu 80%-95% (hier nur Sehen & Hören) einfach schließt. Da alle Sinne einem Orchester nicht unähnlich zusammenarbeiten um die Umwelt zu interpretieren kann man sich auch gut vorstellen, wie einsam und laut sich plötzlich die Triangel vorkommt, wenn die Pauken und Trompeten plötzlich fehlen. Was bei dem einen oder anderen entsprechend bizarre Gefühle auslösen dürfte, weil der Verstand nun mal naturgemäß nach möglichst vielen Informationen zwecks Interpretation giert, nun aber nur auf die bescheiden verbliebenen zurückgreifen kann. Was dem verspielten Top natürlich diabolisch gefühlte Freude bereitet, weil er weiß, dass sich Sub in seiner Gegenwart eher nach außen orientiert, denn rein meditativ nach innen.
Und passend dazu hat mein Liebling Clausewitz einmal etwas Wundervolles formuliert:
„Der Listige lässt denjenigen, welchen er betrügen will, die Irrtümer des Verstandes selbst begehen.“
Yep, und das macht tatsächlich Spaß. Mir zumindest, denn da wird der Eiswürfel ganz schnell zum heißen Kerzenwachs.
Und was die Foliennummer betrifft. Der Mensch ist nicht nur Raubtier, da steckt auch eine gehörige Portion Fluchttier drin. Und selbiges zu paralysieren spricht in seiner Ohnmacht ja für sich selbst. Folie macht Spaß und ist in ihrer Wirkung extrem intensiv – ich nutze sie nur mit anderer Intention. Ich greife auf Folie nur zurück, um noch viel intensiver und hoffnungsloser, weil kompakter zu fixieren und exponierte Freizonen noch bewußter werden zu lassen. Das Deprivationspotential der Folie bezweifle ich etwas, da ja – egal wie man es wickelt – Sinneseindruck durch Hautkontakt besteht.
van Bruns