Angst und Mindfuck
Ich möchte die ganze Problematik mal aus der BDSM-Sicht betrachten, also von Seite der Angst her.
Dein Freund steht auf BDSM. BDSM ist für Dich hochgradig angstbesetzt.
Du hast Dich mit BDSM nicht beschäftigt, aber Du hast Bilder im Kopf, die Du schrecklich findest. Also ist BDSM schon mal gar nichts für Dich und Du hast Angst davor.
Deine Bilder sind Fiktion. Nichts davon hast Du real erlebt. Es sind auch nicht die Bilder Deines Freundes, er hat mit Sicherheit andere. Du kennst sie nicht. Auch keine anderen, die Dir möglicherweise gefallen könnten. Du fühlst also Angst vor fiktiven Bildern oder Vorstellungen, für die Du keinerlei Realitätscheck hast.
Sowohl Deine Bilder, als auch Deine Angst sind reiner Mindfuck, Hirnwichse sozusagen, die Du aber zu Deiner Realität erklärst und darunter leidest.
Dieses Muster funktioniert perfekt. Da depressiv veranlagte Menschen zum Grübeln neigen, bietet Dir Deine Fiktion die perfekte Never-Ending-Story. Du wirst nie zu einem Ergebnis, geschweige denn einer Lösung kommen, da alles eine Fiktion ist. Da sich die Angst dieser Fiktion aber sehr real anfühlt, hindert sie Dich erfolgreich daran, Realitätskontrolle zu erlangen.
Soweit Dein Dilemma.
Und jetzt ein bisschen Realitätssicht aus BDSM-Perspektive:
Dein Freund ist laut Profil 27. Ihr seid 1,5 Jahre zusammen. Er hatte in dieser Zeit eine reale BDSM-Erfahrung. Und da diese in der Tat einmalig war, ist davon auszugehen, das diese Erfahrung nicht das gelbe vom Ei war. Ich kenne nicht die Rahmenbedingungen dieser Story. Ich weiß aber, das Dom eine richtig angefixte Sub nur schwer los wird...
Realistisch betrachtet ist es unwahrscheinlich, das Dein Freund weitreichende reale Erfahrung im BDSM-Bereich hat und als Dom seinen Weg gefunden hat. Das ist nicht böse gemeint. Wo soll er die Erfahrung in seinem Alter her haben? Alle BDSMler die ich kenne, haben Jahre gebraucht, um ihren Weg zu finden und Erfahrungen zu sammeln.
Und dies ist auch der einfache Grund, warum er sich so schwer tut, eine Sub zu finden: Es werden sich nicht viele Frauenpielz finden, die ihn in seinem Alter als erfahrenen Dom ernst nehmen.
Realitätstest: wenn Dein Freund wirklich Erfahrung hat und seinen Weg kennt, dann steht in eurer Wohnung eine Tasche oder Koffer mit seinen Lieblingsutensilien. Seine Schlaginstrumente, seine Seile, seines Klammern, seine Spielzeuge. Und wenn dem so ist, wird er Dir zu jedem Teil erklären können, wie, wo, wann er das anwendet und worauf zu achten ist.
Hat er Dich schon mal ans Bett gefesselt und vergenusswurzelt? Hast Du es genossen?
Hat er Dir schon mal gesagt, das er will, das Du ihm einen bläst in Du hast es einfach getan? Hat er Dich schon mal hart von hinten genommen und Dir dabei ein, zwei Klapse verpasst, als Du richtig geil warst? Und Du hast es genossen? Vielleicht hat es Dich sogar gekickt? Hast Du schon mal etwas ihm zuliebe getan, nur weil Du wußtest, das es ihm gefällt oder ihn anmacht? Kickt Dich Dirty Talk? Hat er Dich schon mal festgehalten oder bewegungsunfähig gemacht, um Dich zu küssen, zu ficken oder was auch immer?
Falls Du jetzt nickst: Herzlichen Glückwunsch. Ihr hattet schon BDSM. Zumindest Elemente davon.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wirf Deine Fiktionen, Deinen Mindfuck über Bord und widme Dich den Dingen, die Spaß machen.
Euren gemeinsamen Weg.
Und ob ihr das Kind am Ende BDSM nennt oder wie auch immer, ist völlig Wurst.
LG Maik